Die ehemalige Stasi-Haftanstalt in der Töpferstraße in Neustrelitz soll auch in den kommenden drei Jahren durch den Verein Erinnerungsort Stasi-Haftanstalt Töpferstraße Neustrelitz e.V. erhalten und betrieben werden. In dieser Woche unterschrieben das Land Mecklenburg-Vorpommern, der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und die Residenzstadt Neustrelitz eine entsprechende Absichtserklärung.
Am Standort des heutigen Landessozialgerichts in der Tiergartenstraße befindet sich seit 1879 ein Gefängnisgebäude, das durch die diktatorischen Regime hinweg bis 1987 genutzt wurde, ab 1953 durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Etwa 3000 Menschen wurden hier zu DDR-Zeiten inhaftiert.
Die Vertragspartner bekennen sich in der Absichtserklärung zu der Verantwortung, den Ort zu erhalten und damit Demokratiebildung mit Lernen am authentischen Ort ebenso zu ermöglichen wie die weitere Sicherung, Dokumentation und wissenschaftliche Bearbeitung zusätzlicher historischer Quellen. „Dieser Ort ist Teil unserer Geschichte. Und auch wenn es ein unrühmliches Kapitel dieser Geschichte ist: Vergessen dürfen wir sie nicht“, so Landrat Heiko Kärger bei der Unterzeichnung. Er bedankte sich bei allen Beteiligten für die Entscheidung, den Erinnerungsort für die nächsten Jahre zu sichern.
Denn ein wichtiger Bestandteil der Vereinbarung ist die finanzielle Unterstützung des Trägervereins, der bisher hauptsächlich ehrenamtlich arbeitet. In den kommenden drei Jahren tragen Land und Landkreis jeweils 20.000 Euro des jährlichen Finanzbedarfs, die Stadt Neustrelitz rund 16.700 Euro. Mit den zugesicherten Mitteln soll nun erstmals hauptamtliches Personal eingestellt und die regelmäßige Bildungsarbeit zum Beispiel mit Schulen in der Region ausgebaut werden. „Heute ist ein guter Tag und ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Erinnerungsortes“, so der stellvertretende Vereinsvorsitzende Falk Jagszent. Mittelfristig sei es jedoch wichtig, nach einer anderen Lösung als der ehrenamtlichen Trägerschaft zu suchen.
Seit 2006 kümmern sich engagierte Bürger überwiegend ehrenamtlich darum, hier einen Ort des Erinnerns und der Geschichts- und Demokratiebildung zu etablieren. Seit 2016 ist der Erinnerungsort für die Öffentlichkeit zugänglich und hat im Jahr 2022 eine moderne Dauerausstellung erhalten. Grundlage der Ausstellung sind Zeitzeugeninterviews mit ehemaligen Häftlingen und ihren Angehörigen. Zusammen mit der beklemmenden Atmosphäre der weitgehend originalgetreuen Bausubstanz und Einrichtung vermitteln diese ein eindrückliches Bild der damaligen Haftbedingungen.
Die Ausstellung ist Donnerstag von 16 bis 19 Uhr sowie Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.stasi-haftanstalt-neustrelitz.de
Quelle: LK MSE
Ein jeder und ein jeder Staat sichert sich mit einem Staatsicherheitsapparat ab. Ein Land ohne politische Gegner und Spionageabwehr, gibt es nicht. Seit der Antike bestehen solche Existenzen.
wenn mann 28 Jahre in diesem Unrechtsstaat eingesperrt war ohne etwas gemacht zu haben wird jeder darüber anders denken!
Kathleen,
der Ort dokumentiert aber, wie mit politischen Gegnern zu der Zeit umgegangen wurde. Wir sind uns bestimmt einig: In unserer demokratischen Grundordnung, in dem die Würde des Menschen festgeschrieben ist, dürfen negativ agierende Kräfte selbst dann, wenn sie eine Agenda haben, die die simpelsten Grundwerte nicht teilt, gewählt werden und sich lange unbehelligt entfalten. Die Grenze ist, wenn Menschen entmenschlicht werden, ihnen Gewalt angetan wird oder werden soll und erst dann. Das wird dann lang und breit überprüft und oft zerredet. Vielleicht schafft es eine gegenwärtige Haftanstalt auch zu solcher traurigen Berühmtheit, wie die vielen Konzentrationslager des Nazideutschland bzw. Neustrelitz, Hohen Schöneweide oder Bautzen der DDR. Bis jetzt sehe ich aber nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sich eine derart qualifiziert. Die Menschenwürde gilt auch für Gefangene. Wenn zum Beispiel latent extremistische Polizisten oder Angestellte dies missachten, muss das von der Justiz geahndet und der Politik im Sinne: wie konnte es soweit kommen und was müssen wir dagegen tun, aufgearbeitet werden. Daran mangelt es zuweilen, sogar bei Inhaftierten, denen man nur das Hierhergehören, wie Oury Jalloh in Dessau abspricht. Ich hoffe, wir sind uns auch einig, dass das endlich zuende aufgeklärt werden muss. Ich hoffe, dass Ihrer simplen Feststellung keine Rechtfertigung für eine mögliche Beseritigung der Grundwerte der voraussichtlich künftigen Politik innewohnt.