Leserbrief zu geplanten Windrädern in der Region

6. September 2018

Zum Thema Windräder in der Müritz-Region hat uns folgender Leserbrief von Conny Dubhorn aus Kogel erreicht:

Ende Juli wurde im Amtsblatt der Mecklenburgischen Seenplatte auf die 3. Teilfortschreibung Windkraft hingewiesen. Leider war der Artikel so unscheinbar und nur für Beteiligte verständlich, so dass es nicht wunderlich ist, dass so wenig darüber berichtet wird.
Vom 1.8. bis 31.10.18 können sich die Bürger an der Ausschreibung beteiligen.

Sicher ein sehr unbequemes Thema, die Energiewende. Jeder sieht ihre Notwendigkeit ein, aber die Ausführung verläuft stümperhaft. Kritik wird kaum erwähnt, da , so ist jedenfalls mein Empfinden, die Energiewende unantastbar ist.

Selbst die enormen Kosten, der Irrsinn des von Deutschland ans Ausland bezahlten zu viel produzierten Stroms, den man uns dort abnimmt, ist den wenigsten bekannt.

Vielleicht sollte man einmal die Strompreise eines Haushaltes von heute mit denen von vor 20 Jahren vergleichen? Damals zahlten wir noch alle 2 Monate.
Leider ist es für alle beteiligten Gemeinden einfach nur erdrückend. Viele Menschen in den Gemeinden wissen nichts vom geplanten Windkraftausbau vor der eigenen Haustür.

Ich selbst wohne in Kogel. Wir sind schon leidgeprüft durch das 1. (Fünfseen) und 2. (Leizen) Beteiligungsverfahren, in denen vor unserer Haustür riesige Windparks ausgeschrieben wurden. Nur durch gemeinsamen Widerstand, hunderte Briefe an den Planungsverband, in denen die Anwohner auf unsere Landschaft, den Tourismus und die Natur hingewiesen haben, konnten diese beiden Projekte verhindert werden. Nun kommt die dritte Beteiligung und man fragt sich, wann dieser Irrsinn ein Ende hat.

Es ist auf alle Fälle sehr wichtig, die laufenden Verfahren den Bürgern bekannt zu machen. Im Amtsanzeiger der MSE 07/18 wurde lediglich die öffentliche Auslegung des Entwurfs der Teilfortschreibung des Regionalen Raumentwicklungsprogramms und des Umweltberichts angekündigt. Als Adresse gibt man www.raumordnung-mv.de an. Von dieser Adresse bis zur tatsächlichen Beteiligung ist ein weiter Weg. Ich finde das im höchsten Maße bürgerunfreundlich!

Den Bürgern fehlen die Bilder, wo die Windparks liegen, die Größen der ausgewiesenen Flächen.

http://www.region-seenplatte.de/sites/default/files/downloads/attachment/anlage1_beschluss_vv_6_18_entwurf_teilfortschreibung.pdf

Ausgewiesen sind Nr. 16 Bütow Zepkow: 198ha, Nr. 17 Massow: 173 ha, Nr. 18 Grabow-Below:146 ha, Nr. 19 Schwarz: 144ha, Nr. 20 Kogel: 181ha. Wenn man bedenkt, dass mindestens eine Windkraftanlage pro 10 ha errichtet wird, bedeutet das für unsere Region: ca. 20+17+15+14+18= ca.84 x 250m hohe Windkraftanlagen! Einfach unerträglich!

Beachtlich ist, dass der Planungsverband sich auf zwei Gebiete in MSE konzentriert. Einmal nördlich Neubrandenburgs, um Altentreptow in Richtung Vorpommern, zum anderen unsere Gegend um den leider schon existierenden Windpark Bütow hin zur brandenburgischen Grenze. Schön, dass die Mitte von MSE „freigehalten“ wird, so dass nicht, wie in den anderen Regionen Mecklenburgs überall flächendeckend Windparks verstreut werden.

Aber muss zwischen der Müritz und dem Plauer See eine zweite Konzentrationsfläche entstehen? Man orientiert sich an der A19, dem Windpark Bütow und den Windparks jenseits der Grenze zu Brandenburg. So erhofft man von der brandenburgischen Seite keinen Widerstand.

