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Die Geschichte eines Mannes, der ins Leben zurück gefunden hat

„Wo hast Du so lange gesteckt? So jemanden wie Dich habe ich schon immer gesucht!“ Das sagt Hertwich Ruhnke bereits nach einigen Monaten zu seinem neuen Mitarbeiter Ingo Seeber. Den freut dieses Lob sichtlich, denn er ist seit Anfang Januar als Servicefahrer und Wartungstechniker für Textilreinigungs- und Wäschereimaschinen dauerhaft bei Herrn Ruhnke in dessen Textilreinigung und Wäscherei beschäftigt. Zuvor war er im gleichen Unternehmen im letzten Jahr im Rahmen einer kurzen praktischen Erprobung und einer sich daran anschließenden Förderung für die Dauer von drei Monaten durch das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd beschäftigt.

Ingo Seeber wartet und repariert Maschinen, fährt kreuz und quer durch die Lande, holt gebrauchte Wäsche ab und liefert die frisch gewaschene Wäsche wieder aus. Das macht ihm Spaß, und nach langer Arbeitslosigkeit ist er zum Feierabend rechtschaffen müde.

„Wenn ich nach Hause komme, trinke ich gern in aller Ruhe einen Kaffee und rauche eine Zigarette. Ich bin komplett zufrieden“, sagt Herr Seeber.

Das war jedoch nicht immer so.

Thomas Elsner, Pressesprecher im Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd, hat sich mit Herrn Seeber zu einem Gespräch getroffen. Der Bruch in seinem beruflichen Lebenslauf hat ihn aufmerksam werden lassen, denn seit 1999 wechseln sich dort Arbeitslosigkeit und Krankheit nur mit einzelnen Arbeitsgelegenheiten ab. Das ging so 20 Jahre lang, bis er zum Beginn dieses Jahres nun die neue Beschäftigung gefunden hat.

Thomas Elsner trifft einen 52 Jahre alten Mann – einen offenen Menschen, der ihm sehr bereitwillig Auskunft über sein Leben gibt.

In Neubrandenburg geboren und als Einzelkind aufgewachsen hat er nach der Schule die Ausbildung zum Industriemechaniker im damaligen Neubrandenburger Unternehmen NAGEMA absolviert. Im Anschluss daran verpflichtete er sich für drei Jahre bei der NVA. Nach zwei Jahren kam die Wende und sein Armeedienst endete dadurch vorzeitig.

Für Ingo Seeber begann, wie für viele, die Suche nach einem Arbeitsplatz. Er war kurzzeitig in verschiedenen Zeitarbeitsfirmen tätig, bevor er in Nordrhein-Westfalen eine Anstellung in einer Firma fand, die sich auf die Verpackung von Lebensmitteln spezialisiert hat. Ein Glücksfall für ihn, denn hier fand er die Maschinen wieder, die er bei NAGEMA mit hergestellt hatte und aus dem Effeff kannte.

Eine Europalette Bier pro Monat

Innerhalb kurzer Zeit machte er in der Firma Karriere, wurde nach 1,5 Jahren Schichtleiter und Betriebsratsvorsitzender. Er war beliebt in der Mitarbeiterschaft, verdiente gutes Geld und auch privat lief es gut. Er engagierte sich im Schützenverein und wurde sogar Schützenkönig. Die Welt war in Ordnung!

Dann wurde Ingo Seeber krank und fiel mit einem Bandscheibenleiden längere Zeit aus. In dieser Zeit und der sich anschließenden Erholungsphase trank er zunehmend mehr Alkohol. Das war bereits in der Jugend als Diskogänger an den Wochenenden so, aber nun waren es 10-12 Bier täglich und er merkte, dass er nicht mehr aufhören konnte. Ihm war bewusst, dass er ein Suchtproblem entwickelt hatte und suchte ärztlichen Rat.

In dieser Zeit ging seine Partnerschaft in die Brüche und er verlor den Führerschein. Mit dem verdienten Geld konnte er nicht umgehen – er verschuldete sich. Sämtliche Unterstützungs- und Hilfsangebote seines Arbeitgebers schlug er aus. Er kündigte und kam im September 1999 zurück nach Neubrandenburg, wo er bei seinen Eltern wohnte.

