Kein Tag gleicht dem anderen – Wie sieht der Alltag einer Pflegekraft im Krankenhaus aus?
In unserer Reihe „Hinter den Kulissen des Müritz-Klinikums“ berichtet Gina Romer, Praktikantin Marketing und Krankenhausentwicklung, heute für „Wir sind Müritzer“ aus dem Alltag von Gesundheits- und Krankenpflegern. Ein sehr persönlicher Bericht, der viele Einblicke gewährt, die sonst weder Besucher noch Patienten bekommen, denn Gina hat die Pflegefachkräfte zwei Tage lang begleitet.
Organisation ist alles – Blick hinter die Kulissen in der Ambulanz
Es ist 7 Uhr – während bei Frühaufstehern gerade der Wecker klingelt, startet das Pflegepersonal im MediClin Müritz-Klinikum schon mit den allgemeinen Vorbereitungen in der Ambulanz der Urologie. Schwester Antje und Schwester Ramona haben an diesem Morgen Dienst und ich darf sie über den Tag begleiten.
Je nachdem, wieviel Zeit am Morgen bleibt, werden die Bestände in den Behandlungsräumen aufgefüllt, Verfallsdaten der einzelnen Produkte werden geprüft und neue medizinische Artikel wie zum Beispiel Tupfer, Blutentnahmeröhrchen und Pflaster nachbestellt. Dafür ist an diesem Morgen jedoch keine Zeit. Es müssen Vorbereitungen für die Sprechstunde von Dr. Kay Scheffler, Facharzt für Urologie, getätigt waren. Verschiedene Utensilien, wie Desinfektionsmittel, Skalpelle, Tupfer und Pflaster werden für den Arzt griffbereit für die ambulanten Behandlungen hingestellt.
Nach den Vorbereitungen darf ich bei der Behandlung eines Patienten zuschauen. Dem Patienten wird eine Harnleiterschiene aus der Harnröhre gezogen. Der behandelnde Arzt Dr. Scheffler erklärt mir, dass eine Schiene in den Harnleiter des Patienten eingelegt wurde, um das Zuschwellen des Harnleiters nach einer OP zu verhindern. Schwester Antje assistiert tatkräftig beim Ziehen des Katheters. Besonders bei solchen Behandlungen am empfindlichen intimen Bereich des Menschen, bedarf es hoher Konzentration und Fachkenntnis.
Schwester Antje ist zudem, wie ich an diesem Tag festgestellt habe, durch ihre Kombination aus Wissen und Witz eine sehr gute Unterstützung. Ich denke, jeder, der schon einmal operiert wurde, weiß, wie angespannt man in solch einer Situation der Untersuchung sein kann. Eine Schwester ist somit nicht nur eine unverzichtbare Unterstützung des Arztes, sondern auch seelische Unterstützung für den Patienten.
Nach dem Ziehen des Katheters ist die Arbeit für Schwester Antje noch nicht vorbei. Der Patient verlässt das Behandlungszimmer, und die Nachbereitung des Zimmers findet statt. Benutzte Hilfsmittel wie Tupfer und Pflaster werden entsorgt. Alle Arbeitsflächen werden von ihr gereinigt und desinfiziert. Die benutzten medizinischen Geräte bringen wir anschließend in die hausinterne Zentralsterilisation.
Parallel zur Untersuchung nimmt Schwester Ramona Patienten im Empfangsbereich der Station auf, die eine OP vor sich haben.
Während der Aufnahme in der Ambulanz klären die Schwestern alle notwendigen Formalitäten und organisieren hausinterne Gespräche und Untersuchungen z.B. den Termin in der Narkosesprechstunde. Die Narkosesprechstunde ist besonders wichtig, um über die Risiken einer Narkose aufgeklärt zu werden und das Einverständnis zur OP zu geben.
Zudem besprechen die Schwestern mit den Patienten, ob sie ambulant oder stationär aufgenommen werden sollen, wie der Aufenthalt abläuft und wann die voraussichtliche Entlassung stattfinden soll.
An dem Tag, an dem ich in der urologischen Ambulanz zu Besuch bin, läuft alles nach Plan, jedoch ist dies nicht immer der Fall. Notfälle können zum Beispiel unerwartet im Klinikum eintreffen. Diese haben natürlich Vorrang. Da kann sich auch plötzlich mal der gesamte Tagesplan von jetzt auf gleich verändern.
Der frühe Vogel… – Blick hinter die Kulissen im Stationsalltag
Der nächste Tag beginnt für mich noch früher. Um 6 Uhr morgens starte ich mit den Schwestern auf der Station 4, der Station für Urologie und HNO und bekomme auch direkt den arbeitsreichen Alltag der Stationsschwestern hautnah mit.
