Wer Kultur an der Mecklenburgischen Seenplatte sucht, kann sich sich durchaus den Namen „Kulturstall Userin“ vormerken. In dem kleinen Dorf westlich von Neustrelitz kommen immer wieder mal Prominente zu Lesungen auf die Bühne oder es gibt mitreißende Musik, die man sonst nicht in den üblichen Medien hört – handgemacht und niveauvoll. Nach der Corona-Pause ging es nun mit der ersten Lesung wieder los.
So erlebte WsM den schon zu DDR-Zeiten bekannten Autor Volker Braun. Der gebürtige Dresdner und jetzige Randberliner war als Dramatiker und unbequemer Autor wie Heiner Müller auch schon vor 1990 eine literarische Institution in Ostdeutschland. Braun hat sich seine Unabhängigkeit bewahrt und mit „Die Fuge“ ein weiteres Buch vorgelegt, dass die gesellschaftlichen Entwicklungen analysiert.
Er blickt auch kritisch auf die neuen Sammlungen im Berliner Humboldtforum, die viele Ausstellungsstücke aus der Kolonialzeit enthalten, in der deutsche Truppen Urvölker in anderen Gebieten einfach niedermachten – wie in Neuguinea.
Braun sind bewaffnete Auseinandersetzungen insgesamt zuwider, das ließ er auch in Bezug auf die Kämpfe Russlands in der Ukraine durchblicken. Doch der Kritiker wäre nicht Braun, wenn er das Ganze nicht in einen größeren Zusammenhang stellen würde. So nannte er den von Putin verfügten Angriff auch „eine Art Kolonialisierungskrieg.“ Allerdings sieht Braun wohl auch die Nato als nicht ganz schuldlos. Das Bündnis sei so dicht an Russland herangerückt, „dass der großrussische ‚Halts Maul‘ wieder erwacht ist“, meinte der 83-Jährige mit Blick auf die russischen Großmachtbestrebungen und deren Geschichte.
Das Ambiente in dem Dorf am Useriner See hatte mehr als 60 Gäste angezogen. In dem liebevoll hergerichteten Bauerngarten stehen Zelte, es gibt Kaffee und Kuchen, aber auch andere Getränke und einen Imbiss. In der Vergangenheit war auch schon die einstige Russland-Kennerin Gabriele Krone-Schmalz zu Gast.
Am 28. Mai sorgen Matti Klein und sein Soul Trio aus Berlin für Stimmung in Userin, Anfang Juni folgen weitere Musiker unter Leitung des aus Waren stammenden Cellisten und Komponisten Torsten Harder. Das Motto heißt bei ihnen am 11. Juni „It’s time“ (Es ist Zeit).
Programm: https://www.kulturstall-userin.de
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