Immer noch keine Einigung zwischen Ex-Minister Diestel und ehemaligem Anwaltskollegen

14. August 2021

Im Zivilprozess zwischen dem Anwalt Mario Genth (Werder bei Potsdam) und seinem ehemaligen Kanzleichef Peter-Michael Diestel (WsM berichtete) haben sich beide Parteien immer noch nicht auf einen Vergleich einigen können. Beim letzten Verhandlungstermin in dieser Woche erschien zwar erstmals Diestel selbst vor Gericht, aber das Reden überließ er ausschließlich seiner Anwältin Bettina Schleicher aus Berlin. Ein Schachzug, den man vom sonst redegewandten ehemaligen DDR-Innenminister gar nicht gewohnt ist.
Denn diesmal lief es nicht nach den Vorstellungen des beklagten Diestel, von dem sein ehemaliger Kanzleikollege aus Potsdamer Tagen insgesamt 280 000 Euro fordert.

Zum einen will Anwalt Genth nach mehreren Jahren Klage, dass Diestel ihm seine ehemaligen Gesellschafteranteile auszahlt. Genth hatte einst 37,5 Prozent der Gesellschafteranteile an der Potsdamer Kanzlei. Als sich beide Seiten aber im Streit trennten, blieb ihm Diestel eine Entschädigung und auch weitere Summen schuldig, wie Genth auflistete.

Die Version des Klägers unterstützte zuletzt auch Anwalt Benjamin Richert, der als Zeuge auftrat. Richert war von 2008 bis 2015 Diestels Kanzleipartner, hatte dann aber finanziell ausgesorgt und wollte sich für seine Familie zurückziehen und hat seine Anteile an Genth verkauft für etwa 150 000 Euro, wie er sagte. Von dem Verkauf habe Diestel auch gewusst. Allerdings nichts von den Details, erzählte Riechert.

Überhaupt hätten er und Diestel die Finanzdinge immer „etwas hemdsärmelig“ behandelt. Wenn Überschuss da war, haben wir es aufgeteilt, meinte der Zeuge. Grundsätzlich habe er aber auch Immobiliengeschäfte getätigt, so dass ihm die Finanzdinge in der Kanzlei weniger wichtig waren.

Kläger Genth und Beklagter Diestel gingen am Ende wortlos auseinander. Keine Rede mehr davon, dass Diestel dem Kläger 50 000 Euro auszahlt und einige Verbindlichkeiten von ihm übernimmt, wie einst ein Vergleichsvorschlag aussah.

Nun will das Landgericht am 29. September festlegen, wie es weitergeht. Nach bisheriger Einschätzung von Rechtsexperten gilt ein Urteil als unsicher. Wahrscheinlicher wird sein, dass ein Gutachter genau untersucht, was die 37,5 Prozent Gesellschafteranteile von Genth damals real wert waren. Daran könnte sich eine Entscheidung orientieren.

Nach der Trennung schloss Diestel übrigens 2017 seine Potsdamer Kanzlei und arbeitet seitdem von seinem Wohnort in Zislow westlich von Malchow aus. Wie lange der Ex-Politiker noch als Anwalt arbeitet, scheint noch unklar. Im Februar 2022 wird Diestel 70 Jahre alt.


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