Jury „kürt“ gleich zwei Unwörter des Jahres

12. Januar 2021

Zum ersten Mal gibt gleich „Zwei Unwörter des Jahres“. Nicht überraschend – ein Unwort hängt mit der Corona-Krise zusammen. Das andere betrifft Abschiebungen. So sind die Wörter „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“ zu den Unwörtern des Jahres gekürt worden.

Als „Corona-Diktatur“ bezeichnen Gegner von Einschränkungen des öffentlichen Lebens den Staat und die Regierung. Damit setzen sie laut Jury aber die demokratisch herbeigeführten Beschlüsse zur Pandemie-Bekämpfung in einen Zusammenhang mit echten Diktaturen wie dem Nazi-Regime oder der DDR gleich. Der Begriff verharmlose diese und verhöhne Menschen, die inhaftiert, gefoltert oder getötet worden seien.

Der Begriff „Rückführungspatenschaften“ wird von Politikern verwendet, um Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern und Migranten zu beschreiben. Dabei handelt es um ein EU-Konzept. „Rückführungspartnerschaften“ sollen Staaten eingehen, die sich weigern, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Partnerschaft besteht darin, dass sie stattdessen im Namen von Grenzstaaten stattdessen dortige Flüchtlinge abschieben. Die Jury befand den Begriff für „zynisch und beschönigend“.

Nach Mitteilung der Jury sei die Auszeichnung nicht als Zensurversuch zu verstehen, sondern als „Anlass zur Diskussion über den öffentlichen Sprachgebrauch“. Die Corona-Pandemie war bei den Vorschlägen das dominierende Thema der 1826 eingegangenen Einsendungen. Es gab 625 unterschiedliche Vorschläge. 75 der Wörter entsprachen einem der vier Unwort-Kriterien.

Die sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“ möchte mit ihrer alljährlichen Aktion auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so sensibilisieren. Dabei werden Wörter gerügt, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistische, verschleiernde oder irreführende Formulierungen sind. Reine Schimpfwörter zählen nicht. Die Jury richtet sich nicht nach der Menge der Vorschläge für ein einzelnes Wort. Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 gekürt. 2019 war es „Klimahysterie“.


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