Ist es zumutbar für den Tourismus in den Schwerpunkträumen aber auch für die vielen kleinen Gutshäuser, Pensionen, Ferienwohnungen etc., den Nationalpark, die Naturschutzgebiete und Vogelschutzgebiete um Müritz und den Plauer See?

Viele Grüße aus dem noch schönen Kogel
Conny Dubhorn


6 Antworten zu “Leserbrief zu geplanten Windrädern in der Region”

  1. Heinz sagt:

    Ich kann verstehen, dass man ungern eine Windkraftanlage vor seiner Haustüre haben möchte.
    Allerdings wohnen in der Gegend (Kogel-Bütow-Zepkow-Massow-Grabow) extrem wenig Menschen und irgendwo müssen Kraftwerke zur Stromerzeugung stehen.
    Und sie können froh sein, dass es nur Windkraftanlagen sind und kein großes Kohle- oder Gaskraftwerk.
    Denn Strom ist in der heutigen Zeit lebensnotwendig.

    Und auch dass mit dem Export ist doch nur eine temporäre Sache. Die Energiewende (von Kohle/Atom zu Wind/Solar) kann man auch nicht in ein paar Jahren schaffen, daher wird es noch einige Jahre andauern und bis dahin wird der überschüssige Strom ins Ausland exportiert.
    Danach aber wird Windstrom benötigt. Auch weil in circa 10 Jahren viel mehr Fahrzeuge mit Strom unterwegs sein werden. Natürlich nicht alle. Das wäre ja auch utopisch. Aber selbst wenn es nur 10% der Fahrzeuge sind.

    Momentan verbraucht Deutschland für den Verkehr circa 2.100 Petajoule (Diesel- und Benzinkraftstoffe).
    2.100 Petajoule sind 583.800.000 Megawattstunden (MWh).
    Eine Windkraftanlage von 2,5 MW (140 Meter Turmhöhe) bringt bei 2.200 Stunden pro Jahr circa 5.500 MWh, bei 3.000 Stunden pro Jahr circa 7.500 MWh.

    Wenn nun 10% aller Fahrzeuge Elektrofahrzeuge werden und diese dann sogar ein bisschen „Spritsparender“ sind (20%), dann benötigt man rund 46 Millionen Megawattstunden (MWh) pro Jahr.
    Zusätzlich zum jetztigen Stromverbrauch!
    Man müsste also ungefähr 6.200 bis 8.400 Windräder in Deutschland aufbauen.

    Oder man müsste circa 5 Atomreaktoren oder 5 Kohlekraftwerke wieder ans Stromnetz anbinden. Und wer möchte gerne ein Atomkraftwerk bei Kogel stehen sehen. Oder ein Kohlekraftwerk.
    Dann doch lieber Windkraftanlagen.

    Es tut mir wirklich leid für alle Bürgerinnen und Bürger, die ein Problem mit Windkraftanlagen haben. Aus den unterschiedlichsten Gründen.
    Aber irgendwo müssen sie hingestellt werden und dann doch lieber in dünnbesiedelte Gebiete. Und ihre Ecke gehört leider dazu.

    • S. sagt:

      Die alten Bundesländer sind ziemlich dicht besiedelt, da kommt es auf zusätzliche Windkraftanlagen auch nicht mehr an. Unsere offenen Landschaften müssen frei bleiben, denn deshalb wohnen wir ja hier!! Der Massentourismus ist schon so eine Belastung, und jetzt noch die hässlichen Dinger hier in die Landschaft stellen, na wo kommen wir denn da hin?

  2. BAT sagt:

    Der größte Irrsinn ist doch, dass die Energie vor allem in den Ballungszentren im Süden und im Westen Deutschlands gebraucht wird. Zu den Windrädern und Solarfeldern kommen noch unzureichende und verlustreiche Stromtransportwege hinzu. Die Energiebilanzen von Windrädern, E-Autos (Herstellung, Betrieb, Wartung, Entsorgung) sind ja auch alles andere als prickelnd.

