Waren: Von der quirligen Schülerpraktikantin zur Revierchefin

25. Februar 2023

Ich bin wieder hier, in meinem Revier… Schon als Schülerpraktikantin ist die neugierige und recht quirlige junge Dame den Polizisten der Warener Wache aufgefallen: Sie wollte alles wissen und möglichst viel selbst ausprobieren, war begeistert von den Streifengängen durch die Müritzstadt und von den Erklärungen der Kriminalisten. Heute, rund 25 Jahre später, leitet Kathrin Jähner eben jenes Revier, in das sie als Schülerin hinein schnuppern durfte. Und dieses Praktikum war es auch, das sie überhaupt zum Polizeiberuf brachte. „Für mich stand nach diesen zwei Wochen fest, dass ich Polizistin werden will und nichts anderes“, erzählt die gebürtige Warenerin, die dem Revier mit Sitz am Mühlenberg seit November vorsteht und gestern offiziell von MV-Innenminister Pegel in ihr Amt eingeführt wurde. Und tatsächlich hat sich an ihrem Berufswunsch nichts mehr geändert. Nach Studium und verschiedenen Stationen ist Kathrin Jähner, die vor wenigen Tagen ihren 40. Geburtstag feierte, jetzt Chefin von knapp 50 Mitarbeitern des Polizeihauptreviers Waren, zu dem auch die Polizeistation Penzlin gehört.

Die ersten Monate als Leiterin des Reviers haben die Mutter von zwei Kindern gleich voll gefordert: Demos, Vorfälle mit rechten Chaoten und Personalsorgen sind da nur einige Beispiele. Doch die Polizeihauptkommissarin hat mit ihrer unkomplizierten und diplomatischen Art gezeigt, dass sie auch in schwierigen Situationen einen klaren Kopf behält. Das schafft sie zum einen, weil sie für die Bürger ein offenes Ohr hat, ihnen zuhört und ihre Probleme ernst nimmt. Und zum anderen, weil sie ihre Mitarbeiter mit einbezieht, für sie da ist und vor ihnen steht. Denn Kritik an der Polizei und der Arbeit von Beamten haben sich einige Zeitgenossen offenbar als neues Hobby ausgesucht. Insbesondere in den sozialen Medien. „Das macht natürlich etwas mit den Beamten. Da ist es wichtig, dass es intern stimmt, dass meine Leute wissen, dass sie von mir unterstützt werden und mit mir über alles reden können“, sagt die neue Chefin. Dabei spricht sie sowohl mit ihren Mitarbeitern als auch mit den Bürgern auf Augenhöhe und kommt weder abgehoben noch steif daher. Ohnehin sind „Reden und Offenheit“ ihr A und O.

Geboren in Waren und aufgewachsen in einem Dorf der Region führte der Weg von Kathrin Jähner nach dem Gymnasium zum Studium für den höheren Dienst nach Hamburg. Dort lernte sie zum einen ihren Mann kennen, und dort blieb sie auch einige Jahre im Schichtdienst. Unter anderem im Nachbar-Revier der bekannten David-Wache. „Diese Zeit hat geprägt, und in dieser Zeit habe ich sehr viel gelernt“, erinnert sich die 40-Jährige. Doch 2011 zog es die Müritzerin zurück in ihre Heimat. Sie hatte genug Großstadtluft geschnuppert und wollte vor allem nah bei Angehörigen und Freunden sein. Denn Kathrin Jähner ist ein Familienmensch durch und durch.

Ein Unfall, der in Erinnerung bleibt

Während ihr Mann Christian das Röbeler Revier verstärkte, startete sie in Waren durch und wurde innerhalb kürzester Zeit zur Schichtführerin. In dieser Zeit passierte kurz vor Waren auch ein schlimmer Unfall, den die junge Beamtin wohl nie vergessen wird. Eine Ehepaar, das auf dem Weg zu einer Hochzeitsfeier in Malchow war, verunglückte tödlich. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zwar keinen Dienst, aber ich war dann mit der Nachbereitung beschäftigt. Das Schicksal der Familie und der Angehörigen hat mich sehr bewegt und beschäftigt mich heute noch. Und es hat mir einmal mehr gezeigt, wie schnell alles vorbei sein kann“, erinnert sich die neue Chefin.

Obwohl ihr der Dienst in Waren gefiel, blieb sie nicht, denn sie wollte weitere Erfahrungen in anderen Bereichen sammeln. So begann die Polizeihauptkommissarin 2017 als Pressesprecherin in der Neubrandenburger Polizeiinspektion. „Eine prägende Zeit, denn dort ging es nicht nur um die klassische Polizeiarbeit, sondern unter anderem um die Außendarstellung der Polizei, darum, den Bürgern zu zeigen, wer wir sind und wie wir arbeiten. Und natürlich um die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Medienvertretern. Dadurch habe ich natürlich auch sehr viel über die Journalisten gelernt, denn es ist wichtig, dass beide Seiten Verständnis für die Arbeit des anderen haben“, berichtet die Revierleiterin, die in ihrer Freizeit gerne sportlich aktiv und in der Natur unterwegs ist.

Vor gut zwei Jahren ging’s zurück an die Müritz, zunächst ins Revier nach Röbel. Das führte sie viele Monate kommissarisch, bis dann der Leiterposten in Waren zur Debatte stand. Klar, dass Kathrin Jähner nicht lange gezögert hat und ihre Bewerbung auf den Weg brachte. Eine Selbstverständlichkeit war ihre Ernennung trotz ihrer Erfahrungen und des Heimvorteils aber nicht. Sie musste sich in einem Auswahlverfahren behaupten und für den Posten empfehlen. Sie überzeugte und ist jetzt Chefin eines Reviers, das eine Fläche von fast 900 Quadratkilometern mit etwa 38 000 Einwohner umfasst. „Natürlich macht mich das stolz. Es ist ein schönes Gefühl, dort Leiterin zu sein, wo mit einem interessanten Schülerpraktikum alles begann“, gibt die Beamtin, die selbst noch gerne mit auf Streife fährt und von ihren Kollegen wegen ihrer quirligen Art liebevoll „Duracell“ genannt wird, zu und verspricht: „Unserer Bürger können sich auf ihre Polizei verlassen. Wir sind da, wir hören zu, wir helfen.“

Bild oben: Die neue Leiterin des Warener Polizeihauptreviers, Kathrin Jähner, und Mitarbeiterin Christina Morawitz in der Wache.

Bild im Text: Bei der gestrigen offiziellen Amtseinführung von Polizeihauptkommissarin Kathrin Jähner hat es sich auch Warens Bürgermeister Norbert Möller nicht nehmen lassen, persönlich zu gratulieren (Foto: Felix Gadewolz).

Bild unten: Auch MV-Innenminister Christian Pegel gratulierte zur Amtseinführung. (Foto: Felix Gadewolz)


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