Trockenheit nutzt Füchsen beim Kranich-Nesträubern

9. August 2022

Der Fuchs ist der Hauptfeind der Graukraniche im Nordosten und hat es durch die 2022 wieder trockene Witterung einfacher als sonst. Das haben Untersuchungen von Biologin Isabel Barwisch zusammen mit Kranichexperten von der Mecklenburgischen Seenplatte ergeben. Die Forscherin arbeitet seit 2018 an ihrer Doktorarbeit mit dem Titel „Auswirkungen verschiedener Stressoren auf den Reproduktionserfolg der Eurasischen Kraniche“. Dazu wurden unter anderem in der Region zwischen Parchim und Plau Kameras und Fotofallen an Nistplätzen aufgestellt. Was die Forscher sahen, hat sie etwas überrascht.

So wurden Füchse gesehen, die schwimmend an Brutplätzen vorbeikamen. „Wir standen an einem Nest, als wir das sahen“, sagte Barwisch. Bisher wurde vermutet, dass Füchse Wasser meiden. Noch einfacher hätten es die Rotfüchse, wenn die die Nester trockenfallen, wie es in diesem Frühjahr nach dem regenreichen Februar auch wieder passierte.

Im Gegensatz dazu haben Barwisch und ihre Kollegen auch in der Müritz-Region beobachten können, dass die meisten Großvögel ihre Nester gegen Waschbären verteidigen. Waschbären seien kleiner als Füchse und hätten auch ein größeres Nahrungsspektrum, so dass sie auch eher ausweichen würden.

Dagegen gebe es inzwischen Füchse, die sich sogar auf das Ausräubern solcher Nester spezialisiert hätten. „Füchse stehlen Eier und rauben auch Jungvögel, und sie können sogar den Altvögeln gefährlich werden“, heißt es, Denn Kraniche meiden Verletzungsrisiken, da sie weit fliegen müssten. Eher gäben sie ein Nest wieder auf.

Die Fuchspopulation ist entgegen anderer Erwartungen groß, unter anderem durch die Tollwutprävention.

Insgesamt ist Mecklenburg und Vorpommern mit 5000 Brutpaaren weiter die am dichtesten besiedelte Kranich-Region in Deutschland. Bundesweit wird mit 12 000 Brutpaaren gerechnet. Nur Brandenburg hat mit 3000 Paaren noch ähnlich viele wie MV. Sorgen macht den Kranichforschern allerdings, dass auch 2022 nur etwa 75 Prozent des sonst üblichen Nachwuchses überlebte. Seit 2019 gab es vier Mal zu wenig Nachwuchs. Ob die Population dadurch sinkt, wird sich etwa ab 2027 zeigen, sagen Experten. Kraniche werden im Schnitt etwa 12 Jahre alt.

Zu den wichtigen Brutregionen zählen in MV auch der Müritz-Nationalpark sowie die Regionen Feldberg, Galenbecker See, die Nossentiner-Schwinzer Heide sowie die gesamte Seenplatte bis nach Brandenburg hinein. Im Augenblick kann man die majestätischen Großvögel auch wieder gut „trompeten“ hören, wenn sie morgens über Waren hinweg aus dem Nationalpark auf die abgeernteten Felder fliegen und abends in großen Gruppen zurück. Die heimischen Kraniche sammeln sich bereits, so dass es in Kürze von der Nationalpark-Information Federow aus wieder Extra-Kranich-Führungen zum Rederangsee gibt. Sie beginnen ab 14. August.

Fotos: Wildkamera, AG Vogelwarte, Universität Greifswald


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