    • Heinz sagt:

      Die Energiebilanzen von Windrädern und E-Autos ist aber trotzdem noch besser als die von Kohlekraftwerken und Verbrennerautos.
      Man darf nämlich nicht vergessen, dass für Braunkohle oft ganze Landstriche ausgebaggert werden müssen (siehe RWE und Hambacher Forst) oder eben Steinkohle unter Tage mit viel Aufwand gefördert wird.
      Und der Sprit kommt auch nicht in Mecklenburg aus dem Erdreich geflossen, sondern muss erst einmal von weit weg (z.B. Saudi-Arabien) hergeschafft werden und dann noch von Rohöl zu Benzin umgewandelt werden.
      Und dazu kommen dann noch die Abgase! Beim Transport und beim Benutzen.
      Die Übertragungsverluste durch Stromleitungen sind ca. 6%. Und zwar in Wärme auf den Stromleitungen.

      Windräder und E-Autos sind kein Allheilmittel, aber ein Mix mit dem „alten“ System ist doch perfekt. Und dafür müssen nun mal noch mehr Windräder gebaut werden. Auch im Süden natürlich.

      Und man wird auch die Akkus der E-Autos teilweise oder sogar nahezu komplett recyceln. Einfach weil die Rohstoffe zu teuer zum wegwerfen werden.

  3. Elimar sagt:

    Vielen Dank für den fundierten Beitrag von Heinz!

    Die politischen Protagonisten, wie Rudolf Borchert müssen nur aufzuhören, die Bevölkerung zu verarschen indem intransparent und unverständlich Genehmigungsverfahren im Interesse der beteiligten Unternehmer durchgepeitscht werden. Da geht es nicht nur um die ökologische und somit politische Notwendigkeit der nachhaltigen Stromerzeugung sondern für die örtlich Beteiligten und Lobbyisten zuerst mal um sehr viel Geld. Erst kommt das Fressen!

    Zu BAT wäre zu ergänzen, dass der Ausbau der Leitungen sicherlich kommt. Sie werden mit < 1 % keinen nennenswerten Energieanteil verschlucken. Windenergieanlagen haben übrigens mit ca. 40% einen relativ hohen Wirkungsgrad. Was dabei verloren geht, Wind, kostet nichts. Durch Repowering werden ältere Anlagen durch leistungsfähigere und effizientere ersetzt, so dass wir mehr Strom ernten, ohne Zunahme an Windrädern.

    Mit Zunahme der Elektromobilität werden wir die Möglichkeit haben, überschüssig produzierten Windstrom in Batterien von Autos zu zwischenzuspeichern. Wenn die Ladestationen in einen Preiswettbewerb treten und daheim Zähler so aufgerüstet werden, dass sie bei Überschuss Strom billiger anbieten, als zur Spitzenbelastungszeit, dann werden die Menschen davon Gebrauch machen. Mit den Spritpreisen (endliche Ressource!) an der Tankstelle ist es ähnlich und eingeübt.

    Wir murren gern, vergessen aber, aber auf hohem Niveau.

    Der Wirkungsgrad von Wind

  4. Peter Sohr sagt:

    Warum wird immer und immer wieder mit den uneffektiven Elektroautos argumentiert? Fahrzeuge die tatsächlichen Gebrauchswert haben, unabhängige ähnliche Reichweiten wie Benziner oder Diesel haben, keine teuren Batterien brauchen und NULL Emissionen verursachen, sind und bleiben nun einmal Wasserstoff-Brennstoffzellen-Autos! Hier hat sich aber die deutsche Industrie als Vorreiter in der Entwicklung selbst aus der Schusslinie bugsiert und den Asiaten das freie Feld überlassen. Faktisch Know-how ade`. Leider wird daher aus gewachsener Unfähigkeit und Überlassung des Marktes an die Asiaten eine beflissentliche Ignoranz des Machbaren. Natürlich ist jedes Brennstoffzellen-Auto 1000 mal besser als jedes reine Elektroauto mit teuren Akkus und einer Reichweite geringer als 300 km ! Nur Wahrhaben will es offensichtlich Niemand!

    Bezüglich Windräder sollte erst einmal die Infrastruktur zur Ableitung der Energie an die Stellen, wo sie vornehmlich verbraucht wird erfolgen. Erst dann kann über einen weiteren Aufbau von Windrädern nachgedacht werden. Von der Logik her dort, wo sich die Masse der Verbraucher befinden.
    Hilfestellung: Und das ist nicht in Meckl/Vorpommern!