Fünfeinhalb Jahre Freiheitsstrafe für Axt-Angriff verhängt 

8. März 2023

Der Prozess um den spektakulären Axt-Angriff auf einen jungen Syrer in Neubrandenburg ist bereits zu Ende gegangen. Wie eine Gerichtssprecherin gegenüber „Wir sind Müritzer“ sagte, hat die Kammer um Richterin Daniela Lieschke den 43-jährigen Täter zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Er wurde wegen versuchten Totschlags schuldig gesprochen, wie angeklagt. Mit dem Urteil folgte die Kammer weitgehend der Staatsanwaltschaft, die etwas mehr als sechs Jahre Freiheitsstrafe verlangt hatte.

Da der Mann aus Syrien mit der Gerichtspsychologin gar nicht sprechen wollte, war diese in ihrer Beurteilung auch entsprechend sparsam und konnte keine schwere psychologische Erkrankung feststellen, die eine Strafmilderung oder Einweisung in die Psychiatrie gerechtfertigt hätte.

Die Verteidigung, die den Verurteilten zum Schweigen veranlasst hatte, wollte eine mildere Strafe erlangen. Der Anwalt sah „keine Tötungsabsicht“.

Der Prozess hatte allerdings gezeigt, dass der Axt-Täter mit seiner Situation – er war 2015 nach Deutschland gekommen, konnte aber die Sprache immer noch nicht –  völlig überfordert war. So wurde auch bekannt, dass der Mann eigentlich wieder zurück in die Heimatregion wollte, aber diesmal eher in den Nachbarstaat Libanon.

Der Verurteilte war 2015 zusammen mit dem 26-Jährigen aus Syrien nach Deutschland gekommen, den er 2022 attackiert hatte. Im Gegensatz zu dem Jüngeren, hatte der 43-Jährige ständig Probleme. So verlor er die Arbeit und immer mehr den Anschluss. „Es blieb alles fremd für ihn  hier“, sagte der attackierte Mann, der im Gegensatz dazu fließend Deutsch spricht und auch einer geregelten Arbeit nachgeht.

Irgendwann gab sich der Angeklagte immer deutlicher religiöser, kritisierte seinen Freund, dass dieser nicht als Unverheirateter mit einer Frau zusammenleben und Alkohol in der Wohnung haben dürfe. Das alles war noch nicht strafbar. Aber dann kam der 9. September. Der Verurteilte kam mit dem Rad zu der Wohnung des 26-Jährigen, klingelte unten an der Haustür und beschimpfte den Bekannten, als dieser die Haustür öffnete. Er sei verflucht, auch seine Familie. Dann griff er den Jüngeren an und schlug zweimal mit der Axt zu.

Dieser konnte noch die Arme hochreißen und fliehen. Er erlitt leichte Verletzungen. Der Täter floh samt Axt– es folgte eine groß angelegte Polizeisuche (WsM berichtete). Schließlich wurde der Täter ein paar Stunden nach der Flucht in der Nähe der Moschee im Nordteil der Stadt angetroffen, wo er sich stellte. Die Axt wurde samt Fahrrad in einem Garten eines Bekannten beschlagnahmt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Foto: Felix Gadewolz


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