Rund ein Drittel der touristischen Unternehmen in MV in Nöten

22. Januar 2022

Auch ohne Lockdown: Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern hat heftig zu kämpfen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Landestourismusverbandes unter knapp 350 Beherbergungsunternehmen, darunter Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze sowie rund 130 Freizeitanbieter, hervor. Demnach sind aktuell 29 Prozent der Beherbergungsbetriebe und 30 Prozent der Freizeitanbieter auf staatliche Hilfe angewiesen (Januar 2021: 59 Prozent).

Die Art der benötigten Hilfen verteilt sich dabei wie folgt bei den Beherbergungsunternehmen: 87 Prozent haben Kurzarbeitergeld beantragt (Freizeitanbieter: 21 Prozent), 55 Prozent nutzen die Überbrückungshilfe III Plus (Freizeitanbieter: 21 Prozent), 65 Prozent die Überbrückungshilfe IV (Freizeitanbieter: 25 Prozent), 23 Prozent Kredite oder Darlehen (Freizeitanbieter: elf Prozent), 16 Prozent nicht rückzahlbare Zuschüsse (Freizeitanbieter: zwölf Prozent) und sechs Prozent einen möglichen zeitlichen Aufschub zur Bedienung ihrer Verbindlichkeiten (Freizeitanbieter: fünf Prozent). Blieben staatliche Hilfen aus, müssten sieben Prozent der Beherberger ihr Geschäft unmittelbar aufgeben, 23 Prozent zu Ende März und 16 Prozent zu Ende Juni; 54 Prozent könnten darüber hinaus bestehen. Bei den Freizeitanbietern sieht es ähnlich aus: Beim Ausbleiben der Hilfen müssten 13 Prozent der Beherberger unmittelbar aufgeben, 16 Prozent würden bis Ende März und 19 Prozent bis Ende Juni durchhalten; 52 Prozent könnten darüber hinaus existieren. Fast jeder vierte Beherbergungsbetrieb (24 Prozent) und jeder dritte Freizeitanbieter (34 Prozent) bezeichnet seine wirtschaftliche Lage als gefährdet beziehungsweise akut gefährdet.

Dazu Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Landestourismusverbandes: „Die wirtschaftliche Lage im Tourismus ist durch die aktuellen Einschränkungen auch ohne förmlichen Lockdown sehr angespannt. Es fehlt an Umsätzen, Planungssicherheit, Beschäftigung und Perspektive. Und es greift die Angst um sich, dass der Tourismusmotor so spät wie im vergangenen Jahr auf Touren kommen darf. Die Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommern wünscht sich einen klaren, nachvollziehbaren und verständlichen Handlungsrahmen für Gäste und Gastgeber, der spätestens ab Ostern zum Tragen kommt und mehr Handlungsfreiheit als die aktuell geltenden 2G-Plus-Regeln bringt. Um eine verlässliche Planungsrundlage für die Saison 2022 zu schaffen, bereite die Branche einen Vorschlag für Corona-Regeln zum Reisen ab Ostern vor, der der Landespolitik vor der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 24. Januar 2022 unterbreitet wird.

Blick ins Jahr optimistischer als 2021

Der unmittelbare Einfluss der Pandemie wird vor allem beim Buchungsverhalten deutlich: Mehr als jeder zweite Beherberger (55,2 Prozent) gab an, dass Gäste für den gesamten Reisezeitraum zurückhaltender buchen, rund 37 Prozent konstatieren dieses Verhalten für die Sommersaison, 32 Prozent nehmen für diesen Zeitraum mehr Buchungen wahr.

In Bezug auf die Auslastung und im Vergleich zum Vorjahr blickt die Branche etwas optimistischer ins Jahr: Folgende Auslastung erwarten die Beherbergungsbetriebe in den kommenden Monaten: für Februar rund 22 Prozent, für März rund 26 Prozent (März 2021: 19,3 Prozent), für April rund 51 Prozent (April 2021: 37,5 Prozent) und für Mai rund 65 Prozent (Mai 2021: 57,7 Prozent).

Personalmangel wird zum Dauerthema

Rund jedes dritte Beherbergungsunternehmen (33,5 Prozent) hat durch die pandemiebedingten Einschränkungen Beschäftigte verloren und zwar durchschnittlich 27 Prozent. Der Mitarbeiterschwund geht bei rund jedem vierten Beherbergungsunternehmen sowie bei rund 40 Prozent der Freizeitanbieter mit einer Reduzierung des Angebotes einher. So gaben die Befragten an, dass in der Gastronomie vor allem an der Stellschraube Öffnungszeiten gedreht wird. Zudem haben manche Restaurants das À-la-carte-Geschäft eingestellt, während im Beherbergungsbereich Arbeitskraft und Zeit gespart werden, indem zum Beispiel Betten nicht mehr vorab bezogen und Zimmer-Service seltener angeboten wird.

Befragt nach den Regeln, die zukünftig bei Anreise für Gäste gelten sollten, sprechen sich die meisten befragten Unternehmen (rund 40 Prozent) für die 3G-Regel aus; 32 Prozent befürworten weiterhin einen Anreisetest für alle, während 21 Prozent keine Regeln für die Anreise möchten. Insgesamt präferiert die deutliche Mehrheit (Beherberger 82 Prozent, Freizeitanbieter 66 Prozent) bundeseinheitliche Corona-Regeln für das Reisen.

Im Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern sollen sich nach Mehrheitsmeinung Geboosterte ohne weitere Tests frei bewegen können. Das gaben 56 Prozent der Beherberger an. Eine Testpflicht alle drei Tage in Beherbergungsbetrieben befürworten 28 Prozent; ähnlich viele Befragte (29 Prozent) sprechen sich für eine Testpflicht vor der Nutzung von Freizeitangeboten aus. Nur drei Prozent plädieren für eine tägliche Testpflicht in Beherbergungsbetrieben.


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