
Dieses Unglück in der vergangenen Woche ist zum Glück gut ausgegangen: Vor Ecktannen kenterte bei plötzlich einsetzenden Sturmböen ein Segelboot, der 75 Jahre alte Bootsführer und seine 73 Jahre alte Frauen konnten sich am Boot festklammern und wurden schließlich durch die Wasserschutzpolizei gerettet (WsM berichtete).
Der Bootsführer schildert jetzt in einem berührenden Brief die Rettung und möchte Danke sagen:
Wie dankt man seinen Lebensrettern…?
Auf diese Frage kommen zum Glück wohl die wenigsten Menschen in ihrem Leben. Bei mir dauerte es fast 75 Jahre. Drei Tage vor eben diesem Geburtstag passierte es. Ja, wir waren es, die am 6. Juli gegen Abend mit unserem 15er Jollenkreuzer „Lukki“ auf der Müritz kenterten… Und weil ich auf die Frage oben weiter keine Antwort weiß, schreibe ich diesen Artikel.
Es soll hier nicht um das ‚weshalb‘ und ‚warum‘ gehen, darum, was man hätte besser machen können, um vielleicht die Katastrophe zu vermeiden. Man kann als Segler nicht der Natur die ‚Schuld‘ geben. Die ist, wie sie ist – unberechenbar! Auch unsere schöne Müritz ist unberechenbar. Und letztlich ist man immer selbst verantwortlich, ganz egal, wie überraschend und unwahrscheinlich das war, was dann passierte. Am schlimmsten ist es für mich, dass ich einen anderen Menschen, meine Partnerin, mit in Lebensgefahr gebracht habe.
Eigentlich möchte ich hier jedoch schildern, was für ein unbeschreibliches Glücksgefühl es war, als wir in fast auswegloser Lage bei über 1m hohen Wellen und stürmischen Böen an unserem kieloben treibenden Boot hingen und aus dem Nebel von Gischt und Regen plötzlich nach einer Ewigkeit (in Wirklichkeit waren es wohl nicht einmal 10 Minuten) der Bug eines Schlauchbootes auf uns zukam… Eine Frau, die das Kentern unseres Bootes vom Ufer aus beobachtet hatte, rief sofort die Wasserschutzpolizei an und hat damit wohl maßgeblichen Anteil daran, dass wir noch am Leben sind. DANKE! Bitte melden Sie sich bei uns!
Die Beamten der Wasserschutzpolizei holten uns behutsam und mit routinierter Selbstverständlichkeit in ihr Boot, redeten beruhigend auf uns ein und versorgten uns mit Wärmeschutzdecken. Es fiel nicht ein einziges kritisches Wort, etwa zu den nicht angelegten Schwimmwesten… Wir spürten menschliche Wärme – und die konnten wir beide gebrauchen. DANKE!
Nach der Erstversorgung stiegen wir dann in ein Boot der DRK-Wasserwacht um, da die Polizei sofort versuchen wollte, unser gekentertes Boot aus dem Fahrwasserbereich zu bergen. Auch dort erlebten wir ein eingespieltes und sehr freundliches Team junger Menschen. DANKE, Leute! Im Rettungswagen des DRK konnten wir dann endlich aus den nassen Klamotten raus und uns richtig aufwärmen. Eine gemessene Körpertemperatur von wenig über 32° zeigte: es war höchste Zeit… Auch hier wieder diese Empathie und menschliche Wärme, die ich eigentlich schon sehr lange in unserer Gesellschaft vermisst habe… Ein großer Dank auch an das Team des DRK!
Schließlich möchte ich hier auch dem Team des Bootsbergungsdienstes der Marina Eldenburg für die professionelle und schonende Rettung unseres Bootes danken. Noch am gleichen Abend konnte ich es wieder in Empfang nehmen…
Alle diese und weitere Erlebnisse haben bei mir trotz des Schreckens zu einer sehr positiven menschlichen Erfahrung geführt. Und meine Hoffnung wächst wieder ein bisschen, dass wir trotz aller Zerwürfnisse, Gräben, Spalten und künstlich geschaffenen Feindbildern doch irgendwann zu einer richtigen „Menschheitsfamilie“ werden…
M.K.
Foto: Marina Eldenburg








Was für ein schöner Dankesbrief. Gerade in der heutigen Zeit, wo viele Rettungskräfte usw. sogar tätlich angegriffen werden, bekommen sie Wertschätzung und Dankbarkeit! 👍🏻👍🏻👍🏻
Es ist die Generation, die noch weiß was sich gehört, die mit „Guten Tag “ statt „Hi“ oder“ Hallo“ und auch mit „Bitte“ und „Danke“ aufgewachsen ist. Ich glaube nicht, wenn das mit einem Partyfloss passiert wäre, dass da so etwas nachgekommen wäre.
Alles Gute den beiden.
Traumhaft schön geschrieben. Ich wünsche dem Rentnerehepaar, dass sie sich von dem Schrecken erholen und vielleicht bei eine leichten Prise weitere Bootstouren geniessen können. Toll das die junge Frau am Ufer gleich reagiert hat, toll das die Rettungskräfte so flink zur Stelle waren. Gibt einen ein tolles Gefühl, ein Gefühl der Sicherheit.