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102-Jähriger und sein Geheimrezept: Viel Arbeit und Liebe

102 Jahre alt und kein bisschen „eingerostet“. Klar, dass Siegfried Piarowski immer wieder die Frage hört, wie man das schafft. Und der Senior hat da ohne zu zögern eine Antwort parat: „Mit viel Arbeit und Liebe.“ Das verriet der Warener gestern beim Besuch von Bürgermeister Norbert Möller und Medienvertretern. Der rüstige Rentner feierte vor wenigen Tagen seinen 102. Geburtstag und ist somit der zweitälteste Warener. Dass da ein Mann mit dem Bürgermeister plaudert, der im Jahr 1923 geboren wurde, kann man fast nicht glauben. Siegfried Piarowski erinnert sich an viele Details in seinem Leben, meistens sogar mit dem genauen Datum. Er erzählt, ohne lange überlegen zu müssen,  sehr detailreich, mit ein bisschen Humor und man merkt schnell: Der 102-Jährige hat nach wie vor Freude am Leben. Ein Leben, das er zu großen Teilen noch ganz alleine meistert.

Zwar hat Siegfried Piarowski Hilfe von Bekannten, doch nach dem Tod seiner Frau Hanni vor etwa sieben Jahren lebt er alleine in seiner gemütlich eingerichteten Wohnung Am Rosengarten. Er kocht, backt, wäscht und hält den Haushalt in Ordnung. Außerdem gehört nach wie vor Sport zu seinem Alltag. Das beweist er dem Bürgermeister dann gleich mal auf dem Balkon mit ein paar Liegestützen am Geländer. Hanteln und diverse kleinere Sportgeräte finden sich in seiner Wohnung und werden täglich genutzt. „Das muss sein“, sagt der Senior. Schließlich gehörte Sport auch früher zu seinem Leben, unter anderem war er Turner. 

Nach dem Krieg zurück nach Waren

Seinen Führerschein hat Siegfried Piarowski erst mit 97 Jahren abgegeben. Seither fährt er mit seinem „Pony“, wie er seinen elektrischen Rollstuhl liebevoll nennt, zum Einkaufen oder durch die Stadt. Nur etwas schneller könnte das Ding sein, meint er augenzwinkernd.

Geboren im heutigen Polen verschlug es ihn nach dem ersten Weltkrieg mit seiner Familie zunächst nach Havelberg und dann nach Schleswig-Holstein, 1937 zogen die Piarowskis nach Waren. Siegfried lernte in der Mecklenburgischen Metallwarenfabrik (MEMEFA) den Beruf des Werkzeugmachers, wurde dann aber eingezogen und als Funker eingesetzt. Einer seiner Ausbilder damals war Siegfried Buback, der spätere Generalbundeswanwalt, der 1977 von der RAF ermordet wurde.

Nach verschiedenen Stationen während des Zweiten Weltkrieges, unter anderem in Frankreich, Wien und Sarajevo, sowie einer schweren Verwundung kehrte der heute 102-Jährige im Juli 1945 wieder nach Waren zurück. Als 22-Jähriger musste er sich dann zunächst um seine kranken Eltern kümmern, arbeitete wieder bei der MEMEFA und lernte bei der Arbeit auch seine große Liebe Hanni kennen. Die MEMEFA ging in die Mecklenburger Buntmetallgießerei (heute Metallgusswerk) über, Siegfried Piarowski wurde zunächst Lehrausbilder, später Ausbildungsleiter und baute schließlich die Berufsschule am heutigen Standort der Förderschule in der Karl-Liebknecht-Straße mit auf. Die leitete er 20 Jahre lang. Zwischendurch absolvierte er mehrere Qualifizierungen und ein Ingenieursstudium. Von 1969 bis zur Rente im Jahr 1988 war der Warener Chef der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung.

Das Ende der Plumpsklos

Aber auch außerhalb seines abwechslungsreichen und erfüllenden Berufslebens hinterließ der rüstige Rentner viele Spuren in Waren. So war er es, der aus der damals unansehnlichen Ecke Gartenstraße/Mozartstraße einen kleinen Park gestalten ließ. Noch heute gibt es dort einen Spielplatz. Als Hausbesitzer in der Ernst-Thälmann-Straße kümmerte er sich auf zum Teil abenteuerlichen Wegen, darum, dass die Westsiedlung – einst als Werkssiedlung der MEMEFA entstanden – hübscher wurde. Noch heute stehen dort Eisenzäune, die Siegfried Piarowski und seine Mitstreiter seinerzeit durch „Beziehungen“ besorgten. Ein richtiges Stück arbeitet, so berichtet er, war die Verlegung von Gas- und Abwasserleitungen in der Westsiedlung, die von den damaligen Bewohnern zumeist in Eigeninitiative erfolgte. Das läutete das Ende der Plumpsklos ein, die bis dahin bei Wind und Wetter außerhalb der Eigenheime genutzt werden mussten.

Ein kurzer Abriss eines sehr bewegten Lebens, in dem Siegfried Piarowski, dreifacher Opa und neunfacher Uropa, immer versucht hat, nach Goethes Zeilen zu handeln: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.

3 Gedanken zu „102-Jähriger und sein Geheimrezept: Viel Arbeit und Liebe“

  1. Wow, was für ein beeindruckender, inspirierender Mensch! Von Herzen alles Gute für Sie, Herr Piarowski!

  2. Hut ab vor solch einem Leben und Schaffen!

    Wenn ich Geschichtslehrer in Waren wäre, würde ich den Herrn bitte. In meinen Unterricht zu kommen und von seinem Leben zu berichten.
    Solch ein Zeitzeuge ist unbezahlbar und die Kinder profitieren von seinem Wissen.

  3. Herzlichen Glückwunsch unbekannter Weise :-)

    Schließe mich Rike und Stefan an. Ein sehr beeindruckender Lebenslauf und ja, es gibt/gäbe nichts besseres, als eine Lebensgeschichte/Geschichte an sich persönlich erzählt zu bekommen, da hier nicht nur die historischen Fakten eine Rolle spielen, sondern vor allem Emotionen, persönliches Schicksal, Erlebnisse, Gedanken usw.

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