Sein Alkoholkonsum nahm stetig weiter zu. In der Hochphase seiner Sucht bestellte er sich am Monatsbeginn eine Europalette mit 30 Kästen Bier und ließ sich die vom Getränkemarkt in die Garage liefern – am Monatsende war sie fast ausgetrunken.

Er fuhr alkoholisiert, ohne Führerschein und ohne Haftpflichtversicherung mit dem Auto, wurde von der Polizei aufgegriffen und erhielt sogar eine Gefängnisstrafe, die nach kurzer Zeit in die Ableistung von Sozialstunden gewandelt worden ist.

Seine Mutter verstarb und der Vater wurde ein Pflegefall. Nach einiger Zeit musste der Vater in ein Pflegeheim, die Wohnung wurde gekündigt und Ingo Seeber verlor damit auch seine Unterkunft. Monatelang campierte er daraufhin in einem Zelt am Tollensesee. Die Wintermonate verbrachte er in einer noch verbliebenen Garage. Der Alkohol bestimmte weiter sein Leben.

Obwohl er sich seiner Sucht bewusst war, kam er nicht davon los. Er suchte sich immer wieder ärztliche Hilfe und unterzog sich mehreren Entgiftungen mit anschließenden Therapieaufenthalten. 2003 nahm er ersten Kontakt mit der Suchtberatung auf.

In dieser Zeit absolvierte der Neubrandenburger mehrfach Arbeitsgelegenheiten, die er im Nachgang als sehr hilfreich für sich einschätzte. Er lernte, wieder einen gewissen festen Tagesrhythmus einzuhalten, fand Bestätigung in der Beschäftigung und war stolz über erreichte Ergebnisse. Für Frau Messerschmidt, die ihn in dieser Zeit als Integrationsfachkraft des Jobcenters Mecklenburgische Seenplatte-Süd betreute, hat er noch heute nur lobende Worte. Sie hat ihn sehr verständnisvoll geführt und gelenkt, so dass er mit ihr gemeinsam an den nächsten Schritten arbeiten konnte.

2014 war für Ingo Seeber dann das entscheidende Jahr. Das Wechselbad von Therapie und Rückfall in die Sucht ging mehrere Jahre bis er sich im November 2014 nach einer erneuten Entgiftung für 20 Monate stationär in einem Übergangsheim für Suchtpatienten aufhielt.

Diese Zeit veränderte sein Leben. Er blieb trocken, trank auch nicht mehr heimlich, lernte neu mit Geld umzugehen und engagierte sich bereits in dieser Einrichtung in Selbsthilfegruppen.

Als er im Jahr 2015 diese Einrichtung verließ, baute er in der Neubrandenburger Suchtberatung eine  Selbsthilfegruppe auf, die er auch selbst leitete. Er erhielt vom Jobcenter die Förderung für ein Einzelcoaching „Bewerbungstraining“, was ihm sehr gut getan hat und ihn für den Einstieg in den Arbeitsmarkt vorbereitete.

Im August 2019 machte er seinen Führerschein wieder neu und begann nach zwei Trainingswochen am 05.10.2020 im Rahmen der Beschäftigung auf Probe seine Tätigkeit als Servicefahrer in der Firma von Herrn Ruhnke. Drei Monate finanzierte das Jobcenter Mecklenburgische Seenplatte-Süd diese Tätigkeit, in deren Anschluss Herrn Seeber direkt ein unbefristeter Arbeitsvertag angeboten wurde.

So ist er jetzt seit dem 5. Januar 2021 wieder fest in Arbeit und genießt zum Feierabend zufrieden seinen Kaffee mit einer Zigarette.

Sein letztes Bier hat er am 11.11. 2014 getrunken.

1 Gedanke zu „Die Geschichte eines Mannes, der ins Leben zurück gefunden hat“

  1. Ist eine Lebensgeschichte,wie es sicherlich viele gibt.
    Leider.
    Mit der Wende und den Umständen kam für viele lange nichts…..
    Kein wirkliches Ziel zu haben ist schlimm,keinen Halt zu haben noch schlimmer….
    Ich freue mich für solche Menschen,auch wenn ich ihn nicht persönlich kenne.
    Alles Gute weiterhin!

Die Kommentare sind geschlossen.

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