Im August waren in der Mecklenburgischen Seenplatte 422 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als im Juli. Insgesamt 11.079. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,6 Prozent. Im Vergleich zum August des Vorjahres sind es 145 Arbeitslose mehr. Die niedrigste Arbeitslosenquote weist dabei nach wie vor die Region Röbel mit 5,6 Prozent auf. Nach wie vor gibt es an der Seenplatte 429 unbesetzte Lehrstellen und 294 „unversorgte“ Bewerber.
„Im Verlauf des Monats August verzeichnete der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen, der ungewöhnlich stärker ausfiel als es anhand des langjährigen Durchschnitts zu erwarten gewesen wäre. Neben den üblichen saisonalen Einflüssen im Sommer spielt in diesem Jahr auch der wirtschaftliche Gegenwind eine entscheidende Rolle. Und dennoch: eins der drängendsten Probleme bleibt der hohe Fachkräftebedarf und der fängt zum Teil schon bei der Nachwuchsgewinnung an.“ In den vergangenen fünf Jahren war die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im August durchschnittlich um 120 Personen gesunken.
Nach dem Ausbildungsabschluss erst mal arbeitslos
Besse erklärte, dass der Hauptgrund für den überdurchschnittlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen im August größtenteils auf die Zugänge aus Erwerbstätigkeit zurückzuführen ist. „Hier spiegeln sich – genau wie im Juli – die Arbeitslosmeldungen junger Menschen nach Abschluss der Berufsausbildung oder der Schule sowie der Geflüchteten aus der Ukraine wider. Daneben schlagen in diesem Monat aber auch die Arbeitslosmeldungen von Mitarbeitenden im Schuldienst – wie beispielsweise Schulbegleiter und Integrationshelfer – deren Arbeitsverhältnisse mit dem Ende des Schuljahres endeten, zu Buche.“
Für den Anstieg der Arbeitslosenzahl um 103 oder 9 Prozent bei der Gruppe der 15 bis unter 25-Jährigen gegenüber dem Vormonat seien ausschließlich die bereits im Juli genannten, jahreszeitlich üblichen Ursachen verantwortlich. „Auch im August haben sich noch junge Menschen nach Abschluss der Berufsausbildung oder der Schule vorübergehend arbeitslos gemeldet.“ Deren größter Teil werde schon im September eine Stelle gefunden haben. „Dies gilt speziell für die frisch ausgelernten Fachkräfte, die von ihren Ausbildungsbetrieben aus unterschiedlichen Gründen nicht übernommen werden konnten.“
Fachkräftemangel nach wie vor hoch
Besse macht deutlich, dass sich der konjunkturelle Gegenwind, von dem derzeit viele Unternehmen berichten, derzeit nur punktuell in den Arbeitsmarktzahlen widerspiegelt. Für den Arbeitsagenturchef ein klares Indiz dafür, „dass der Fachkräftemangel einfach noch stärker ist als der konjunkturelle Gegenwind.“ Kurzum: „Demografie schlägt wirtschaftliche Rahmenbedingungen“, so Besse.
Ein Vergleich zum Vorjahr zeigt die immer noch positive Arbeitsmarktentwicklung – trotz aller Belastungen und der Unsicherheiten, die die Unternehmen spüren: So sind die Arbeitslosmeldungen aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung (insgesamt 5.331) seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 99 oder 2 Prozent zurückgegangen. „Angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs um Fach- und Arbeitskräfte halten die Betriebe ihr Personal“, sagte der Arbeitsagenturchef. Gleichzeitig konnten 5.052 arbeitslose Menschen ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung beenden. 159 oder 3,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Die Herausforderungen liegen jedoch auf der Hand. „Unternehmen benötigen häufig mehr Zeit, um passende Mitarbeiter zu finden, wie die durchschnittliche Vakanzzeit von zuletzt 144 Tagen zeigt“, sagte Besse.
Ein Schlüsselthema ist die Qualifikation der Bewerber. „Über dreiviertel der Stellenausschreibungen richten sich an qualifizierte Mitarbeiter mit mindestens einer dualen Ausbildung. Jedoch verfügt über die Hälfte der arbeitslos gemeldeten Menschen aktuell nicht über eine ausreichende Qualifikation. Besonders diejenigen ohne Berufsabschluss (44 Prozent aller Arbeitslosen) zeigen das größte Potenzial, das es für einen Arbeitsmarkt, der Fachkräfte sucht, zu fördern gilt“, sagte Besse. Arbeitsagentur und Jobcenter bieten viele Möglichkeiten, Unternehmen und Menschen zu unterstützen. „Eine dieser Möglichkeiten ist“ – so Besse – „die ‚Teilqualifizierung‘. Eine Weiterbildungsförderung langjähriger Beschäftigter ohne formelle Ausbildung, die in systematischen, aufeinanderfolgenden Schritten auf einen Berufsabschluss vorbereiten.
Noch genügend freie Ausbildungsplätze
Besse thematisierte zudem den Ausbildungsmarkt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. „Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind super. Das ist allerdings nur die eine Seite. Gleichzeitig war es für Betriebe noch nie so schwierig, geeignete Auszubildende zu finden. Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass viele Ausbildungsstellen aufgrund fehlender Bewerber unbesetzt bleiben werden.“ Neben der demografischen Entwicklung gilt vor allem, dass sich die Jugendlichen immer auf die gleichen – bekannten – Berufe bewerben als Ursache der Misere: „Viele Jugendliche bewerben sich auf wenige bekannte Berufe, obwohl es in unserer Region mehr als 250 Ausbildungsberufe gibt, von denen den Jugendlichen allerdings die wenigsten bekannt sind. Dies führt zu Enttäuschung sowohl bei den Bewerbern als auch bei den Unternehmen.“
Beruhigend betonte der Arbeitsagenturchef, dass Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, nicht in Panik verfallen müssen, da es immer noch mehr als genug freie Ausbildungsplätze gibt. Denjenigen, die bisher vergeblich nach einer Ausbildungsstelle gesucht haben, empfiehlt der Arbeitsagenturchef dringend, sich bei der Berufsberatung zu melden. „Der Glaube, nach dem 1. August keine Ausbildung beginnen zu können, sei ein Mythos. „Tatsächlich kann man problemlos am 1.9., 1.10. und sogar noch am 1.11. seine Ausbildung beginnen.“
3.045 gemeldete freie Arbeitsstellen: Arbeitskräftenachfrage ungebrochen hoch
Im Landkreis MecklenburgischeSeenplatte ist die Zahl der offenen Stellen gegenüber dem Vormonat nahezu gleich. Zurzeit gibt es 3.045 freie Arbeitsstellen – 3 weniger als im Vormonat und 230 weniger als im August des Vorjahres.
Die größte Nachfrage gab es im August aus den Bereichen: Baugewerbe (389 freie Stellen im Bestand); Verarbeitendes Gewerbe (360); Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen (345); Gesundheits- und Sozialwesen (319) sowie im Gastgewerbe (254). Unternehmen in der Seenplatte, die noch keinen festen Ansprechpartner haben, erreichen den Arbeitgeberservice telefonisch unter der kostenfreien Arbeitgeber-Service-Rufnummer: 0800 4 5555 20.