Mitten im Kriegsgebiet medizinisch helfen, Verletzte versorgen und Leben retten: Dr. Amar Mardini, Arzt in Weiterbildung an der Klinik und Poliklinik für Infektiologie, Nephrologie, Endokrinologie und Tropenmedizin der Universitätsmedizin Rostock, war in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt rund ein halbes Jahr im Gazastreifen im Einsatz. Für sein Engagement in der ärztlichen Versorgung unter Extrembedingungen wurde er vor kurzem auch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue empfangen.
„Die medizinische Infrastruktur im Gazastreifen ist nahezu vollständig zusammengebrochen, die hygienischen Zustände sind dramatisch, und die Ernährungslage ist menschenunwürdig“, schildert Dr. Mardini die Situation vor Ort. Er engagiert sich seit mehreren Jahren im humanitären Bereich und bringt seine Erfahrungen aus Konfliktgebieten nun auch in seine fachärztliche Weiterbildung in Rostock ein.
Dr. Mardini war unter anderem an medizinischen Evakuierungen beteiligt, darunter Transporte durch aktive Kampfzonen sowie grenzüberschreitende Ausreisen von Patientinnen und Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen.
Ein weiterer Teil der Arbeit besteht in der Unterstützung von Notaufnahmen, Feldkliniken und sogenannten Trauma-Stabilisierungspunkten. Darüber hinaus führt die Organisation Schulungen durch – darunter Kurse zu Basis-Notfallmedizin oder Ultraschall-Diagnostik –, um die medizinische Versorgung auch langfristig zu stärken.
Prof. Dr. Micha Löbermann, Leiter der Infektiologie und Tropenmedizin an der Universitätsmedizin Rostock, bewertet den Einsatz seines Mitarbeiters als vorbildlich: „Humanitäre Hilfe wie die von Dr. Mardini ist Ausdruck gelebter ärztlicher Ethik. Solche Erfahrungen fließen direkt in unsere tägliche Arbeit ein – sie fördern nicht nur die individuelle Kompetenz, sondern stärken auch die internationale Verantwortung unseres Hauses.“
Dass er die Einsätze mit seiner Tätigkeit in Rostock vereinbaren kann, sei für Dr. Mardini keineswegs selbstverständlich. Die Unterstützung durch Prof. Löbermann ermögliche es ihm, sich in akuten Notsituationen zu engagieren, ohne seine klinische Weiterbildung zu vernachlässigen. „Ich weiß das sehr zu schätzen“, sagt der 35-Jährige, der in Göppingen geboren wurde und sein Studium in Marburg absolvierte.
Seit Mitte Juli arbeitet Dr. Mardini wieder auf der infektiologischen Station der Universitätsmedizin Rostock. Die Rückkehr falle ihm meist nicht schwer, sagt er: „Ich sehe sehr klar, wie privilegiert unser Gesundheitssystem ist. Diese Perspektive schärft meinen Blick für das Wesentliche – auch im Arbeitsalltag.“
Bildquelle: Mattia Bidoli/CADUS