Gedruckter Nordkurier steckt künftig teilweise nicht mehr morgens im Briefkasten

20. Oktober 2023

Morgens zum Frühstück die Tageszeitung aufschlagen – das gehört nach wie vor für viele Menschen zum Start in den Tag. In der Müritz-Region ist es der Nordkurier, der noch gedruckt in den Briefkästen steckt. Doch etliche Abonnenten des Nordkurier im Bereich des Altkreises Waren bekommen ihre Zeitung bald nicht mehr wie gewohnt am frühen Morgen, sondern erst am Vormittag, teilweise sogar erst mittags. Es sei denn, sie schwenken auf die digitale Ausgabe um. Das bestätigte Chefredakteur Gabriel Kords auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“. Die betroffenen Abonnenten – der Chefredakteur spricht von einer niedrigen vierstelligen Zahl im ländlichen Raum rings um Waren sowie in der Stadt Penzlin – haben also die Wahl zwischen Tageszeitung am späten Vormittag oder Tageszeitung auf dem Tablet. 

„Viele Tageszeitungen in Deutschland unterschreiten mit ihren gedruckten Ausgaben im so genannten ‚ländlichen Raum‘ angesichts der seit Jahrzehnten sinkenden Auflagen inzwischen die Schwelle, bis zu der sich eine Frühzustellung noch wirtschaftlich realisieren lässt. Gerade in Ostdeutschland – etwa in Thüringen und Brandenburg – ziehen sich erste Medienhäuser im ländlichen Raum inzwischen sogar ganz aus der Zustellung zurück, sodass es dort bereits Gebiete gibt, in denen gar keine gedruckte Lokalzeitung mehr erscheint. Die Nordkurier Mediengruppe geht hingegen einen anderen Weg: Wir wollen unsere gedruckte Zeitung weiterhin jeden Tag an jeder Haustür – egal ob städtisch oder dörflich – zustellen“, so Kords auf Nachfrage.

Da die Nordkurier Mediengruppe bekanntlich auch Briefe und Pakete zustelle, sei die Belieferung mit der gedruckten Zeitung weiter möglich, aber eben nicht mehr am frühen Morgen. Die Zeitung werde dann zusammen mit Paketen und Briefen am Tag gebracht.

Wer dennoch am Morgen informiert werden wolle, könne auf das digitale Abo, E-Paper genannt, zurückgreifen. Bei einer 24-monatigen Mindest-Bindung gibt’s das Samsung-Tablet gratis dazu – für insgesamt knapp 28 Euro im Monat. Die gedruckte Ausgabe kostet im Abo etwa 50 Euro. Wer beides nicht möchte, kann mit einer vierwöchigen Frist kündigen.

Hoher Auflagenverlust

Wie alle Zeitungen kämpft auch der Nordkurier seit Jahren mit einem erheblichen Auflagen-Schwund. Laut IVW-Zahlen hatte der Nordkurier Ende 2020 genau 55 788 Abonnenten, davon 1712 E-Paper-Nutzer. Ende Juni in diesem Jahr lag die Abo-Zahl bei nur noch 46 624, davon 2660 E-Paper-Leser.

Die Müritz-Zeitung hatte Ende 2020 laut IVW-Zahlen 6519 Abonnenten, davon 154 E-Paper-Nutzer, Mitte dieses Jahres waren es nur noch 5380 Abonnenten, darunter 255 E-Paper-Nutzer. Die Zahl der Abonnenten, die eine gedruckte Zeitung wünschen, sinkt also schneller, als die der E-Paper-Nutzer wächst.

Wie bereits erwähnt, sind von der verzögerten Zustellung zunächst nur Gebiete im Altkreis Waren betroffen. Chefredakteur Gabriel Kords schließt aber nicht aus, dass künftig auch in anderen Regionen so verfahren wird. „Der gedruckte Nordkurier wird perspektivisch außerhalb der größeren Städte nur noch in Tagzustellung verfügbar sein. Die Änderung soll sukzessive in den nächsten Jahren vollzogen werden.“

Auch in anderen Bereichen innerhalb der Nordkurier-Mediengruppe wolle man Prozesse „optimieren“, unter anderen durch die weitere Digitalisierung, Automatisierung und durch den Einsatz von KI. Allerdings solle es keine „plumpen“ Sparmaßnahmen geben. Vielmehr gehe es um den Wandel eines traditionellen Zeitungshauses hin zu einem modernen Medien- und Logistikkonzern. 

„Vor diesem Hintergrund ist auch die konkrete Änderung zu sehen: Wir reagieren darauf, dass immer mehr Leser den Nordkurier digital lesen, gleichzeitig ermöglichen wir – anders als andere Medienhäuser – weiterhin allen Abonnenten, die dies wünschen, die tägliche Belieferung mit einer gedruckten Tageszeitung“, so Gabriel Kords.


7 Antworten zu “Gedruckter Nordkurier steckt künftig teilweise nicht mehr morgens im Briefkasten”

  1. Strimi sagt:

    Das wird nicht Funktionieren. Das die Tagschicht jetzt auch noch die Nordkurier Zeitung bringen soll. Ich bin mal für den Nordkurier gefahren. Pakete, Werbung, Kataloge. Und jetzt noch die Zeitung. Dann wird für den Nordkurier bald keiner mehr fahren. Die haben so schon so viel zu tun. Und schafen da nicht mehr. Und jetzt noch Zeitung. Und das jetzt vor Weihnachten. Das geht garnicht. Die Nordkurier spinnt. Dann gebt Hermes wieder ab.

