Vom Grund des Melzer Sees auf den Auktionstisch

22. Juni 2014

Das gab es so auch noch nicht: Alles, aber auch wirklich alles, was das städtische Fundbüro in dieser frühsommerlichen Auktion anzubieten hatte und wofür sämtliche Fristen abgelaufen waren, ist unter den Hammer gekommen und fand neue Besitzer.

Steig2Zugegeben: Etwas weniger, als in den Vorjahren war es schon, dafür kamen aber weit mehr Interessenten, als beispielsweise letztes Jahr, nämlich etwas über 200 Besucher. Harald Hakert vom Warener Ordnungsamt und Feuerwehrchef hatte daher nicht unbedingt weniger Einsatz zu zeigen, schon ob der relativ großen, tobenden und zuweilen lautstarken Kinderschar. Da konnte es durchaus sein, dass der Hammer des Auktionators eher ungewollt auf den Tisch knallte, ohne dass „Zum Dritten“ zu vernehmen war, sondern deshalb, um etwas Ruhe zu bitten. Fast wie im Gerichtssaal.

Aber die ersten Lacher und die Sympathie der Zuschauer hatte er wegen des unfreiwilligen Humors auf seiner Seite. Zuerst waren alle anderen Fundsachen aufgerufen, bevor es an die 23 Fahrräder ging: Unter den anderen Fundstücken eine Perlenkette, die einen Euro erbrachte, einige Armbanduhren, Echtleder-Etuis für Brille, Geldbörsen, ein Sattel samt Sattelstange, eine Mädchenmütze für drei Euro.
Eine hochwertige Wurfangel bekannter Marke erzielte immerhin 16 Euro, am Jagdmesser im Gürteletui fanden viele Bieter Gefallen und steigerten bis schließlich 30 Euro.

Sogar das zugegeben Steig1etwas herunter gekommene Plastik- Ruderboot ohne Ruder, dafür aber stolze vier Meter lang, fand einen Abnehmer für fünf Euro. Aber erst, nachdem Hakert zusicherte, einen Bootstrailer der Warener Feuerwehr zum Abtransport leihweise bereit zu stellen. Problem gelöst, Fundsache macht Platz! Ein seltsamer Weg, denn wie es hieß, sei dieses Boot einst vom Grund des Melzer Sees geborgen worden.
Die Marken- Damenbrille in Lesestärke, die für eingangs 20 Euro angeboten wurde, wollte zunächst niemand. Später aber, im zweiten Aufruf für fünf Euro, fand sie auch eine Interessentin, die Bares dafür gab.

Die Fahrräder schwankten in Qualität und Fahrbereitschaft ebenso, wie auch ihr erzielter Auktionserlös. Ziemlich zu Beginn hatte jemand sehr viel Glück, ein wirklich tolles Mountainbike für „schlappe“ 20 Euro zu bekommen, da weitere Interessenten erst ein Steigerungsgebot riefen, nachdem der Hammer auf dem Holztisch des Auktionators knallte. Vor allem waren es dann Damenräder, die gute Steigerungen einbrachten – bis hin zu 200 Euro im Einzelfall. Auch scheinen Marken aus der ehemaligen DDR nach wie vor beliebt zu sein.
Alles ging weg – sogar ein reines Fraktal, lediglich bestehend aus Rahmen, Tretlager und Kette. Irgendwer brauchte wohl gerade einen intakten, guten Rahmen und für einen Euro Zahlpreis kann man wohl nichts falsch gemacht haben.

Nach fast genau 90 Minuten war dann alles weg, das Arsenal des Fundbüros zumindest um diese Fundsachen beräumt und die Stadtkasse um 1 150 Euro reicher.

Text und Fotos: Hartmut Timm

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