Rostocker Zoo jetzt mit neuer Attraktion

23. September 2018

Der beliebte Rostocker Zoo ist seit dem Wochenende um eine Attraktion reicher: Das Polarium wurde offiziell eröffnet. Im Herzen des historischen Zooteils, im Polarium, ist mit 200 Tieren wieder Leben eingezogen. Die Gesamtinvestitionen für den Neubau der Erlebnis- und Bildungslandschaft belaufen sich auf 14,21 Millionen Euro.
Nach knapp einem Jahr Bauzeit ist die neue Heimstätte der Eisbären und Pinguine seit gestern für alle Zoobesucher geöffnet.
Das Polarium nimmt die Besucher mit auf eine Reise vom Süd- zum Nordpol. Die Pinguine leben ausschließlich auf der Südhalbkugel und die Polarbären in der Arktis auf der Nordhalbkugel. Nur im Polarium sind sie direkte Nachbarn.

Mit etwa 12.500 Quadratmetern Gesamtfläche umfasst das Polarium einerseits ein neues Freigehege mit Bruthöhlen sowie ein Wasserbecken mit Sichtscheiben für bis zu 36 Humboldt-Pinguine und deren Nachwuchs. Zum anderen gibt es eine weitläufige Tundra-Landschaft für drei erwachsene Eisbären und ihre Nachkommen. Zum Polarium gehört ferner ein Besucherinformationszentrum mit einer Eisbären-Ausstellung und den Meereswelten, einem abwechslungsreichen Aquaristikbereich. Dieser erlaubt einen Blick in die mystische Unterwasserwelt der Ozeane.

Der Weg der Besucher führt über die Pinguin-Anlage zum ersten Außengehege der Eisbären mit der historischen Einsicht von der Eichenallee und dem erhaltenen Storchenturm weiter ins Besucherzentrum und zum zweiten Außenrevier der Eisbären.

Nachwuchs in Sicht?

Die beiden Eisbären, Noria aus Tschechien und Akiak aus den Niederlanden, sind seit gestern auf den beiden Außenanlagen zu sehen. „Beide Eisbären sind mit drei und vier Jahren noch recht jung und sollen ausreichend Zeit erhalten, sich und ihr neues Umfeld kennen zu lernen“, informierte Zoo-Kuratorin Antje Zimmermann. „Perspektivisch wünschen wir uns, dass die beiden miteinander harmonieren und irgendwann auch für Nachwuchs sorgen werden. Noch in diesem Jahr erwarten wir einen dritten, weiblichen Eisbär, wenn alles planmäßig läuft“, kündigte Antje Zimmermann an. Eisbären werden mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif, wobei die Geschlechtsreife bei weiblichen Tieren etwas eher eintritt.

Der am 22. November 2014 in Rhenen (Niederlande) geborene Akiak ist ein Enkel der legendären Rostocker Eisbären Churchill (28.11.1979 in Rostock – 26.10.2013 in Rostock) und Vienna (29.11.1988 in Wien – 13.01.2018 in La Palmyre). Auch Akiaks Vater ist ein Rostocker, nämlich der am 18. Dezember 1998 im Rostocker Zoo geborene Victor. Seine Mutter Freedom kam am 6. Dezember 2001 in Kolmarden in Schweden zur Welt. Norias Vater Umca stammt aus Alma-Ata in Kasachstan, wo er am 15. November 1998 geboren wurde. Ihre Mutter Kora erblickte am 27. November 1998 in St. Petersburg in Russland das Licht der Welt.

Bereits 26 niedliche Frackträger

Die Eisbären und Pinguine finden natürliche Tieranlagen vor. „Wir haben viele verschiedene Materialien in den Gehegen verwendet, die auch in den ursprünglichen Lebensräumen der Tiere vorkommen, beispielsweise Sand, Steine und Grünflächen. Die Außenanlagen der Eisbären sind der Tundra nachempfunden. Sie wurden nach den neuesten Standards der Zootierhaltung errichtet. Dabei spielten auch Erkenntnisse zur Biologie und zum Fortpflanzungsverhalten der Tiere eine große Rolle“, unterstrich Antje Zimmermann.

Zur Eröffnung des Polariums haben 13 weibliche und 13 männliche Humboldt-Pinguine ihr neues und größeres Gehege bezogen. Platz ist für insgesamt 36 Frackträger und die flauschige Nachkommenschaft. Zehn Pinguine sind Heimkehrer, die während der letzten zwei Jahre im Zoo Berlin gelebt haben. Darunter befinden sich beispielsweise Tristan, Fridolin, Pünktchen, Molli, Benny und Liese.
Elf Tiere sind aus dem Tiergarten Schönbrunn in Wien nach Rostock gekommen und fünf Pinguine aus dem dänischen Aalborg. Der sechsjährige Promi-Pinguin Ekki lebt seit 2016 im Vogelpark Marlow. Die vier Marlower Pinguine kehren nicht nach Rostock zurück, ebenso wie die sechs Tiere, die vor dem Beginn der Bauarbeiten in den Zoo Hoyerswerda umgezogen sind.

