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Seenplatte: Landrat Heiko Kärger sagt heute adieu

Sein Start war alles andere als ein Spaziergang. Vor allem in der Müritz-Region konnte Landrat Heiko Kärger zunächst kaum Fuß fassen. Zu groß war 2011 der Frust über die gegen alle Widerstände durchgedrückte Kreisgebietsreform und das damit verbundene Ende des Müritzkreises. Diesen Ärger übertrugen viele Einwohner auf den ersten Mann an der Spitze des Monster-Kreises Mecklenburgische Seenplatte, der mit 5500 Quadratkilometern doppelt so groß wie das Saarland ist.
Am heutigen Tag geht der inzwischen 65-Jährige zum letzten Mal in sein Landratsbüro und verabschiedet sich in den Ruhestand. Sein Rückblick fällt im Gespräch mit „Wir sind Müritzer“ versöhnlich aus, auch den schwierigen Anfang an der Müritz hat er längst vergessen. Wahrscheinlich auch, weil in den vergangenen 14 Jahren einfach zu viel passiert ist – an der Seenplatte und in der ganzen Welt.

Als Heiko Kärger im Jahr 2011 als Landrat der Mecklenburgischen Seenplatte startete, waren ihm die Aufgaben schon vertraut, denn zwei Jahre zuvor wurde er Landrat des damaligen Kreises Mecklenburg-Strelitz. Doch plötzlich hatte er einen Riesen-Kreis vor sich und musste quasi aus drei Verwaltungen eine machen. Zwar gibt es auch heute noch Außenstellen in Waren, Neustrelitz und Demmin, doch der größte Teil der Ämter befindet sich inzwischen in Neubrandenburg. „Die Servicezentren werden auch in den Orten bleiben, man kann niemandem zumuten, wegen irgendwelcher Kleinigkeiten stundenlang zu fahren“, meint der Vater von zwei Kindern und Opa von vier Enkeln. Wie es allerdings aussieht, wenn die häufig geforderte Digitalisierung weiter fortschreitet, kann auch er heute noch nicht beantworten.

Viele Zweifel in der Pandemie 

Die Zusammenführung zum Großkreis Mecklenburgische Seenplatte bezeichnet der 65-Jährige durchaus als Kraftakt. Und das nicht nur, weil innerhalb der Verwaltung viel organisiert werden musste. Er musste diese Schritte auch nach außen „verkaufen“. So erinnert sich Kärger an den Beginn des Jahres 2015, als unter anderem der Umzug des kreislichen Sozialamtes von Waren nach Neubrandenburg anstand. An der Müritz gab es seinerzeit massive Proteste dagegen, Warens Bürgermeister Norbert Möller (SPD) – damals noch Mitglied im Kreistag – fiel in seiner Heimatstadt in Ungnade. Denn er hatte den Protestlern vor Ort einerseits seine Unterstützung gegen den Umzug mitgeteilt, andererseits im Kreistag aber dafür gestimmt. Das nimmt man Möller heute noch übel. Doch wie sagt man so schön: Nach einiger Zeit kräht kein Hahn mehr danach, der Umzug wurde vollzogen, die Verwaltung läuft weiter.

In den 14 Jahren seiner Amtszeit gab’s natürlich viel mehr kritische Situationen als nur die Aufgabe, den Großkreis irgendwie zusammenwachsen zu lassen. Da kam beispielsweise Corona und mit der Pandemie eine Zeit, in der nichts mehr normal war. Es existierte keine Bedienungsanleitung, in der stand, wie jetzt zu handelt ist. „Wir erhielten jeden Tag neue Verordnungen, saßen teilweise nächtelang, um alles umzusetzen, wussten dabei manchmal aber auch nicht so genau, ob das nun alles richtig ist. Mit so einer Pandemie kannte sich ja niemand aus. Im Nachhin bin ich mir nicht sicher, ob einiges nicht übertrieben war, aber was wäre passiert, wenn wir nichts gemacht hätten“, fragt der künftige Ruheständler, der zwar CDU-Mitglied ist, für den die Partei bei seiner Arbeit aber nie die erste Geige gespielt hat.

„Eine der schönsten Regionen Deutschlands“

Die Pandemie einigermaßen überstanden brach der Ukraine-Krieg aus. Auch an die Seenplatte kamen Menschen aus dem überfallenen Land, die Schutz suchten. Und die vor allem – wie auch Flüchtlinge aus anderen Ländern – Unterkünfte brauchten. Darunter viele Frauen, die mit ihren Kinder alleine in dem für sie fremden Land zurechtkommen mussten. Für den Landkreis begann erneut eine Ausnahmesituation. Zum einen, weil man gar nicht genügend Wohnungen und Gemeinschaftshäuser hatte, zum anderen aber auch, weil die Willkommens-Kultur schnell drehte. „Ich denke, das haben wir bei allen Widerständen und Widrigkeiten auch ganz gut hinbekommen“, meint Heiko Kärger rückblickend. 

Bei all den Krisen – und es gab im finanziell gebeutelten Kreis noch viel mehr – war dem passionierten Jäger und Angler eines immer wichtig: „Mensch bleiben. Ich war und bin ein ganz normaler Bürger des Landkreises und habe mich nicht als eine besondere Person gesehen. Ich wollte meinen Beruf gut machen, habe versucht, den Einwohnern auch bei kleinen Problemen zu helfen und hoffe, dass das auch so ‚rüberkommen ist.“ Manchmal hat sich Heiko Kärger bei seinem Einsatz im Monster-Kreis aber wohl auch selbst etwas vergessen. Vor drei, vier Jahren kämpfte er plötzlich mit erheblichen gesundheitlichen Problemen. Er fiel lange Zeit aus und ihm wurde klar, dass es Wichtigeres gibt, als die nächste Sitzung oder den nächsten Spatenstich. Dieser Einschnitt, verbunden mit Krankenhausaufenthalten und Therapien, bewog ihn schließlich, in diesem Jahr bei der Landratswahl nicht noch einmal anzutreten. „Wenn ich antrete und mich wählen lasse, dann auch für sieben Jahre und nicht nur für zwei.“ Wehmütig wirkt er nicht, wenn er vom Job-Abschied spricht. „Es war eine schöne Zeit, jetzt kommt eine andere“, meint er unaufgeregt. Halt so, wie man ihn in den vergangenen 14 Jahren kennengelernt hat.

Heute fühlt Heiko Kärger sich fit und freut sich auf den Lebensabschnitt, der jetzt kommt. Konkrete Pläne für die nächste Zeit hat er nicht oder er möchte sie nicht verraten. Auf jeden Fall sollen Kinder und Enkelkinder eine größere Rolle spielen. Und natürlich die Jagd im Revier bei Penzlin. „Seinen“ Einwohnern möchte er zum Abschied sagen:  „Vergessen sie nie, dass Sie in einem sehr lebenswerten Kreis, ja in einer der schönsten Regionen Deutschlands leben. Das gilt erst recht für die Müritzer, die am ‚Kleinen Meer‘ ein wunderschönes Zuhause haben.“

Ein treffendes Schlusswort.

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