Müritz-Klinikum: Wo Azubis heute noch Schlange stehen
Was macht das MediClin Müritz-Klinikum in Sachen Ausbildung anders? Warum bewerben sich im Krankenhaus nach wie vor deutlich mehr junge Frauen und Männer als Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, während andere Arbeitgeber – auch Kliniken – kaum Bewerbungen bekommen? Und warum brechen nur sehr wenige ihre Ausbildung ab, wo doch die Zahl der „Abbrecher“ deutschlandweit nach oben schnellt? Antworten darauf gab’s gestern im Müritz-Klinikum, als die Neubrandenburger Arbeitsagentur, die für die gesamte Seenplatte zuständig ist, im Krankenhaus über die Situation auf dem Ausbildungsmarkt der Region informierte. Doch die eigentlichen Antworten auf die Fragen gaben drei Auszubildende selbst, nämlich Sophie Weber, Jasmin Rosenberger und Paul Schmallandt. Ihre Werdegänge sind so unterschiedlich wie die Krankheiten, die auf den Stationen behandelt werden, doch alle Drei betonen: Eine Ausbildung im Müritz-Klinikum ist mehr, als nur für Hilfsarbeiten eingesetzt zu werden wie vielleicht früher üblich. „Wir gehören hier zum Team, werden anerkannt, an die Hand genommen und vor allem, wir haben Perspektiven für die Zeit nach der Ausbildung.“
Für Thomas Besse, Chef der Arbeitsagentur Neubrandenburg ist das Müritz-Klinikum ein Vorzeigebeispiel für das, was Ausbildungs-Unternehmern heute leisten müssen. Denn während sich die Schulabgänger vor einigen Jahren noch um die raren Ausbildungsplätze bewerben mussten, ist es heute umgekehrt: Die Unternehmen bewerben sich um die jungen Leute.
Das scheint dem Müritz-Klinikum recht gut zu gelingen. 36 Mädchen und Jungen starteten in diesem Jahr ihre Ausbildung – 29 von ihnen lassen sich in unterschiedlichen Fachabteilungen zur Pflegefachkraft ausbilden. Außerdem gibt es zwei Auszubildende in der Operationstechnischen Assistenz (OTA) sowie eine angehende Medizinisch-technische Radiologieassistentin. Vier der neuen Teammitglieder lernen die Arbeit im Klinikum in einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) kennen und haben so die Möglichkeit, sich über ihre Berufswahl klar zu werden.
Insgesamt sind jetzt 78 Azubis im Klinikum mit den Standorten in Waren und Röbel beschäftigt. In den kommenden Jahren sollen es noch mehr werden, wie Geschäftsführer Sven Hendel erklärte. Das ist auch dringend nötig, denn in den nächsten fünf Jahren gehen mehr als 70 Fachkräfte, die heute im Klinikum in der Pflege beschäftigt sind, in den Ruhestand.
Eine „Gesundheitsfamilie“
„Dass wir mit unseren vielen Auszubildenden so gut da stehen, ist vielen kreativen Maßnahmen geschuldet, die wir ausprobiert und umgesetzt haben. Nicht alles hat geklappt, aber sehr viel“, so Sven Hendel. Eine, die einen großen Anteil an dieser positiven Entwicklung hat, ist Praxisanleiterin Jeannette Romer. Sie verlässt auch mal eingeschlagene Wege, probiert Neues aus, und vor allem, sie nimmt „ihre“ Azubis an die Hand – bis zur Prüfung. Das hat auch der 19-Jährigen Sophie Weber gefallen. Sie ist im ersten Ausbildungsjahr und will Operationstechnische Assistentin werden. Denn: „Das Assistieren und gemeinsame Arbeiten mit den Ärzten macht einfach Spaß“, erzählt die Warenerin, die nach dem Abitur im Krankenhaus gestartet ist.
Einen anderen Weg hat Jasmin Rosenberger genommen. Die 23-Jährige studierte zunächst Gesundheitswissenschaft, hat dann aber gemerkt, dass das nicht so ihr Ding ist. Der Kontakt zu den Menschen fehlte ihr. Inzwischen lernt sie im zweiten Jahr den Beruf der Pflegefachfrau und hat diesen Schritt bislang nicht bereut. „Bei uns gibt es jeden Tag neue Herausforderungen, der Beruf ist sehr vielfältig und die Berufsaussichten wirklich toll“, so Jasmin. Und: „Es ist einfach schön, wenn man ein Lächeln zurückbekommt.“
Paul Schmallandt wird Pflegefachmann und hat sich für diesen Job nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Klinikum entschieden. „Ich war damals sehr überrascht von diesem Beruf, konnte schon viele Erfahrungen sammeln und bin auch als Praktikant gleich ins Team aufgenommen worden, das war eine tolle Erfahrung“, erzählt der junge Mann. Und er hat schon genaue Vorstellungen, wie es künftig für ihn weiter gehen soll: „Ich möchte in die palliative Pflege“. Diesem Wunsch möchte man im Klinikum entsprechen, denn schon nach dem Beginn der Ausbildung werden mit den Azubis Gespräche über ihre Perspektiven nach dem Abschluss besprochen. „Wir versuchen, alle so zu fördern, wie sie es brauchen und auch ihre Wünsche für ihre künftigen beruflichen Ziele zu erfüllen“, erzählt Pflegedirektor Christian Schuster und berichtet, dass schon das erste Vorstellungsgespräch im Klinikum anders ist, als gemeinhin bekannt: Nicht ein Bewerber sitzt einer Kommission gegenüber, sondern gleich mehrere. Und die interviewen sich selbst und stellen sich gegenseitig vor. Eine Methode, die nach Aussage von Christian Schuster zum einen für eine lockere und entspannte Atmosphäre sorgt und zum anderen auch ganz andere Möglichkeiten des Kennenlernens bietet.
Was alle drei Nachwuchskräfte des MediClin Müritz-Klinikums immer wieder hervorheben: Das familiäre Klima im Haus, das gute Miteinander – zwischen dem Pflegepersonal, aber auch zwischen Pflegern und Ärzten. „Hier kennt man sich, hier achtet man sich, jeder weiß, wie wichtig die Arbeit des anderen ist.“ Und so ist es wohl auch kein Wunder, dass Geschäftsführer Sven Hendel von einer „Gesundheitsfamilie“ spricht und Professor Dr. Detlef Kleemann als HNO-Chefarzt und Ärztlicher Direktor meint: „Nach diesen Präsentationen bin ich trotz der vielen Schwierigkeiten und augenblicklichen Situation sehr zuversichtlich, was die Zukunft unseres Hauses angeht.“
Foto oben: Die Auszubildenden Sophie Weber, Jasmin Rosenberger und Paul Schmallandt mit Praxisanleiterin Jeannette Romer