Lernen im Einkaufstempel? – Neubrandenburg will’s versuchen
Das ist doch mal eine Idee: Auf dem Datzeberg in Neubrandenburg muss eine alte Plattenbauschule umfangreich saniert werden. Für die Arbeiten an E-Anlage, Heizung und anderen Versorgungsleitungen und in den Räumen werden zwei Jahre Bauzeit veranschlagt. Wo lässt man die Schüler so lange unterrichten? „Natürlich am besten auch in dem Stadtteil“, sagte Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) gegenüber „Wir sind Müritzer“. Und hat vorgeschlagen, dass man mit der Verwaltung des nur rund 120 Meter entfernten Einkaufszentrums verhandelt. Dort stehen nämlich vor allem in der zweiten und dritten Etage viele Räume leer, wie in anderen Einkaufszentren an anderen Orten ja inzwischen auch. Die dort zur Verfügung stehenden Räume sollen in den kommenden Jahren auf mehreren Etagen optimal für die Grundschule und ihre Bedingungen hergerichtet werden, beispielsweise im Bereich der Inklusionsräume und der Fachkabinette. Auch die Herrichtung eines Schulhofs wird dabei betrachtet.
Etwa sieben Millionen Euro würde nach ersten Schätzungen die Sanierung der Grundschule kosten. Und: Dort haben eigentlich etwa 400 Mädchen und Jungen Platz, um zu lernen. Zuletzt gab es aber nur noch 180 ABC-Schützen und ihre Nachfolgeklassen.
„Oberstes Ziel ist, dass wir in jedem Stadtteil eine Grundschule halten wollen“, lautet die Maxime des Oberbürgermeisters. Deshalb will die Verwaltung nicht nur über zwei Jahre Anmietung verhandeln, sondern auch über zehn Jahre. Das wäre eine „Win-Win-Situation“ für beide Seiten, glaubt der Verwaltungschef. Die Stadt könne sich dort einen Stadtteiltreff mit Vereinssitzen vorstellen, auch einen Supermarkt. Denn der jetzt schon 50-prozentige Leerstand im Datze-Center werde sich auf lange Sicht wohl nicht bessern.
Die Rolltreppe steht still, auf den oberen Etagen sind kaum Menschen zu sehen. Der Datzeberg mit seinen etwa 4000 Einwohnern hat nicht den besten Ruf als Stadtteil, weiß Witt. Er meint aber „der Stadtteil ist eigentlich besser als sein Ruf.“ Dort stehen viele Backstein-Häuser aus den 1930er Jahren, die zu DDR-Zeiten um viele Hochhäuser und Plattenbauten ergänzt wurden, von denen aus man einen tollen Blick auf das Umland hat.
Bei dem Schulmodell Typ Erfurt komme erschwerend hinzu, dass man Raumzuschnitte nicht einfach verändern kann. Wenn man sich mit dem Vermieter des Datze-Centers einig wird, könnte man sich auch eine ganz andere Nutzung für die alte Schule vorstellen, hieß es. Nun komme es auf die Verhandlungen an.