Oper mal anders: Bei „Killing Orpheus“ sitzen die Gäste mit den Sängern an einem Tisch
In Neustrelitz können Kulturinteressierte derzeit die Oper von einer erstaunlich kurzweiligen Art her kennenlernen – als „Opernlounge“. Kurz beschrieben: Das Publikum sitzt an einer langen Tafel und kann den Schauspielern und Sängern direkt beim Spielen und Singen zusehen. Mitunter wird dieser oder jener Gast auch mit in die Handlung von „Killing Orpheus“ einbezogen – aber keine Angst, immer nur ganz kurz und man muss nicht selber singen.
Das neue Stück, das extra für das Neustrelitzer Theater entstand, hat ein Format, das es selten am Theater gibt. Aber es hat die ersten Zuschauer schon begeistert.
So fragt Opernsängerin Laura Scherwitzl als Apollon die Gäste zu Beginn: „Wollen Sie sich das wirklich antun ?“ Am Ende der Tafel liegt unter der roten Tischdecke eine Gestalt – Orpheus. Beide starten vor den Augen der Besucher ein tödliches Dinner, bei dem „die Oper abgeschafft werden soll.“
Dabei werden legendäre Figuren aus Opern der Weltgeschichte zu Festen eingeladen, die sie nicht überleben sollen. Orpheus, der sich nach seiner Eurydike sehnt, dient als Lockvogel. Am Ende siegt natürlich die Musik, alles darf man an dieser Stelle nicht verraten. Aber eines: Der Gesang ist selten so unmittelbar und beeindruckend zu erleben.
Für den Thriller mit Klavier- und Akkordeonmusik hat der Potsdamer Rainer Holzapfel Tafelszenen und Musik aus Opern wie „Macbeth“, „Don Giovanni“ und „Die Italienerin von Algier“ verwendet und eigene kurze Texte geschrieben.
Mit dem neuen Musiktheaterformat wollen die Theaterleute junge Leute und Gäste anlocken, die niveauvollen Gesang und Schauspiel mögen, mitunter einen traditionellen Opernbesuch aber noch scheuen. Bei der Uraufführung wurden die Wienerin Scherwitzl, die neu im Neustrelitzer Ensemble ist, Robert Merwald als Orpheus und auch Mezzosopranistin Lena Kutzner gefeiert.
Das Stück geht mit Pause kurzweilige zwei Stunden. Als Aufführungsort wurde das neue Kulturquartier in der Schlossstraße gewählt. „Vielleicht ist ein Leben ohne Musik möglich. Aber es wird ein deutlich schlechteres Leben sein“, hat der Regisseur sein Motto genannt.
Die nächsten Vorstellungen sind am 3. Dezember, 19.30 Uhr, am 11.12. um 16.00 Uhr und am 27. Januar 2017 um 19.30.
Karten kosten 22,90 Euro
Fotos: TOG/ Lisa-Marie Zetsche