Der Morgen fängt mit der Übergabe der Schwestern der Nachtschicht an die Schwestern in der jetzigen Frühschicht an. Dabei wird besprochen, wie es den Patienten in der Nacht ging und welche pflegerischen Tätigkeiten nun in den frühen Morgenstunden gleich erledigt werden müssen. An diesem Morgen sind vier Schwestern im Dienst sowie vier weitere helfende Hände in Form von einer Servicekraft und einer Pflegeassistentin. Zwischendurch unterstützen auch noch Schwester Petra aus der HNO-Ambulanz und Schwester Beate.
An diesem Tag ist das Pflegeteam auf der Station für 29 Patienten zuständig und kümmert sich neben Patienten der Urologie und HNO auch noch um 10 internistische Patienten, die derzeit auf der Station liegen und eine gesonderte Pflege, Betreuung und Arzneimittelgabe benötigten.
Nach den kurzen Besprechungen beginnt der Tag normalerweise mit dem Vorbereiten der Stationswagen, der Vergabe von Spritzen sowie dem Anhängen der Tröpfe. Schwester Steffi aus der Nachtschicht entlastete ihre Kollegen der Frühschicht, indem sie einige dieser Aufgaben bereits zum Ende ihrer Nachtschicht übernommen und erledigt hatte. Schwester Laura beginnt also damit, bei jedem Patienten auf der Station die Temperatur, den Puls und den Blutdruck zu messen und sich währenddessen nach dem Wohlbefinden und den Schmerzen zu erkundigen.
In zwei Zimmern auf der Station herrscht Isolation, was sich dramatischer anhört, als es in Wirklichkeit ist. In Isolation kommen Patienten, die zum Beispiel ungeklärtes Erbrechen oder Diarrhöe (Durchfall) haben. Bei solchen Patienten muss aus Hygienegründen eine gesonderte Schutzkleidung vor Betreten des Zimmers angelegt werden, welche aus einem Einmalkittel, Handschuhen und einem Mundschutz besteht. Damit wird verhindert, dass sich die Erregerkeime weiter ausbreiten und die Schwestern selbst schützen sich ebenfalls vor Ansteckung.
Als alle Zimmer „abgearbeitet“ sind, startet die Visite der Ärzte – die Uhr zeigt 7 Uhr. In der Visite wird die Diagnostikund Therapie für jeden einzelnen Patienten festgelegt. Parallel zur Visite verteilt Stationsassistentin Sandra um 7.30 Uhr das Frühstück an die Patienten. Nach der Essensvergabe wird dann der Plan für den Tag abgearbeitet. Es werden Inhalationen, Mundspülungen und Spritzen verabreicht, die im Rahmen der Visite ärztlich angeordnet wurden. Zudem müssen die Tabletten zur Einnahme verteilt werden. Bei den internistischen Patienten wird dabei auf die Gabe der Tabletten dreimal am Tag geachtet.
Schwester Uta begleitete ich in die Patientenzimmer, wo sie die Wunden von operierten Patienten versorgt. Schülerin Letizia und ich dürfen ihr über die Schulter schauen, wie sie bei zwei Patienten Redon-Drainagen entfernt. Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Freundlichkeit alle Schwestern den Patienten gegenübertreten – trotz des hohen Arbeitsaufkommens.
Obwohl nicht viel Zeit ist, wird auch immer darauf geachtet, dass auch alle Auszubildenden miteinbezogen werden. Schüler Niklas aus dem dritten Lehrjahr, der bald seine Abschlussprüfung hat, wird zur Übung am Patienten herangezogen. Er soll einen Verbandswechsel am Patienten durchführen.
Zurück im Schwesternzimmer muss die Bürokratie erledigt werden. In den Patientenbögen wird alles dokumentiert, was in den Zimmern verabreicht und an den Wunden beobachtet wurde. Zwischendurch huschen immer wieder Kollegen über den Flur und transportieren Patienten zu ihren Untersuchungen oder Operationen. Zudem fällt mir auf, dass am laufenden Band das Telefon auf der Station klingelt und Ärzte und Angehörige am Stationszimmer vorbei kommen und die Schwestern Rede und Antwort stehen müssen.
Um 11.30 startet die Mittagsverteilung für die Patienten. Im Anschluss werden weitere Anweisungen abgearbeitet und dokumentiert. Die erste Schicht des Tages endet mit der Übergabe an die Spätschicht um 14.30 Uhr.
Zu guter Letzt – ein Dankeschön…
Ich bin ergriffen, welches Pensum die Schwestern auf der Station tagtäglich zu absolvieren haben. Mit welchem physischen und psychischen Druck alle klarkommen müssen. Genau wegen dieser Punkte bin ich sehr beeindruckt, wie herzlich und kompetent alle im Team miteinander umgehen. Die Patienten wurden herzlich und liebevoll betreut.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei allen herzlich bedanken, dass sie trotz des straffen Zeitplans, ein Ohr für mich hatten. Ich denke ich spreche im Namen des Klinikums, wenn ich „Danke“ sage, für die tägliche Arbeit, die alle Schwestern, Pfleger und Assistenten hier leisten.