Kein schöner Zug: Einst wurde sie groß gefeiert, die Direktverbindung zwischen Waren und Leipzig. Unabhängig von der Pünktlichkeit der Bahn ist dieser Zug doch bisher intensiv genutzt worden – von Urlaubern und Einheimischen gleichermaßen. Doch mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember fällt diese Verbindung laut Deutsche Bahn weg. Sehr umständlich formuliert (Absicht?) heißt das in einer Bahn-Mitteilung dann so: „Zugunsten von besserer Systematik und Fahrplanstabilität wird die Verlängerung eines einzelnen ICE der langlaufenden Linie Berlin–Leipzig–Frankfurt–Stuttgart–München pro Tag und Richtung nach/von Rostock und Waren (Müritz) aufgegeben. “ Versteht kein Mensch, bedeutet aber nichts anderes, als dass die Direktverbindung von Leipzig nach Waren und umgekehrt gestrichen wird.
Für Frank Müller, Fraktionschef der AfD in der Stadtvertretung und Kandidat für den Landtag, ein Unding.
„Was wir hier erleben ist leider typisch für viele Entscheidungen der vergangenen Jahre. Es geht immer ein Stück voran und dann folgen zwei Rückschritte. Der ländliche Raum wird abgekoppelt, funktionierende Verbindungen werden gestrichen, während andernorts investiert wird. Dabei muss gerade in strukturschwächeren Regionen wie der Mecklenburgischen Seenplatte öffentlicher Nah- und Fernverkehr gestärkt statt ausgedünnt werden.“
Die Deutsche Bahn sei ein staatliches Unternehmen. Sie dürfe sich nicht allein an wirtschaftlicher Rentabilität orientieren. Es gehe hier um Grundversorgung und Entwicklung von strukturschwachen Räumen, einfach um gleiche Chancen in ganz Deutschland. Und dafür brauche es erreichbare Regionen, nicht schlechtere Anbindungen.
„Die nun gestrichene Verbindung war besonders wichtig für den Tourismusstandort Müritz. Künftig sind längere Fahrzeiten und Umstiege nötig, was die Attraktivität der Region mindert“, so Frank Müller.
Er fordert ein klares Signal aus Berlin und Schwerin: „Wir brauchen wieder Verlässlichkeit im Bahnverkehr. Und vor allem brauchen wir mehr Investitionen in Ostdeutschland. Wer vom Aufbruch redet, darf den ländlichen Raum nicht ausbremsen.“
„Wir sind Müritzer“ hat versucht, von der Deutschen Bahn eine Stellungnahme zu dieser Veränderung zu bekommen, unter anderem haben wir gefragt, ob diese Regelung nur für den Winterfahrplan gilt – bis Redaktionsschluss wurden unsere Fragen leider nicht beantwortet.









Wenn wieder jeder seine Sonderlösung fordert, gibt es am Ende wieder das bei der Bahn, was wir jetzt schon haben: ein kochkomplexes, sehr verspätungsanfälliges System.
Die Bahn erhöht den Takt auf der Trasse Berlin – Halle – München auf halbstündliche ICE’s. Damit bleibt weniger Raum für zusätzliche Züge auf dieser Trasse. Leipzig liegt nicht an dieser Trasse Berlin-Halle-Erfurt-München. Durch seinen Kopfbahnhof ist Leipzig schwierig in ein solches Hochgeschwindigkeitsnetz integrierbar. Andererseits wird die Bahn auch systematischer und vereinheitlicht den Takt auf vielen Trassen. Am 15.Oktober, wenn der Fahrplan erscheint, werden wir es genau sehen. Aber durchaus denkbar ist eine Anbindung an den ICE Rostock-Berlin im Zweistundentakt. Und *das* wäre auf jeden Fall ein Gewinn für Waren (Müritz).
Und es ist auch so: Die Anzahl der Reisenden von Leipzig bis nach Waren und weiter hält sich in Grenzen. Solche durchgebundenen Züge sind eigentlich für die Unterwegsreisenden gedacht, die nicht von Anfang bis Ende eines Zuglaufes durchfahren, sondern nur Teilstrecken nutzen. Die allermeisten Reisenden auf diesen Relationen fahren von Leipzig nach Berlin oder München oder von Berlin Richtung Norden auch über Waren. Auf diesen Relationen fahren aber mit dem neuen Fahrplan immer noch ausreichend Züge. Wer also von Rostock über Waren nach Berlin will und umgekehrt, hat keine schlechteren Möglichkeiten als mit dieser alten durchgehenden Relation. Ebenso auf den Relationen Berlin-Leipzig und Leipzig-München. Eine solch lange Relation München-Leipzig-Berlin-Rostock ist immer Anfällig für Verspätungen. Daher ist das Konzept der Bahn, die Zugläufe auf die eigentlich nachgefragten Entfernungen zu teilen, schon gut. Die Schweizer Bahn ist deshalb in Europa Pünktlichkeitsmeister, weil die das so macht. In der Schweiz gibt es keine Zugverbindung quer durch das ganze Land, obwohl die Schweiz wesentlich kleiner ist als Deutschland mit wesentlich weniger Streckenkilometern als die Deutsche Bahn hat.
Die erschließung des ländlichen Raums erfolgt durch den Nahverkehr (rote Züge) und wird durch Regionalisierungsmittel gestützt. Die werden vom Land für die Verbindungen vergeben. Der Fernverkehr ist eine eigenwirtschaftliche Sparte der DB (weiße Züge mit rotem Gürtel). Es werden auch keine Zugtakte reduziert, aber es erfordert ein Umsteigen, wenn man nach Leipzig will. In Berlin kein Problem, da alles barrierefrei. Das mit der Fahrplanstabilität kann ein Argument sein. Langläufer sind zwar kostensparend, tragen aber auch Verspätungen sehr weit mit sich. Die Ursachen werden damit aber nicht wirklich bekämpft. Aber irgendwo muss man anfangen.
Die politischen Einlassungen von Herrn Müller zwischen verbindenden Sätzen der WSM-Redakteurin gehen dem nicht ganz auf den Grund. Eher schon das, was der hiesige Unternehmer kommentiert. Ich meine aber, dass die aus Österreich zurückgekauften IC-Doppeldecker ganz gut auf die Strecke passen, besser als ICE, zumal viele Fahrräder transportiert werden und die Strecke abschnittsweise mit max. 160 km/h befahrbar ist. Ein ICE wäre nicht schneller und auch kaum komfortabler, was das Ein- und Aussteigen von Behinderten und Leuten mit Fahrrädern und Kinderwagen betrifft, sogar schlechter.
Die Zugdichte hier ist derzeit so hoch, wie noch nie. Das sollten wir honorieren. Dies ist ziemlich verbreitet so und das führt vor Engstellen im Zulauf auf die Ballungsräume zu Rückstau, wenn nur irgendwas kleines dazwischen kommt, sowas wie „Personen im Gleis“. Das ist so, wie auf der A24 Richtung Berlin. Auf dieser wird es je näher man an die Hauptstadt kommt, immer enger und dann muss nur einer mal hart auf die Bremse gehen, und alles kommt 1/2 Stunde zum Stillstand. Da hat die Bahn eine Aufgabe, aber auch mit dem Aufarbeiten einer Menge von Fehlentwicklungen. Mal sehen, wie die neue Chefin, die eine Frau der Zahlen sein soll, das zu stemmen gedenkt. Hoffentlich werden nicht wieder Buchungstricks und hohle Imagekampagnen erfunden.