Das große Krabbeln: Spinnen-Vielfalt auch an der Müritz

9. Juli 2021

Die gute Nachricht zuerst: In der Müritz-Region und in ganz MV muss eigentlich niemand Angst vor Spinnen haben: „Keine der hier lebenden Arten ist für den Menschen gefährlich“, sagt der Biologe Dieter Martin aus Göhren-Lebbin. Der 75-Jährige muss es auch wissen. Martin, früher Leiter der DDR-Landeslehrstätte Müritzhof, hat mehr als 50 Jahre neben seiner Arbeit die Spinnen erforscht und nun sein Lebenswerk in Buchform „gegossen“.
Das zuständige Landesamt hat den zweibändigen „Spinnenatlas“ jetzt in Karow im Naturpark-Meiler vorgestellt. Wer sich damit beschäftigt, bekommt ein etwas anderes Bild von den Achtbeinern. Ein Ergebnis: In ganz MV krabbeln mindestens 615 verschiedene Spinnenarten durch Feld, Wald und Flur, ähnlich viel wie in Brandenburg. Viele davon sind auch an der Müritz heimisch, da es hier weite Naturschutz- und andere wenig intensiv bewirtschaftete Flächen gibt.

Grüne Huschspinne, Rote Röhrenspinne, Orangenkreuzspinne oder Dreiecksspinne – nennt Martin nur einige der vielen Arten und ergänzt, dass die meisten Spinnen von Menschen wegen ihrer Minigröße gar nicht bemerkt werden. Mit sieben Zentimetern ist die Hauswinkelspinne die größte heimische Art, viele werden sie kennen. Ebenso die rote Kreuzspinne. Auffällig sei auch die Wespenspinne, die am schwarz-gelben Muster zu erkennen, aber seltener geworden ist. Etwa 250 000 Daten zu Spinnen hat der Experte für die 1100 Seiten starken Bücher verarbeitet und viele tolle Fotos von Spinnenfreunden bekommen.

Natürlich könne es auch mal vorkommen, dass größere Spinnenarten ungewollt über Fruchtimporte wie Bananen oder Holz- und Baustoffimporte aus tropischen Regionen an die Seenplatte gelangen, räumte Martin ein. Aber auch da sei keine Angst am Platze. Denn diese würden unter hiesigen Bedingungen nicht lang überleben.

Generell könne man aber sagen, dass mit zunehmender Erwärmung auch weitere wärmeliebende Spinnenarten von Süden hier einwandern. Ein Beispiel sei die Nosferatu-Spinne, die Fachleute schon in Sachsen und Berlin gefunden haben. Sie sehe furchterregend aus, sei aber völlig harmlos, sagte ein Fachmann.

Im Hof des Meilers zeigte man ganz praktisch, was dort lebt. So fanden die Fachleute eine Dickkieferspinne, die zu den Webspinnen gehört. Sie ließ sich „wie ein Model“ filmen und machte es sich an Pflanzen am Teich bequem.


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