Der 19. Januar wird ein unruhiger Sonntag in Waren. Nicht nur für die unmittelbaren Anwohner der Eisenbahnbrücke, sondern wohl für alle Einwohner. Punkt 12.30 Uhr soll die Nordbrücke, also der Teil, der jetzt bereits gesperrt ist, fallen. Die Planungen für die so genannte „Auswurfspengung“ laufen derzeit auf Hochtouren – bei den Verantwortlichen der gesamten Baumaßnahme genauso wie bei der Thüringer Sprenggesellschaft, bei der Stadt Waren und bei der Polizei. Denn ehe es „knallt“ muss viel organisiert werden. Unter anderem die Evakuierung bis 8 Uhr von fast 300 Warenern, die im gesperrten Bereich wohnen. Sie wurden bereits per Flyer informiert, können sich an ein extra geschaltetes Bürgertelefon wenden und bekommen im Jugendclub Papenberg ein warmes Plätzchen. Sämtliche Straßen in der Sperrzone (siehe Plan) werden ab 7 Uhr dicht gemacht, parkende Autos sollten bis dahin auch verschwunden sein, keiner darf sich in dem Bereich aufhalten, auch nicht zu Fuß. Damit sich wirklich niemand mehr im Gefahrenbereich befindet, sind am Sonntag zahlreiche Polizisten sowie Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Einsatz.
„Wir gehen davon aus, dass alles planmäßig läuft und es zu keinen Verzögerungen kommt. Wir sind gut vorbereitet“, so Ulrike Matthes von der Sprenggesellschaft gestern auf einer Pressekonferenz vor Ort. Auch das Wetter kann den Experten nicht unbedingt einen Strich durch die Rechnung machen – egal ob Regen, Schnee oder Wind – die Sprengung wird ihren Aussagen zufolge auf jeden Fall stattfinden. Vor dem „Knall“ müssen noch einige Bahnschienen abmontiert und der Schotter-Untergrund durch ein Fallbett geschützt werden.
Die Staubbelästigung dürfte sich, so Ulrike Matthes, in Grenzen halten, dennoch wird empfohlen, im unmittelbaren Umfeld Fenster und Türen zu schließen, Klima- und Lüftungsanlagen auszuschalten und nicht unbedingt Wäsche zum Trocknen aufzuhängen.
Die Sprengung wird durch Signale angekündigt und beendet. Und zwar: Ein langer Fanfarenstoß – Achtung! Absperrung herstellen! In Deckung gehen! Zwei kurze Fanfarenstöße – Achtung! Es wird gezündet! Drei kurze Fanfarenstöße – Sprengung beendet.
Nach der Sprengung dürfen die Anwohner wieder in ihre Häuser. Die B 192 bleibt allerdings noch länger gesperrt. „Nach der Sprengung wird ein Prüfer die andere Seite, also die Südbrücke, gründlich checken. Es muss sichergestellt sein, dass es keine Beschädigungen gibt. Auch ein Belastungs-Lkw wird über die Südbrücke fahren“, so Martina Jürgens vom Straßenbauamt Neustrelitz. Wenn alles so läuft wie geplant, kann die Straße in diesem Bereich zum Berufsverkehr am Montag, 20. Januar, wieder befahren werden. Am Montag beginnt dann auch die Beräumung der gesprengten Brückenteile, die allerdings nicht zu weiteren Einschränkungen führen soll.
Und das sind die von der Evakuierung betroffenen Häuser und Grundstücke:
- Lange Straße 20 – 25 & 34 – 43
- Große Burgstraße 6 – 10 & 14 – 20
- Kleine Wasserstraße 2
- Große Wasserstraße 8 – 11 & 13 – 23
- Unterwallstraße 10 – 24
- Papenberg 1, 1a, 1b, 74, 75
- Eichholzstraße 1
- Strelitzer Straße 27, 29, 31 – 36, 36a, 37, 39, 41, 43, 45, 47, 49, 53
- An den Schumacherkämpen 2 & Kita
- Gievitzer Straße 1, 1a, 1c, 8, 8a, 12, 16, 18, 20, 22, 24, 26, 28
- Werder Weg 2, 2a
- Schützenstraße 4, 5
- Gärten am Tiefwarensee
Apropos Gärten am Tiefwarensee: Auch ein Teil des Sees gehört zur Sperrzone, hier kontrolliert die Wasserschutzpolizei.
Wer Fragen hat oder sich für die Notunterkunft anmelden möchte, kann sich zu den Sprechzeiten und am Sprengtag ab 7 Uhr an das Bürgertelefon der Stadt Waren unter 03991 177301 wenden. Auch Menschen, die beispielsweise wegen körperlicher Einschränkungen Unterstützung brauchen, sollten sich rechtzeitig melden.
Und noch ein Hinweis, falls jemand auf die Idee kommen sollte, das Geschehen von oben festhalten zu wollen: Drohnenflüge sind im Sperrbereich strengstens untersagt, Ausnahmen für Beteiligte und Medien müssen von der Polizei genehmigt werden.