Benjamin Voß ist erst 22 Jahre alt, hat aber schon einiges durchgemacht. Doch er fand seinen Weg nach vielen Tiefen, arbeitet jetzt seit einigen Monaten als Metallbauhelfer bei der Neubrandenburger Firma „Metallbau Böttcher“ und ist stolzer Familienvater. Wie er die Kurve gekriegt hat und wie es ihm heute geht, beschreibt Thomas Elsner vom Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte Süd sehr eindrucksvoll:
Benjamin wohnte mit seiner Mutter, dem Stiefvater und seinen drei Geschwistern bis zu seinem 9. Lebensjahr zusammen. Von den Eltern hat er bereits im Kindesalter Gewalt erfahren. Diese Zeit hat ihn nachhaltig geprägt, denn auch er wurde aggressiv und war oft in Schlägereien verwickelt. Vom Jugendamt wurde er in eine Pflegefamilie gegeben. Auf Grund seines aggressiven Verhaltens kam er für ein Jahr in eine psychiatrische Einrichtung. Ein weiteres Jahr verlebte er in einem Kinderheim. Mit 15 Jahren zog er für zwei Jahre zum leiblichen Vater nach Waren.
Mit 16 Jahren kam er das erste Mal mit Drogen in Kontakt. Mit 17 Jahren ging er mit acht weiteren Personen in eine Wohngruppe in Neubrandenburg, die einen eigenen ständigen Betreuer hatte. Als er 18 Jahre alt wurde, verließ er diese Wohngruppe und bezog seine erste eigene Wohnung in Neubrandenburg.
All das ist für einen jungen Mann mit 18 Jahren schon mehr, als mancher sich vorstellen mag.
Die Schule verließ er ohne Hauptschulabschluss, und auch zwei weitere Anläufe brachten keinen Erfolg. In der Nachbetrachtung sagt Benjamin selbst, er war zu faul zum Lernen. Seine Mutter hat er lange Zeit arbeitslos erlebt. Sie lebte von der Unterstützung durch die Agentur für Arbeit und das Jobcenter. Benjamin selbst war motivations- und antriebslos, denn er kannte es von zu Hause nicht anders. So wurde auch Benjamin nach der Schule arbeitslos. Verschiedene kurze Jobs hielten immer nur ein paar Wochen.
Sein unsteter Lebenswandel änderte sich erst, als er seine Partnerin kennenlernte, mit der er zwischenzeitlich verheiratet ist und zwei Kinder hat. „Meine Frau hat mich erst wieder auf das richtige Gleis gesetzt“, sagt Benjamin. Mit der Partnerschaft und den Kindern fand er in seiner Familie neuen Halt und einen neuen Lebensinhalt.
Nachdem in seinem Privatleben einigermaßen Ruhe eingekehrt war, hat er zusammen mit seinen Integrationsfachkräften im Jobcenter überlegt, in welchem Bereich er sich eine berufliche Tätigkeit vorstellen könnte. Um Benjamin bei seiner Entscheidung zu helfen, förderte das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd die Teilnahme an einem Kurs für langzeitarbeitslose Menschen mit individuellem Beratungs- und Hilfebedarf bei der TÜV Rheinland Akademie in Neubrandenburg. Im Rahmen dieser Maßnahme erhielt er die Möglichkeit zu einem Praktikum in der Firma „Metallbau Böttcher“.
Die Arbeit dort gefiel dem 22-Jährigen, und nach Gesprächen mit dem Chef des Unternehmens erhielt er ab dem 1. Juni dieses Jahres einen befristeten Arbeitsvertrag als Metallbauhelfer. Dieser Vertrag wurde mit Beginn des Monats September für sechs weitere Monate verlängert. Diese Zeit soll Benjamin nutzen, um sich zu entscheiden, ob er im September 2025 eine Ausbildung beginnt oder unbefristet und ungelernt als Helfer weiterarbeiten möchte. Im Moment kann er sich noch nicht vorstellen, nochmal die Schulbank zu drücken, um die Ausbildung zu machen. In jedem Fall will er in der Metallbranche bleiben, denn die Arbeit gefällt ihm.
Egal wie er sich entscheidet – mit der jetzigen Beschäftigung ist Benjamin inzwischen finanziell unabhängig und nicht mehr auf die Unterstützung des Jobcenters angewiesen.