Im Selbstjustizfall von Lärz (WsM berichtete), in dem die Angeklagten bisher schweigen, gibt es mehrere neue Entwicklungen: Zum einen hat die Hauptangeklagte jetzt doch eine Einlassung angekündigt. Ob ihr das wirklich noch viel nutzt – Beobachter zweifeln daran. Denn am Dienstag wurden auch die Sprachnachrichten vom Handy der Frau öffentlich abgespielt, und solche Sprachnachrichten können schon verräterisch sein.
So äußerte sich die 26-Jährige nach der Tat in der Wohnung des Nachbarn am 28. Februar 2021 mehrfach gegenüber Bekannten. Da war die Rede davon, dass „zwei geholfen haben.“. Weitere Zitate vom selben Tag sind „Er wird bewacht. Ich bin extrem durchgedreht.“ Danach schickte die Frau ihrem Ex-Lebensgefährten, der ebenfalls vor Gericht steht, noch einen schlimmen Satz, damit er ihr helfe: „Ich hätte den echt kalt gemacht.“
Den Ermittlungen zufolge hatte die Frau damals auch noch andere alte Bekannte zu holen versucht, doch die kamen zwar, wollten sich aber an so brutalen Sachen nicht beteiligen. Das brachte auch einer ihrer Bekannten in einer Sprachnachricht zum Ausdruck. Ob sie verrückt sei, so was zu machen.
Schließlich wurde der wehrlose Mann damals mit einer Tüte oder einem Sack über dem Kopf in ein Auto verfrachtet und zu einem ehemaligen Militärgelände gebracht. Dort musste er Rauschgift auf Pappe schlucken und wurde in einen Bunker gestoßen, wo er eigentlich nicht überleben sollte. Die Drogen soll der Ex-Partner besorgt haben.
Zum zweiten wird das Opfer, der 39 Jahre alte Nachbar, nicht wieder vor Gericht erscheinen. Der Mann, der an Epilepsie leidet, war ja bei der gerichtlichen Anhörung zusammengebrochen. Danach wurde ein Gutachten angefertigt. Daraus ging hervor, dass Richterin Daniela Lieschke ihn nicht mehr vorladen wird. Sie verlas stattdessen die Vernehmungen des Mannes bei der Polizei, wo er einen der Angeklagten auch mit Namen nannte.
DNA-Spuren an einem Hammer und einem Messer
Außerdem wurde bekannt, dass DNA-Spuren des 23-jährigen Freundes der 26-Jährigen auch auf der Jacke des Opfers und auf einem Hammer gefunden wurden, mit dem der Mann gequält worden sein soll. Die Spur der Hauptangeklagten fand sich auf einem Messer mit einer 20 Zentimeter langer Klinge, an dem noch Haaranhaftungen vom Opfer waren.
Wegen der Corona-Abstände wurden Fotos gezeigt, die die Wohnungen der Beteiligten bei den Durchsuchungen und auch die schlimmen und blutigen Verletzungen des Opfers zeigten – im Gerichtssaal und großformatig .
Als letztes wurde auch ein anonymer Brief einer Verwandten der Angeklagten verlesen: Dort wurde haarklein geschildert, was die Täter mit dem Opfer angestellt hätten. Ziel des Briefes: Die Behörden sollten der Angeklagten, die ihr Umfeld immer wieder zu manipulieren versucht –, auch im Gefängnis – ihre beiden kleinen Kinder wegnehmen. Denn diese würden sehr vernachlässigt und hätten viel im Drogenmilieu zu tun.
Der Prozess soll noch im Februar zu Ende gehen. Als nächsten sind die Berichte der Rechtsmedizinerin sowie der psychiatrischen Gutachterin in dem Verfahren geplant. Am 17. Februar soll es, so ist es geplant, die Plädoyers geben, etwas später die Urteile.
Wie der Anwalt der 26-Jährigen, Ralf Ossig, sagte, soll es vor dem Ende der Beweisaufnahme auch noch die wohl vorbereitete Erklärung seiner Mandantin geben. Solche Geständnisse können jederzeit abgegeben werden. Dann muss die Kammer einschätzen, inwieweit sie diese Geständnisse noch strafmildernd berücksichtigen kann.
Der Frau droht wegen versuchten Mordes und Freiheitsberaubung eine mehrjährige Haftstrafe. Den beiden je 23 Jahre alten Freunden der Frau drohen wegen gefährlicher Körperverletzung ebenfalls Haft- oder Bewährungsstrafen, die aber kürzer ausfallen dürften. Und ihr Ex-Lebensgefährte, der 47 Jahre alt ist, hofft auf eine noch kürzere Strafe, da er bei den Misshandlungen in der Wohnung des Opfers nicht dabei gewesen sein soll.








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