Land sucht Betreiber für die Orangerie in Neustrelitz

17. April 2023

Wer im nächsten Jahr heiraten will, hat jetzt noch eine „Location“ mehr, die er in Betracht ziehen kann. Dabei dürfte es sich aber um ein Lokal einer gehobenen Preiskategorie handeln – je nachdem was das Land MV aushandelt. Die Experten vom Staatlichen Amt für Bau und Liegenschaften suchen nämlich einen Betreiber für ein sehr bekanntes Seenplatte-Denkmal – die Orangerie am Schlossgarten in Neustrelitz, die seit längerem bereits saniert wird  (WsM berichtete). Dabei hat übrigens auch ein Unternehmer aus der Müritz-Region  einen großen Anteil am „großen Auftritt.“ Denn Parkettlegemeister Dietmar Ott ist für die Fußböden zuständig, auf denen jetzt noch schonende Auflagen liegen. „Das Parkett ist aber durchaus widerstandsfähig“, erläuterte Torsten Schöning, der die Vertragsgestaltung zum Betrieb der Immobilie betreut.

Die Orangerie wurde 1755 erbaut – anfangs für die empfindlichen Pflanzen des Großherzogs. Dann wurde das Gebäude mit drei Sälen in Rot, Gelb und Blau um 1840 von Landesbaumeister Friedrich-Wilhelm Buttel umgebaut, auch, um dort repräsentative Feste zu feiern. Das hielt auch noch zu DDR-Zeiten an.

Nun bildet die Orangerie mit dem angrenzenden Schlossgarten mit Tempeln zum Flanieren, dem Marstall, Theater und dem Gelände am Schlossberg, wo es zum Tiergarten geht, ein Denkmalensemble. Die etwa zehn Millionen Euro teure Sanierung der „Schönen Ora“, wie der Mann vom Baumt sagte, soll bis Herbst 2023 abgeschlossen sein.

Nun hoffen Schöning und sein Chef Winfried Tasler auf Bewerber, die in der Orangerie eine Cafe-Bar betreiben, aber auch größere Events, wie Hochzeiten, Firmenpräsentationen oder Konzerte und alle denkbar anderen Feste organisieren und Gäste dort verpflegen. Es könne auch jemand sein, der schon ein Hotel oder andere Unterkunftsmöglichkeiten hat und noch Veranstaltungsräume sucht, sagte Schöning.

Die drei Säle sind auch einzeln nutzbar, von jeder Seite aus gastronomisch separat zu versorgen. In den Fußböden sind alle technischen Möglichkeiten für multimediale Präsentationen vorhanden. Insgesamt sind Möbel für etwa 180 Plätze vorhanden. Die Pacht soll sich nach dem Umsatz des Betreibers richten – das Land will einen Vertrag am liebsten so schnell wie möglich und für etwa sieben Jahre schließen. Bis September sind alle Bauarbeiten – auch außen – fertig, verspricht Tasler. 

Das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz existierte von 1701 bis 1918 und hat immer noch Verbindungen in viele europäische Adelshäuser. Inzwischen ist das Land als Rechtsnachfolger des Herzogshauses Immobilien-Eigentümer und muss nun sehen, dass Kosten wieder herein kommen.

Wie die Orangerie und der wenige Meter entfernte Marstall, in den 15 Millionen Euro fließen, erhielten im 19. Jahrhundert viele Gebäude in MV ihre Gestalt von Baumeister Friedrich Wilhelm Buttel (1796-1869), einem Schinkel-Schüler. Dieser Buttel sitzt nun als Bronzefigur lebensgroß auf einer Steinbank etwa 150 Meter entfernt (WsM berichtete) – und schaut Richtung Orangerie und Richtung Landesbesoldungsamt. Ob ihm die moderne Bauweise zugesagt hätte?


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