Für die Humboldt-Pinguine stehen insgesamt 15 Bruthöhlen zur Verfügung. Wenn die Zoolieblinge nicht gerade brüten, halten sie sich zu gern im Wasser auf. Zoobesucher können jetzt die Pinguine auch beim Tauchen und Schwimmen beobachten, da ihr Wasserreich mit Sichtscheiben ausgestattet ist. Durch die neue Filteranlage kommt es zu einer stetigen Wasserbewegung und einer gleichbleibenden Wasserqualität im Pinguinbecken. „Zusätzlich gibt es Einströmdüsen mit einem Lufteintrag mit Whirlpoolcharakter, welche der Eisfreihaltung des Beckens dienen“, so Antje Zimmermann.

Indopazifik-Becken mit Feuerfischen

Im Besucherzentrum heißt es Abtauchen in die Unterwasserwelt der Ozeane. Sieben Quallenkreisel zeigen das 500 Millionen Jahre alte Evolutionswunder der Medusen aus dem Stamm der Nesseltiere. Den sanften Bewegungen der Exoten wird eine entspannende Wirkung nachgesagt. Beim Beobachten der Mützenmeduse, der Spiegeleiqualle, der Kompassqualle, der Amakusa-Feuer-Qualle oder der Papua Schirmqualle und der erst seit 1992 beschriebenen Eirene lacteoides kann jeder Polarium-Besucher mit dem passenden Begleitsound auf besondere Art und Weise entschleunigen. Der siebente Quallenkreisel, der Jellyfish-Planet mit den Ohrenquallen, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Das freistehende Kugelaquarium mit umlaufendem Wasser ist extra beleuchtet und erscheint wie ein lebendiger Springbrunnen.

Die Bewohner der Quallenkreisel sind in freier Natur in den Tiefen des Nordatlantiks, im Pazifik, im Mittelmeer und im Roten Meer ansässig. Die Quallen wurden teils im Darwineum gezüchtet, teils aber auch aus anderen Ländern geholt. Die weiteste Reise hatten Polypen aus Japan.

Im Polarium sind darüber hinaus sechs Aquarien untergebracht, darunter ein großes Indopazifik-Becken mit Drücker- und Feuerfischen. Ein Aquarium mit einem Kraken sowie ein Nordost-Pazifik-Becken mit Anemonen, Seesternen, Hornhaien und weiteren Fischen dieses Lebensraumes werden ebenfalls präsentiert sowie zwei zylinderförmige Aquarien und ein Muränen-Becken.

Insgesamt sieben Tierpfleger werden sich um die Eisbären, Pinguine und die Bewohner der Aquarien im POLARIUM kümmern.

Im Besucherzentrum werden unterhaltsam und leicht verständlich der Lebensraum, die Besonderheiten und die Gefährdung des größten Landraubtieres der Welt dargestellt. Eine zwölf Meter lange Multimedia-Projektion versetzt die Besucher in den Lebensraum der Eisbären, in die Arktis.

Abenteuerschiff darf erobert werden

„Wir haben unser Erfolgskonzept des lebendigen Museums im Darwineum fortgeschrieben“, hob Zoodirektor Udo Nagel hervor. „Dem Besucher sollen möglichst viele interessante Fakten nahegebracht werden, die spannend aufbereitet und informativ verpackt sind. Natürlich spielt dabei der Natur- und Artenschutz eine besondere Rolle. In diesem Punkt kooperieren wir sehr eng mit der Artenschutzorganisation Polar Bears International (polarbearsinternational.org).“

Im Besucherzentrum wurden viele altersgerechte Angebote für die kleineren Zoogäste integriert, um auch schon die Jüngsten an den Artenschutz heranzuführen. Die „Eisberge“ im Besucherzentrum verfügen über eine Kinderebene, an der sich die Kleinen ausprobieren können und Wissenswertes über die Könige der Arktis erfahren. Außerdem locken eine Kindereishöhle mit Hörgeschichten, Eisbärenfilme aus der Rostocker Kinderstube sowie ein Arktis- und Eisbärenquiz auf einem Touchscreen. An einer Akustikstation können verschiedene Laute der Eisbären abgespielt werden, so ruft beispielsweise ein Eisbärenjunges nach seiner Mutter oder schmatzt zufrieden.

Natürlich wird in der Ausstellung auch auf das Internationale Eisbären-Zuchtbuch eingegangen, das von Zookuratorin Antje Zimmermann geführt wird. Freuen können sich alle Polarium-Besucher auf mögliche Zuchterfolge. In der Ausstellung wird der eine oder andere Blick in die Wurfbox der Eisbären erlebbar sein.

Auch der neue Abenteuerspielplatz am Polarium wird sicher ganz schnell erobert. Mit Unterstützung der ScanHaus Marlow GmbH ist in unmittelbarer Nähe zum Polarium ein Spielfeld mit einem Nachbau des Forschungsschiffes FRAM des Polarforschers Fridtjof Nansen entstanden. Über eine Seilleiter können die Kinder auf den Dreimaster gelangen. Im Umfeld des Schiffes befinden sich viele polartypische Erlebnispunkte, ein Iglu und eine Eskimofotostation.

Fotos: Zoo Rostock


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