
Das Jubiläumsjahr für die Wisentzucht in Europa – vor genau 100 Jahren wurde die Gesellschaft zur Erhaltung des Wisentes gegründet – hat dem Wisentreservat am Damerower Werder in Sachen Nachwuchs Glück gebracht. Wisent-Förster Fred Zentner und seine Mitarbeiter freuen sich über elf Jungtiere. Auf jeder Seite der beiden Schaugehege laufen jeweils zwei „Kleine“ mit, und in der richtig wilden Herde auf der dahinter liegenden Halbinsel gab es diesmal sogar sieben Wisentkälber. „So viele Jungtiere hatten wir längere Zeit nicht“, sagte Zentner gegenüber „Wir sind Müritzer“. 2022 hatte es lediglich fünf Kälber gegeben. Damit streifen inzwischen 41 Wildrinder in drei Herden durch die Waldgehege westlich von Waren.
Die Besucher, von denen bisher rund 35 000 kamen, wird es freuen. Ungeachtet der zeitweise trockenen Witterung der letzten Jahre finden die Pflanzenfresser auf der Halbinsel genug zu Fressen, sagte Zentner – „denen geht es richtig gut.“ Das sei dort wie ein richtiger Urwald. In nächster Zeit müssen Zentner und seine Männer nun wieder einige Jungtiere fangen und umsetzen, da innerhalb einer Herde nicht zu viele Bullen einer bestimmten Altersstufe sein dürfen. Die riesigen Bullen dulden keine potentiellen Nebenbuhler.
Außerdem werden im November wieder einmal zwei Wisente gefangen, die in die Karpaten nach Rumänien gebracht werden sollen. Dort kommen sie in ein größeres Auswilderungsprojekt. Generell habe sich der Wisentbestand in Europa gut erholt, verweist Zentner auf die Bemühungen der Zuchtgesellschaft. Gab es 1923 nur noch 56 Wisente in Europa waren es 2002 schon 3000 Wildrinder, davon 1900 in freier Wildbahn. Die Voraussetzungen mit den vielen anderen Zuchtstätten und frei lebenden Wisentherden waren danach so gut, dass es 2012 schon 5000 Wisente gab, und ihre Zahl 2022 auf 10 000 Wisente geschätzt wurde, wovon etwa 8000 in freier Wildbahn leben.
Dies muss aber nicht zwangsläufig so bleiben, bedauerte der Wisentfachmann. Denn durch den Krieg in der Ukraine hat die Zahl der frei lebenden Wisente dort wieder abgenommen. Manche Tiere werden geschossen, andere bekommen keinen Nachwuchs. Und durch die hohe Zahl an illegale geschleusten Flüchtlingen auf der Belarus-Route hat Polen seinen Grenzzaun zu Weißrussland dicht gemacht und verstärkt. Das sorgt auch dafür, dass eines der größten Wisent-Vorkommen im Urwald von Bialowieza in der Region Westpolen/Weißrussland/Ukraine nun wieder getrennt ist. Aus den polnischen Weiten kamen auch die ersten Wisente, die 1957 auf dem Damerower Werder die Zucht begründeten.
Auf der drei Quadratkilometer großen Halbinsel im Kölpinsee, dem Damerower Werder, lebt seit 1976 eine Wisentherde in freier Wildbahn. Der 8 km lange Uferstreifen ist ungezäunt und ermöglicht allen Wildarten freien Zugang. Die Wisente sind als weltweit einmalige Attraktion deshalb auch häufiger vom Boot aus zu beobachten. Dabei ist die Betonnung des Sperrbezirks zu beachten, er dient auch dem Schutz anderer bedrohter Arten des Naturschutzgebietes.
Aktuelle Öffnungszeiten: Donnerstagbis Sonntag 10 bis 16 Uhr, Schaufütterungen täglich 11 und 15 Uhr.








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