Juni-Hitze stoppte Körnerwachstum – Bauern mit Durchschnittsernte und Hoffnung 

28. Juli 2021

Die alten Bauernregeln – wie „Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun und Fass“ – gelten zwar noch. Aber manchmal lässt sich das Wetter neue Kapriolen einfallen, um Landwirte zu ärgern. Auf diese kurze Formel könnte man die bisherige Erntebilanz der Bauern auch an der Müritz und der Seenplatte bringen. Konkret: Im Frühjahr gab es annähernd genug Wasser, aber die Hitze bis zu 35 Grad Mitte Juni hat bei Gerste und Raps einen gewissen Stopp beim Wachstum der Früchte ausgelöst. Davon haben sich die Pflanzen nicht richtig erholt, wie Bauernpräsident Detlef Kurreck jetzt gegenüber „Wir sind Müritzer“ erklärte.

So ist die Gerste in ganz MV bereits eingebracht, die Mähdrescher sind jetzt im Weizen – der Hauptanbaupflanze – und im Raps unterwegs. Dabei gibt es große Ertragsunterschiede: So haben die Landwirte in Ostseenähe und auf Böden mit 40 Bodenpunkten und mehr überdurchschnittliche Erträge. Auf sandigen Standorten wie an der Müritz liegen die Erträge mangels Niederschlag und wegen der Juni-Hitze unter dem Durchschnitt von gut 70 Dezitonnen pro Hektar.

Doch einen Trost gibt es. Weil weltweit etliche Ernten wegen Hochwassers, Feuer oder anderer Katastrophe ausfallen, sind die Rohstoffe knapp geworden und die Preise bei Gerste, Weizen und Raps auf einem Rekordniveau. „Dies könnte die Ertragsverluste mehr als ausgleichen“, sagte der Bauernpräsident.

Und noch eine positive Entwicklung wurde bekannt: Weil die Bauern in vielen Gebieten wegen des Grundwasserschutzes weniger düngen dürfen, bauen sie mehr Früchte an. So hatte Cord Müller-Scheßel aus Seltz bei Altentreptow – dem nordöstlichsten Dorf der Seenplatte – früher drei bis vier Früchte. Jetzt baut er zehn verschiedene Pflanzen an, darunter Lupine, Ackerbohne, Erbsen und andere Zwischenfrüchte. Es wird also bunter in der Natur.


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