  2. Leon sagt:

    Warum laufen dem Nordkurier die Abonnenten weg? Weil er so schlecht geworden ist und trotzdem Jahr für Jahr teurer wird!
    Der Chefredakteur scheint in einer Blase zu leben, wenn er das nicht erkennt.
    Es bringt wenig, wenn man permanent versucht, den „journalistischen“ Stil der „BILD“-Zeitung zu kopieren. Wer das Original will, kauft dann lieber dieses (ist auch in jeder Hinsicht billiger). Ständige Besserwisserei, ständiges Hinterherhecheln hinter irgendwelchen Skandälchen und diese groß aufzubauschen und wochenlang Zeitungsspalten damit zu füllen mit immer den gleichen Textstellen ist einfach langweilig für den Leser. Positive Nachrichten? Fehlanzeige! Damit wird eine ganze Region in Verruf gebracht.
    Die Müritz-Zeitung als regionaler Ableger verdient diesen Namen nicht mehr. Es werden oft ganzseitige Beiträge aus anderen Regionen übernommen, statt aus der Müritzregion zu berichten. Die Berichterstattung vor Ort findet kaum noch statt. Selbst eingesandte Textbeiträge über Aktivitäten, die in der Müritzregion stattfinden, werden sehr selten übernommen. Da berichtet man z.B. lieber über die finanzielle Situation des Krankenhauses in Demmin, was sicher sehr interessant ist für die Leser an der Müritz und billiger für den Nordkurier.
    Wenn jetzt noch die Möglichkeit entfällt, das Wenige, was wirklich interessant, morgens zu lesen, lohnt ein Abo überhaupt nicht mehr.
    Es ist bedauerlich, daß der Nordkurier und die Müritz-Zeitung so runtergewirtschaftet werden!

  3. Enrico Pridöhl sagt:

    Richtig Hauptsache die hohen Bonzen verdienen ihr Geld

  4. WRN sagt:

    Moin ,
    sehr trefflich kommentiert von Leon👌👍.
    ,, Die Müritz-Zeitung als regionaler Ableger verdient diesen Namen nicht mehr. Es werden oft ganzseitige Beiträge aus anderen Regionen übernommen, statt aus der Müritzregion zu berichten. Die Berichterstattung vor Ort findet kaum noch statt“ .
    Die Sätze treffen den ,,Nagel auf dem Kopf“.
    Ich kaufe sie aus diesen Gründen auch seit Jahren nicht mehr.
    Hab vor kurzen mal wieder rein geschaut(bei Eltern).
    1.Seite Müritzregion und auf der 2.Seite komplett ein Bericht über Neubrandenburg👎(haben eignen Regionalteil).
    Ich möchte im Regionalteil was aus der Müritzregion lesen(Waren,Penzlin,Röbel,Machow) und nicht über NB oder DM.
    Im Sport ist doch genauso. Gerhard Lange hat z.B. früher viel geschrieben(Vorberichte und Spielberichte)über den Sport(Fussball,Handballusw.) in der Region.
    Er war auch viel vor Ort bei den spielen. Jetzt stehen im Regionalsport z. B. berichte über den Loitzer Handball drin.
    Ich hab nichts gegen Handball , im Gegenteil ,ist auch ne Coole Sportart👍 , aber Loitz ist nicht die Müritzregion ,
    das müsste auf einer anderen Seite stehen, stattdessen mehr Sportberichte aus der Müritzregion.

  5. siggi sagt:

    Also das geht gar nicht. Ich möchte meine Zeitung morgends haben. Dafür bezahlen ich ja schliesslich und das nicht wenig. Mann kann doch nicht einfach über unsere Köpfe hinweg entscheiden . Es werden dann wohl viele das Abbo kündigen denke ich. Ob das der richtige Weg ist???

  6. Ángela Heinz sagt:

    Seit 39 Jahren habe ich den Nordkurier.
    Gut-früher hieß die Zeitung anders.
    Inzwischen ist es Nostalgie.
    Morgens den Kaffee trinken und den Nordkurier lesen.
    Ich hab sogar in Kauf genommen, dass alles, was man den Tag vorher in den Nachrichten gehört hat, mir schon bekannt war.
    Seit langem aber schon, ist NICHTS Wissenswertes aus der Region mehr dabei.
    Berichte über unsere Vereine, unsere Stadt Waren, unsere Wirtschaft, über unsere Dörfer, über unsere Menschen vor Ort….
    NICHTS darüber, was die Menschen gerade bewegt, über ihre Sorgen und Ängste.
    NICHTS Positives!!!!
    Diese Zeitung ist mir fremd geworden.
    Ich werde sie kündigen.
    Wer braucht denn eine alte Zeitung am Nachmittag?
    Und beruflich kann ich Kinder und Jugendliche schon gar nicht mehr begeistern, diese Zeitung zu lesen.
    Wo ist da Heimat- Verbundenheit?
    Was davon kann Jugendliche wirklich interessieren?
    Schade!!!!!!!!!

  7. Bine sagt:

    Ich war jahrelange treue Leserin des Nordkurier habe das schon von meinen Eltern übernommen. Aber seit vielen Jahren ist diese Zeitung insbesondere die Müritz-Zeitung eine einzige Enttäuschung. Das steht kaum noch etwas aus der Region drin, nur Dinge aus Neubrandenburg, Neustrelitz, Demmin oder so. Wozu soll ich so viel Geld für eine Lokalzeitung zahlen, wenn da nichts Lokales dring steht? Und wenn, dann alles alte Sachen. Dafür gebe ich kein Geld mehr aus. Ich bin sehr froh dass es mit Wir sind Müritzer eine sehr gute und aktuelle Alternative gibt. Dafür muss man nicht mal bezahlen. Dafür beneiden mich meine Freunde aus anderen Teilen der Republik.