Auch an der Müritz sinken die Preise für Immobilien spürbar
Des einen Freud, des anderen Leid. So könnte man die augenblickliche Lage auf dem Immobilienmarkt der Müritz-Region kurz beschreiben. Seit einigen Wochen gibt es es auch an der Seenplatte merkliche Veränderungen: Immer mehr Häuser kommen auf den Markt, aber immer weniger Käufer sind bereit, sich ein Haus oder ein Grundstück zuzulegen. Zu groß die Unsicherheit, zu groß die Angst vor immer weiter steigenden Baukosten und: Die Bauzinsen sind so hoch wie lange nicht. Das schreckt ab, wie mehrere Makler auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ bestätigten. „Häuser, die wir normalerweise innerhalb kürzester Zeit an den Mann gebracht haben, stehen jetzt sehr lange zum Verkauf und wechseln letztendlich nur den Besitzer, wenn die Eigentümer den Preis nach unten schrauben“, fasst ein Immobilienexperte zusammen. Heißt: Immobilien an der Müritz werden günstiger. Aber: Dennoch können nur wenige zugreifen. Und: Bauwillige wie Gina und Tim sind gerade richtig verunsichert. Sie haben in der Müritz-Region ein Grundstück gekauft, möchten eigentlich ihr Traumhäuschen errichten, wollen oder besser, müssen, jetzt aber warten.
„Für uns platzt gerade unser Traum. Wir haben gespart, ein bisschen Unterstützung von unseren Großeltern und Eltern bekommen und wollten für uns und unseren kleinen Sohn ein schönes Zuhause schaffen. Nach dem Kauf des Grundstückes waren wir richtig euphorisch. Jetzt ist nur noch Frust da“, berichtet Tim. Er selbst hat einen handwerklichen Beruf und könnte mit seiner ebenfalls handwerklich geschickten Partnerin viele Eigenleistungen erbringen. Doch das reicht nicht.
„Der Kredit, den wir für den Bau des Hauses mit 125 Quadratmetern aufnehmen wollten, ist einfach zu teuer geworden. Im Vergleich zu dem Zeitpunkt, als wir das Grundstück vor gut eineinhalb Jahren gekauft haben, müssten wir jetzt rund das Dreifache an monatlichen Raten für den Baukredit zahlen. Das können wir aber nicht“, berichtet Tim. Und dabei müsste der Kredit auch noch höher als ursprünglich geplant ausfallen, denn auch die Kosten fürs Material sind enorm gestiegen. „Wenn das so weiter geht, muss unser Grundstück wohl noch viele Jahre brach liegen. Eine normale Familie mit Kind kann gar nicht mehr bauen“, resigniert der Müritzer, der nach eigenen Angaben eigentlich ein sehr optimistischer Mensch ist. In dieser Hinsicht aber fällt es ihm gerade mehr als schwer, zuversichtlich zu sein.
Selbst an einen Verkauf hat das Paar schon gedacht. Doch die Aussichten, das Grundstück zum Kaufpreis wieder los zu werden, sind ebenfalls alles andere als rosig.
Und tatsächlich: Die Kreditzinsen für Bauherren sind in den vergangenen Monaten regelrecht in die Höhe geschnellt. Sie liegen jetzt bei etwa vier Prozent und damit so hoch wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Rechnet man die gestiegenen Baukosten hinzu wird der Traum vom eigenen Heim für die meisten Menschen unerschwinglich.
Auf der anderen Seite wollen aber auch immer mehr Menschen ihre Immobilien verkaufen. Sie fürchten die Nebenkosten für Energie, Wasser und Co., können nötige Sanierungen nicht stemmen und wissen auch noch nicht, was nach der neuen Berechnung der Grundsteuer auf sie zukommt. Ihre Häuser kommen auf den Markt. Mit zum Teil noch ziemlich hohen Preisen, wie in den vergangenen Jahren für die Müritz-Region üblich. Doch Makler bemerken eine Trendwende. Die Preise sinken, die Verkäufer müssen Abstriche machen, um ihre überhaupt Häuser los zu werden.
Eine Ende der Abwärtsspirale scheint nicht in Sicht. Finanzexperten sehen keine signifikante Senkung der Bauzinsen, die Kosten für Beton und Co. bleiben hoch und könnten weiter steigen, Handwerker-Firmen müssen ihre Stundenlöhne ob der augenblicklichen Situation ebenfalls anheben. Und dann sind da noch die gestiegenen Lebenserhaltungskosten.
Ein Blick in die einschlägigen Immobilienportale und den ebay-Kleinanzeigenmarkt zeigt: Das Angebot wird größer, aber die Preise sind teilweise noch auf einem sehr hohen Niveau. Besonders in Waren. In der Müritzstadt werden selbst alte Häuser mit eher mäßigem Standard zu extrem hohen Preisen angeboten. Ganz nach dem Motto “Man kann’s ja mal versuchen, Waren ist schließlich beliebt.” Doch viele dieser Immobilien scheinen den Verkäufern eben doch nicht aus der Hand gerissen zu werden, sie sind teilweise seit viele Monaten auf dem Markt, hier da wurden auch schon Preise nach unten korrigiert. “Das werden wir in Zukunft noch viel öfter sehen. Und zwar richtig spürbar”, meint ein Makler.
Glück für all jene, die eine Immobilie suchen und das nötige Geld auf dem Konto haben, Pech für diejenigen, die verkaufen wollen und jetzt vielleicht deutlich weniger für ihr Objekt bekommen als noch vor einem Jahr.