Erleichterungen für Vereine: Eigenanteil auch ohne Geld

1. April 2022

Wenn Vereine künftig Projekte bei der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt in Neustrelitz beantragen, sollen sie nicht mehr nur Geld als nötige Eigenanteile aufbringen müssen. Laut Stiftungsvorstand dürfen Vereine jetzt auch ehrenamtliche Arbeitsleistungen als „Eigenanteil“ anrechnen. Als Beispiel nannte ein Sprecher der Stiftung den Bau eines Steges für einen Angelverein. Die Stiftung will den Weg dafür ebnen,  dass die Stiftung den Vereinen für solche Projekte zum Beispiel das Material finanziert und die Vereine, bei denen Geld meist knapp ist, als Eigenanteil ihre Leistungen anrechnen können. Damit könnten Mitglieder gemeinsam etwas umsetzen und sich damit auch neue Projekte leisten. Diese Festlegung hat der  Stiftungsrat am Mittwoch beschlossen. Der tagte in Neustrelitz, und war zum ersten mal unter der Leitung von Bundesernährungs- und -agrarminister Cem Özdemir (Grüne).

Der 56-Jährige war zum ersten Mal als Minister in Mecklenburg. In Neustrelitz wollte sich Özdemir einerseits darüber informieren lassen, wie aktuelle Flüchtlingshilfe im ländlichen Raum funktioniert. Und andererseits besuchte der Bundesminister die Freiwillige Feuerwehr in Neustrelitz. Zu dieser gehören 94 Kameraden in vier Ortsteilen.

Nach Angaben von Feuerwehrsprecher Jörg Westphal decken die Neustrelitzer 138 Quadratkilometer Fläche ab, wovon die Hälfte Wald ist. Im Jahr 2021 gab es 183 Einsätze, in diesem Jahr waren es schon 79 Einsätze. Westphal zeigte dem Minister mehrere Fahrzeuge, darunter ein modernes Tanklöschfahrzeug 4000, und die Schutzausrüstung, die speziellen Anforderungen genügen muss. Özdemir sprach den Feuerwehrleuten und auch deren Feuerwehrnachwuchs seinen  Respekt aus. „Freiwillige Feuerwehren leisten bei uns eine großartige Arbeit“, sagte der Politiker. Das müsse man unterstützen, auch über die Bundesstiftung.

Die Ehrenamtsstiftung hat ihren Sitz in Neustrelitz. Zuletzt gab der Vorstand ihre Mitarbeiterzahl mit knapp 60 Leuten an. Sie hat im Jahr 30 Millionen Euro von drei Bundesministerien zur Verfügung. Den Ministerien für Familie, Landwirtschaft und für Inneres, die reihum dann die  Stiftungsvorstandsleiter stellen.


2 Antworten zu “Erleichterungen für Vereine: Eigenanteil auch ohne Geld”

  1. Thomas sagt:

    Mhm ich weiß nicht.

    Zum Glück sind die Stiftungsgelder auf 30 Millionen gedeckelt.

    Aber wenn jetzt beispielsweise ein (Boots)steg eines Angelverein gefördert wird mit sagen wir 10.000 Euro, dann wird hier ein Hobby von einigen von der Gesamtheit der Bevölkerung (also der Gesellschaft) durch die Förderung bezahlt.
    Wenn man beispielsweise damals 80 % Förderung bekommen hat und 20 % Eigenkapital aufbringen musste, so waren 10.000 Euro die 80 % und der Verein musste aus seiner Tasche noch 2.500 Euro (in Form von Geld) aufbringen (Gesamtkosten Steg von 12.500 Euro). Eine Firma hat also einen Steg bauen können für 12.500 Euro.
    Aber nur, weil die Vereinsmitglieder ein paar Arbeitsstunden geleistet haben (Vorarbeiten wie alten Steg abreißen oder sowas).
    Also wurden von den Vereinsmitgliedern 2.500 Euro (Geld) in den Topf geworfen und das war dann in Ordnung. Ein „paar“ Vereinsmitglieder im Vergleich zu den 80 Millionen Bürgern, die die Förderung im Endeffekt bezahlt haben. Dafür aber 2.500 Euro selbst bezahlt gegen 10.000 Euro geschenkt.

