Stadt Waren profitiert vom Immobilien-Boom und macht Kasse

3. Juni 2022

Über die zum Teil stark übertriebenen Immobilienpreise in Waren haben wir bereits mehrfach berichtet. Auch darüber, dass es in Anbetracht der augenblicklichen Situation bald abwärts gehen könnte. Doch auch die Stadt Waren profitiert vom Noch-Immobilienboom. Sie ist nämlich – so wollten es die Stadtvertreter – gerade dabei – ihr Tafelsilber zu verscherbeln. Offenbar gerade noch zur richtigen Zeit. So hat die Stadt beispielsweise ein Mehrfamilienhaus in der Fontanestraße ausgeschrieben – auf der linken Seite, also nicht zur Müritz hin. Als Mindestgebot waren 621 000 Euro angesetzt. Aufgrund der noch hohen Immobiliennachfrage kann sich die Stadt nach Informationen von „Wir sind Müritzer“ jetzt aber über deutlich mehr Geld freuen. Alles in allem gab es nach Recherchen von WsM sieben Bewerber – zum Teil aus der Region, aber zum Teil auch von weit weg.
Die Mitglieder des Finanzausschusses haben sich jetzt für den Meistbietenden entschieden – und da gibt es nicht nur mächtig viel Geld in die Kasse, sondern auch einen faden Beigeschmack, denn zu der Käufergemeinschaft gehört der neue Jurist der Stadt Waren, der erst seit kurzem im Amt ist. Aber der Reihe nach.

Die Stadtvertreter waren vor einigen Monaten mehrheitlich der Meinung, dass es nicht Aufgabe der Stadt sein kann und soll, Häuser – noch dazu in lukrativen Lagen – zu vermieten. Vielmehr sollen diese Immobilien verkauft werden, um mit dem Geld arbeiten zu können. Neben der Fontanestraße 27 in Waren zählt auch das erste Haus in der Specker Straße dazu.

Und während das Haus in der Fontanestraße öffentlich ausgeschrieben wurde, scheint schon fest zu stehen, dass die noch lukrativere Immobilie in der Specker Straße an die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft WOGEWA geht. Noch lukrativer, weil es sich um ein Wassergrundstück an der Feisneck handelt.

Ausgeschrieben wurde aber zunächst das Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen in der Fontanestraße – Wohnfläche rund 400 Quadratmeter, Grundstücksgröße 2200 Quadratmeter. 621 000 Euro hat die Stadt dafür als Mindestgebot angesetzt.

Eine nicht unerhebliche Summe, sollte man meinen, doch Geld scheint hier und da keine Rolle zu spielen – es gab immerhin sieben Bewerber. Die Mitglieder des Finanzausschusses entschieden sich jetzt in geheimer Sitzung – wir dürfen das also gar nicht wissen – für eine extra gegründete Käufergemeinschaft. Und die hat für das Objekt sage und schreibe 830 000 Euro geboten. Über 200 000 Euro mehr, als die Stadt haben wollte.

Kein schlechtes Geschäft. Wäre da nicht ein Mitglied der Käufergemeinschaft, das das Ganze in einem zumindest fragwürdigen Licht erscheinen lässt. Denn zu der vierköpfigen Käufergemeinschaft, die eine Neubrandenburger Adresse angibt, zählt Matthias Junghanß. Und der ist seit wenigen Monaten als Jurist bei der Stadt Waren angestellt. Nicht ungesetztlich, auch Stadtmitarbeiter dürfen natürlich Immobilien erwerben. Aber zumindest hat dieser Verkauf – sollte er denn zustande kommen – einen Beigeschmack.

Die Mitglieder des städtischen Finanzausschusses haben mehrheitlich ihren Segen für den Verkauf der Fontanestraße 27 mit vier Wohnungen für 830 000 Euro gegeben, jetzt müssen noch alle Stadtvertreter zustimmen, und zwar in ihrer Sitzung Ende Juni. Jurist Junghanß wird während dieses Beschlusses sicher vor die Tür gehen, damit auch alles seine Ordnung hat…


Eine Antwort zu “Stadt Waren profitiert vom Immobilien-Boom und macht Kasse”

  1. Stefan sagt:

    Manchmal wittert man auch etwas, dass vielleicht so gar nicht existiert…?
    Die Stadt hat sich für den Meistbietenden entschieden – Punkt.
    Da noch sechs andere Bewerber im Topf waren, ist es doch recht unwahrscheinlich, dass hier „gemauschelt“ wurde.

    Vielmehr kann man ja fast dankbar sein, dass es kein Privatkäufer aus Berlin, München und Co ist – dieser hätte sicher allen Bewohnern wegen Eigenbedarf gekündigt und sich einen ansehnlichen Zweitwohnsitz daraus gemacht.

    Ehrlich gesagt wundere ich mich auch über den Preis – auf dem freien Immobilienmarkt wäre dieser wesentlich höher gewesen.
    Wir haben Immobilien auf den Dörfern im Kreis, welche für ähmliche Summen veräußert werden – unter 400.000€ läuft da auch fast nichts mehr und dann muss noch saniert werden.