Prozess um angezündete Frau in Neubrandenburg: Ex-Partnerin schildert Angeklagten als „zuverlässig, aber ausgelaugt“

30. März 2022

Im Prozess um den Brandanschlag auf eine junge Frau in Neubrandenburg (WsM berichtete) hat die ehemalige Lebensgefährtin den Angeklagten als  „zuverlässigen und fürsorglichen Partner“ beschrieben. „Wir waren 15 Jahre zusammen, hatten uns aber nach und nach auseinandergelebt“, sagte die 39-jährige Polizistin jetzt vor dem Landgericht Neubrandenburg. Zusammen mit dem jetzt 56 Jahre alten Angeklagten hat sie zwei inzwischen 7 und 9 Jahre alte Söhne. Seit 2017/2018 habe man nur noch freundschaftlich zusammengelebt. 2020 sei sie dann mit den Kindern aber doch ausgezogen aus dem Haus in Wismar.
„Er hat beruflich viel Stress gehabt, vor allem mit dem neuen Schichtsystem, dass 2021 eingeführt wurde“, erzählte die Frau als Zeugin der Richterin Daniela Lieschke.

Trotzdem habe ihr Ex-Mann immer regelmässig die Jungen gehabt. 2021 habe man, kurz vor dem schlimmen Vorfall in Neubrandenburg, sogar nochmal zusammen mit dem neuen Freund der Frau und den Großeltern Urlaub in Polen gemacht. Da sei alles sehr harmonisch gewesen, berichtete sie und brach gleich danach in Tränen aus.

Die Richterin ließ aber nicht locker und fragte, ob die Zeugin ihrem Ex-Partner zutraue, einen Vaterschaftstest zu manipulieren? Die Zeugin verneinte. Das sei aber passiert, sagte die Richterin. Die Kammer will in dem Prozess klären, ob und inwieweit der Angeklagte – selbst seit Jahren bei der Kriminalpolizei in Rostock tätig – die Tat vom 11. Oktober 2021 in der Neubrandenburger Oststadt vielleicht doch geplant haben könnte.

In dem Prozess gegen den Polizisten am Landgericht Neubrandenburg geht es um versuchten Mord und Körperverletzung.

Der Angeklagte hatte am ersten Prozesstag ein Teilgeständnis abgelegt (WsM berichtete). Er habe nach der Trennung von der Polzistin die damals etwa 28 Jahre alte Neubrandenburgerin per Internet kennengelernt.  Schnell habe man sich 2019/2020 auch zu sexuellen Kontakten getroffen, viel über die junge Frau habe er aber nicht gewusst.

Diese Neubrandenburgerin hatte ihn dann – nachdem man sich über Monate nicht mehr gesehen und gehört hatte – nach seiner Adresse gefragt. Dann kam Post wegen der Vaterschaft vom Jugendamt. Nach Informationen von WsM ist der Polizist auch Vater des im zweiten Halbjahr 2020 geborenen Mädchens.

Der Angeklagte hatte erklärt, dass er mit der 33-jährigen Frau am 11. Oktober eigentlich nur hatte klären wollen, ob er die Vaterschaft anerkenne. Dann sei das Ganze aber „völlig aus dem Ruder gelaufen.“ Die Frau und ihre Mutter hätten geschrien und er habe die Kontrolle verloren.

Das Feuer in dem kleinen Flur will er mit einer Spiritusflasche aber nur gelegt haben, um seine Spuren zu verwischen. Nachbarn und Polizisten halfen der Familie aus der Wohnung. Der Angeklagte wurde nach der Flucht zu Hause gefasst.

Inwieweit das bisher am Gericht geschilderte Geschehen wirklich dem entspricht, was in der Wohnung im fünften Stockwerk am 11. Oktober passierte, das soll am 5. April klar werden. Dann werden die 33-jährige Geschädigte, die schwere Brandwunden erlitt, und ihre Mutter angehört.


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