Gute Bakterien gegen chronische Darmerkrankungen

10. Dezember 2023

Immer mehr Menschen leiden weltweit an Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Diese chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) äußern sich durch Bauchschmerzen, erhöhten Stuhldrang, Gewichtsverlust, Nährstoffmangel und Fieber. Im Verlauf der Krankheit kommen weitere Symptome wie Gelenk- und Hautentzündungen hinzu. Eine Heilung gibt es bisher nicht. Auf der Suche nach einer neuartigen Therapie zur Behandlung dieser Krankheiten haben Forscher der Unimedizin Rostock und der Universität Gießen vielversprechende Ergebnisse erzielt und diese kürzlich im international renommierten Fachjournal „Biomedicine and Pharmacotherapy“ veröffentlicht.

Prof. Bernd Kreikemeyer, Dr. Anne Breitrück und Doktorandin Nooshin Mohebali vom Rostocker Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene untersuchen zusammen mit Dr. Torsten Hain und Markus Weigel vom Institut für Medizinische Mikrobiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen die therapeutische Wirksamkeit von besonderen Darmbakterien in verschiedenen Modellen. „Patienten mit CED leiden an schweren Symptomen aufgrund schubweiser oder auch stetiger Entzündungen im Magen-Darm-Trakt. Medikamente und Operationen können die Krankheit aufhalten, aber nicht heilen“, erklärt Dr. Anne Breitrück. „Das Darmmikrobiom ist ein wichtiger Faktor der Krankheit. Das bedeutet, dass gesundheitsfördernde Bakterien fehlen und so der Krankheitsprozess voranschreitet“, ergänzt Prof. Dr. Bernd Kreikemeyer. In einem von der Damp-Stiftung geförderten Forschungsprojekt haben die Wissenschaftler drei Bakterienstämme, welche Bestandteil eines gesunden Darmmikrobioms sind, einzeln und im Mix auf ihren therapeutischen Nutzen untersucht.

„Im Zellkulturmodell mit entzündeten menschlichen Darmzellen hatte die therapeutische Anwendung vielfältige positive Effekte. Wir konnten eine gestärkte Darmbarriere und weniger entzündungsfördernde Stoffe nachweisen“, erläutert Nooshin Mohebali, die im Zusammenhang mit dem Projekt ihre Promotionsarbeit beendet hat. Die positiven Ergebnisse haben das Forscherteam bestärkt, einen Schritt weiter zu gehen. In einem wissenschaftlich anerkannten Mausmodell für CED haben sie Bakterienstämme täglich verabreicht und die Symptome engmaschig dokumentiert: mit positiven Ergebnissen. Sollten weiterführende klinische Studien am Menschen die Wirksamkeit beweisen, wäre ein neuer Ansatz zur Behandlung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gefunden.

Die Unimedizin Rostock ist Mitglied der deutschlandweiten Initiative Transparente Tierversuche und darauf bedacht, Tierversuche weitestgehend zu vermeiden und transparent darüber zu informieren. In der Erforschung eines zuverlässigen Wirkstoffs ist die Arbeit mit Tieren nach wie vor unerlässlich. Die Forscher sind trotzdem bemüht, die Anzahl der Tiere so gering wie möglich zu halten.

Bild: Dr. Anne Breitrück (hinten), Prof. Dr. Bernd Kreikemeyer und Doktorandin Nooshin Mohebali bei der Anzucht von Darmbakterien in der Anaerobenbox.

Foto: Unimedizin Rostock


Kommentare sind geschlossen.