    Wenn der Steg komplett ohne einen Handschlag der Vereinsmitglieder von einer Firma gebaut werden sollte, hätte er 20.000 Euro gekostet.
    80 % Förderung macht 16.000 Euro bezahlt von der Gesellschaft und 20 % Eigenkapital bezahlt vom Verein wären dann 4.000 Euro.
    Jeder Verein hat dann in der Vergangenheit geschaut wie der Eigenanteil von 4.000 Euro reduziert werden kann und das war eben mit Arbeitseinsätzen der Vereinsmitglieder und dann wurde das Projekt nicht mehr komplett von einer Firma gebaut (für 20.000 Euro), sondern nur ein großer Teil (12.500 Euro) und der Rest wurde von den Mitgliedern in eigener praktischer Arbeit (Arbeitsstunden) geleistet. (der Wert dieser Arbeitsleistung war dann theoretisch 7.500 Euro)
    Der Vorteil war:
    Der Verein (und damit die Mitglieder) müssen statt 4.000 Euro nur noch 2.500 Euro Eigenkapital leisten. Haben dafür eben bisschen Arbeitseinsatz gehabt.

    Mit der neuen Regelung ist das aber anders.
    Jetzt kostet der Steg komplett von einer Firma gebaut weiterhin 20.000 Euro.
    Mit der gleichen Arbeitsleistung der Vereinsmitglieder (Wert 7.500 Euro) will die Firma wieder nur noch 12.500 Euro.
    Die Vereinsmitglieder haben jetzt aber durch ihren Arbeitseinsatz schon den Eigenanteil geleistet (Wert dieser Arbeitsstunden 7.500 Euro) und die Förderung bezahlt den Rest der ausstehenden Summe von 12.500 Euro.
    Denn das Projekt kostet ja 20.000 Euro und die Förderung beträgt ja eigentlich nur 62,5 % im Vergleich zu den früheren 80 %.
    Aber jetzt wird der Eigenanteil (die Arbeitsstunden) in den Projektwert einberechnet. (7.500 Euro von 20.000 Euro sind 37,5 % Eigenanteil/“Eigenkapital“)
    Deshalb kostet das Projekt in der Gesamtsumme 20.000 Euro.

    Die Gesellschaft zahlt nun also 2.500 Euro mehr (12.500 statt 10.000 Euro Förderung) für ein Hobby von Vereinsmitgliedern.
    Die Vereinsmitglieder leisten im gleichen Umfang Arbeitsstunden für ihr Projekt und sparen aber jetzt noch 2.500 Euro (früher Eigenkapital in Form von Geld). Sie müssen nämlich jetzt kein Geld zahlen, weil ihr Eigenkapital jetzt der Eigenanteil in Form von Arbeitsstunden ist.

    Ich persönlich finde diese Regelung nicht gut und dabei ist es egal ob der Verein ein Angelverein, Sportverein oder ein Kaninchenzüchterverein ist.

  2. Simon Simson sagt:

    Zu viele Vereine wollen nicht größer sein, als ihr Vorstand, beißen alle weg, die sich engagieren, aber den Machenschaften auf die Spur kommen könnten. Sie agieren, desillusioniert, voll besteuert privat. Als Fördermitglied ist aber jeder willkommen und Spenden sind es sowieso. Oft verbirgt sich hinter der Wohltätigkeit im Namen tragenden Organisation, eine eingeschworene 3-Mann-Truppe mit aufgeplusterter Webseite. Wiederholt beobachte ich, dass sich unsere Bürgermeister, Landräte und Landtagspolitiker nicht mit der Materie auseinandersetzen, medienwirksam Steuergeld per quadratmetergroßen Schecks zu diesen Konstrukten verschieben. Damit werden dann überteuert irgendwelche Vereinsausstattungen angeschafft, was sich mit den gewohnten Winkelzügen über Abschreibungen lohnen kann. Solche ehrenverbeamtete Vorstände von Wohltätigkeit versprechenden Vereinen werden reihum, mangels Wissen über die, die wahrhaft helfen, gelobpreist. Beim genauen Hinsehen war dahinter fast immer nur heiße Luft.
    Herr Özdemir, aus dem Mutterländle der Vereinsmeierei will das sicher nicht so genau wissen.

    Wahrhaft altruistisch handelnde Personen haben für solche Spielchen weder Zeit, noch Nerv und bleiben im Verborgenen, ob nun als kleine, rechtlose, beitragzahlende Vereinsmitglieder oder, was effektiver ist, gänzlich autark handelnd. Es war immer so, ist so und wird so bleiben. Man kann das beklagen, aber nicht ändern.