Junge Reporter nehmen Warens Polizeichef „in die Mangel“

16. Juni 2018

So ein bisschen verkehrte Welt: Warens Polizeichef Stefan Philipp hat sich unlängst „verhören“ lassen. Von zwölf Mädchen und Jungen der Warener Arche Schule. Sie sind die Redaktion der Schülerzeitung „What’s up“ und haben den Polizeihauptkommissar „in die Mangel“ genommen. Der musste aber nicht alleine Rede und Antwort stehen, sondern bekam Unterstützung von Kathrin Jähner. Die Polizeihauptkommissarin ist Pressesprecherin an der Polizeiinspektion Neubrandenburg, hat ihre ersten Polizei-Erfahrungen aber im Warener Revier als Praktikantin gesammelt. Beide stellten sich dem „Verhör“ und drückten sich vor keiner noch so heiklen Frage der Fünft- und Sechstklässler.

Eine der Fragen, bei denen Stefan Philipp doch etwas länger überlegt hat, war die nach seinem schlimmsten Einsatz. „Natürlich habe ich schon einige sehr unangenehme Einsätze erlebt, die schlimmsten sind immer die, bei denen Kinder betroffen sind. Nicht aus dem Kopf geht mir ein schwerer Verkehrsunfall, bei dem ein Familienvater gegen den Baum gefahren und dabei ums Leben gekommen ist. Wir mussten seiner Frau mit ihren zwei kleinen Kindern beibringen, dass der Papa nicht mehr nach Hause kommt.“  Eine Situation, die niemand erleben möchte, die bei Polizisten aber dazugehört.

Gehen Frauen damit anders um, als ihre männlichen Kollegen? „Nein, in dem Moment machen alle nur ihre Arbeit. Die Gefühle muss man, wenn möglich abschalten. Ganz wichtig ist, dass man hinterher über solche Einsätze miteinander spricht. Außerdem stehen uns bei Bedarf auch Psychologen zur Verfügung“, berichtet die 35-jährige Polizistin, die selbst Mutter von zwei Kindern und in der Nähe von Waren zu Hause ist.

Fast alle Schülerzeitungs-Redakteure hatten diese Frage auf ihrem Zettel: „Mussten Sie schon einmal zur Waffe greifen, mussten Sie schon einmal auf Menschen schießen?“ Auf Menschen mussten Warens Polizeichef und Pressesprecherin Kathrin Jähner zum Glück noch nicht schießen, zur Waffe greifen aber schon. Entweder, zum Eigenschutz, aber auch, um die Qualen von angefahrenen Tieren zu beenden.

Ebenfalls von großem Interesse bei den Nachwuchs-Journalisten: „Was verdient man als Polizist?“ Das war eine Frage, bei der Stefan Philipp zunächst etwas gedruckst hat, dann aber meinte: „Bei Beamten sind diese Zahlen ja eigentlich eh öffentlich.“ Und so verriet der 38-Jährige den Mädchen und Jungen, dass man als Hauptkommissar in seiner Position zwischen 3500 bis 4000 Euro brutto verdient und bezeichnete dieses Gehalt selbst als sehr gut.

Die Zellen von innen „bewundert“

Und: Würde er seinen Kindern – Stefan Philipp ist dreifacher Vater –  empfehlen, zur Polizei zu gehen? „Auf jeden Fall, der Beruf ist sehr facettenreich. Es gibt ja nicht nur die Schutzpolizei, sondern beispielsweise auch Wasserschutzpolizisten,  Bereitschaftspolizei, Diensthundeführer, Hubschrauberpiloten, Kriminalpolizei, und, und, und. Außerdem ist es ein sehr sicherer Job mit einem guten Verdienst“, sagte der Revierleiter, der derzeit Chef von 47 Mitarbeitern ist und sich freuen würde, wenn sich mehr junge Menschen für diesen Beruf entscheiden würden. Denn auch bei der Polizei gilt inzwischen, was in anderen Branchen schon lange Realität ist: Nachwuchsmangel.

Also kamen beim „Verhör“ in Waren auch die Einstellungstests zur Sprache, vor denen viele Bewerber ein wenig Bammel habe. Doch Stefan Philipp und Kathrin Jähner konnten den Schülern diese Angst nehmen. „Das ist alles sehr gut zu schaffen. Viele Horror-Geschichten, die darüber erzählt werden, stimmen so nicht. Andererseits muss man als angehender Polizist schon einige Voraussetzungen erfüllen, was auch gut ist.“

Ob einer der jungen Reporter eine Polizeilaufbahn einschlagen wird, ist noch nicht klar. Auf keinen Fall aber möchten sie irgendwann mal in der Zelle des Warener Reviers landen, die sie auch von innen „bewundern“ durften.


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