Prozess gegen Drogenbande von der Seenplatte neu gestartet

28. September 2021

Der zweite Anlauf im Prozess gegen eine mutmaßliche Drogenschmugglerbande von der Seenplatte hat am Montag vor dem Landgericht Neubrandenburg (WsM berichtete) begonnen. Verantworten müssen sich nun vier Angeklagte, davon einer aus Wredenhagen, zwei aus der Region Stavenhagen und einer aus Schwerin. Doch der Neustart begann – wie bei der ersten, später aus gesundheitlichen Gründe abgebrochenen Auflage im Frühjahr – äußerst holprig. Zur geplanten Anklageverlesung kam es am Montag noch nicht.

Die Verteidiger bezweifeln, dass die deutschen Behörden die Ermittlungsergebnisse der französischen Behörden überhaupt verwenden dürfen und taten das wortreich kund. Als gäbe es auch kein grenzübergreifendes Verbrechen. Mit vier bis fünf Verteidiger-Anträgen war der Prozessneuanfang nach zwei Stunden beendet. Nun soll die Anklage am 11. Oktober verlesen werden. Die Vorwürfe sind ja eigentlich schon bekannt, müssen aber aus rechtstechnischen Gründen nochmal wiederholt werden.

Als Hauptverdächtiger gilt ein 59-Jähriger, der an der Müritz kein Unbekannter ist. Dieser gehörte früher zu den Betreibern der Disko im Kreiskulturhaus in Waren.

Der gesamte Fall hängt mit einem angeblich abhörsicheren Server zusammen, über den Kriminelle aus ganz Europa – speziell Leute aus der Drogenszene – mit Kryptohandys telefonierten. Er hieß Encrochat. Doch den französischen Ermittlern gelang es, diese Plattform Anfang 2020 zu entschlüsseln.

Danach hörten die Ermittler längere Zeit den Datenverkehr der Kriminellen mit, auch der hiesigen, erklärte eine LKA-Frau. Daraus ergaben sich viele wichtige Hinweise, sagt die Staatsanwaltschaft. Das Quartett von der Seenplatte flog Ende 2020 bei Durchsuchungen auf. Inzwischen gibt es mehr als 1800 verdächtigen Personen in der EU, hieß es von Landes- und Bundeskriminalamt.

Bei der Festnahme der Beschuldigten, die nun wieder vor Gericht stehen, fanden die Ermittler unter anderem zwei Kilogramm Kokain in einem Türschwellenversteck in einem der präparierten VW Phaeton, die beschlagnahmt wurden. Der Wert des Kokains soll „sechsstellig“ sein. Auch mehrere zehntausend Euro Bargeld und waffenähnliche Gegenstände wurden sichergestellt.

Die Beschuldigten wollen mit solchen kriminellen Dingen nichts zu tun haben, sagten  ihre Anwälte. Schon im ersten Verfahren hat keiner der Männer Angaben vor Gericht gemacht. Das wird auch jetzt nicht erwartet. Doch vielleicht kommt der Staatsanwalt wenigstens dazu, die Anklage zu verlesen, so dass weitere Zeugen und Ermittler Licht ins Dunkel bringen können.

Die Verhandlungstermine reichen jedenfalls schon bis November. Und drei der Männer sitzen weiter in Haft, darunter auch der mutmaßliche Haupttäter. Das Oberlandesgericht hatte es auch als der erste Prozess geplatzt war, abgelehnt, ihre U-Haft aufzuheben.


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