Warens Bibliothek ist ein Sorgenkind. Und das nicht erst seit gestern, sondern schon seit einigen Jahren. Sie hinkt hinterher. Und zwar mächtig. Das gibt auch Bürgermeister Norbert Möller unumwunden zu. Nachdem die Stadt im Februar eine neue Chefin für die Bibliothek eingestellt hat, gab’s die Hoffnung, dass es jetzt endlich vorwärts geht und man das aufholt, was jahrelang verschlafen wurde. Doch die neue Chefin ist schon wieder weg. Sie musste nach der Probezeit gehen. Inzwischen wurde die Stelle neu ausgeschrieben, nach Auskunft von Möller gibt es bereits Gespräche mit Bewerbern.
Für viele Stadtvertreter ist schon lange klar: Hier wurde jahrelang gepennt, auch die Bibliothek wurde ‚runter gewirtschaftet. Man muss nur ein Stückchen weiter nach Röbel oder Malchow schauen, um zu sehen, wie Bibliotheken auch in Zeiten von Handys, ipad und Co. gut funktionieren können. Da gibt es jede Menge Veranstaltungen, auch, um Kinder wieder zum Buch zu locken, und da gibt es auch digitale Möglichkeiten, Bücher auszuleihen. In Waren nicht. Hier sieht’s noch fast genauso aus wie zur Eröffnung der Bibliothek im Bürgerhaus. Statt Modernisierung seit Jahren immer wieder Mitteilungen, dass die Bibliothek komplett geschlossen ist oder verkürzte Öffnungszeiten hat. Auch jetzt wieder. „Das ist nicht befriedigend, das wissen wir. Wir behelfen uns gerade mit einer Mitarbeiterin, die schon im Ruhestand ist“, so Norbert Möller.
Bereits 2019 gab’s ein Gutachten, in dem schwarz auf weiß steht, dass Warens Bibliothek nicht mehr Schritt halten kann: Veraltete Technik, unmodern gestaltete Räume, kaum Veranstaltungen sowie fehlendes fachliches Personal. Der damalige Tenor: Die Bibliothek soll ein Kultur- und Medienzentrum für alle Altersgruppen werden. Ist sie aber immer noch nicht, getan hat sich seither wenig. Bis auf die Einstellung einer neuen Leiterin. Aber die ist nun ja auch wieder weg.
Finanzierung immer wieder ein Thema
In der Stadtvertreteung ist in der Vergangenheit immer wieder auch über die Finanzierung diskutiert worden. Denn die Stadt gibt beispielsweise in diesem Jahr mehr als 200 000 Euro für die Einrichtung aus. Und das bei eher geringen Besucherzahlen. „Da wir bereits verschiedene Anträge zur Bibliothek gestellt haben, wirft man uns vor, dass wir die Bibliothek komplett abschaffen wollen. Dem ist nicht so“, erklärte Frank Müller als Chef der AfD-Fraktion. Ziel der Anträge zur Stadtbibliothek sei es, ein effizienteres und geeigneteres Angebot für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche sowie einen Leseraum für Senioren in den Räumlichkeiten einer Immobilie der WOGEWA zu schaffen.
Statt einer veralteten Stadtbibliothek mit Allerlei, möchte die Stadt-AfD ein angenehmes Medien- und Leseumfeld an den Schulen schaffen. Kinder aus beispielsweise sozial benachteiligten Familien könnten so nach dem Unterricht in den neuen Medienräumen lesen, Hausaufgaben machen oder sich einem Sozialarbeiter anvertrauen. Das hätte mehrere Vorteile: Keine hohen Kosten für Mietflächen im Bürgersaal, keine extra Leiterstelle, keine teure Fachliteratur, die am Ende in den Regalen stehen bleibe, weil veraltet. Leseabende und weitere Angebote könnten ebenso im Haus des Gastes über die Kur und Tourismus GmbH in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlern stattfinden. Röbel mache es vor.
Ich als regelmäßiger Nutzer der Stadtbibliothek muß Ihnen da zustimmen. Ich glaube eine Inventur mit Bereinigung der Bestände
täte gut. Wanderkarten, Reiseführer und Reisebeschreibungen, aufgelegt in den 70 – er Jahren haben sich mittlerweile überlebt.
Eine moderne Bibliothek braucht nicht nur Geld fürs Personal und die Räume, sondern auch Budget für aktuelle Leseinhalte, Beteiligung an Onlineangeboten des Bibliothekenverbandes und für Leseveranstaltungen speziell für Kinder. Dass eine Bibkiothek in Zeiten von Onlineangeboten eine reine Verwahr- und Ausleihstation für alte Bücher ist, haben sich erledigt. In anderen auch kleineren Städten funktioniert das auch, dass z.B. mit Grundschulen zusammen kindgerechte Leseveranstaltungen stattfinden. Wenn kein Budget für solche Aktionen da ist, dann kann der/die beste Bibliothekar/in nichts ausrichten.
Als langjähriger Nutzer von Stadtbibliotheken in Stuttgart und Apolda kann ich Ihnen bestätigen, dass Waren Lichtjahre hinterherhinkt. Das kann aber nicht den Mitarbeiterinnen angelastet werden, die immer aufopferungsvoll ihre Arbeit geleistet haben. Das ist ein Versagen der Stadtoberen ( Konzeption fehlte, Zielvorgaben, Sparkurs in der Nutzung der IT). Warum ist seit November 2022 die IT nicht kompatibel zwischen Datenbank und Drucker? Die Kolleginnen können keine Leihbelege an die Leser ausgeben, sondern müssen Handzettel mit dem Abgabedatum und der Medienanzahl übergeben. Eine Schande für die Stadtverwaltung. Die Umstände sind zwar bekannt, aber es kommt keine Reaktion, kein Druck auf dem Kessel. Da hätte ich den Job als Leiter auch hingeworfen.
Hallo zusammen, sicher könnte oder muss die Bibliothek moderner werden, nur neue Regale bringen da nicht viel. Trotzdem muss ich sagen das meine beiden Mädels ( 6 und 8 Jahre ) sehr gern die Bibliothek besuchen um sich Bücher anzuschauen und auszuleihen. Sie waren mit der Kindergartengruppe bzw. Schulklasse auch schon da , besonders beliebt ist der Besuch von der Hexe Schnatterjaga. Auch die „alten “ Mitarbeiter sind stets bemüht, freundlich und hilfsbereit. Etwas alter Charme kann meiner Meinung ruhig bleiben ( in Maßen ) , denn es wird schon so vieles vernetzt und unpersönlich . Ich hoffe das die Bibliothek in Waren bleibt und nicht aus Bequemlichkeit und Sparmaßnahmen geschlossen wird.
Der Bon-Drucker funktioniert seit November 2022 nicht? Ja, da muss sich jemand dahinter klemmen – eine Bibliotheksleitung, die wahrscheinlich starke Nerven braucht, weil sie sich mit diesem vergleichsweise kleinen Problem durch alle Instanzen der Stadtverwaltung kämpfen muss. Aber vielleicht ist das ja genau der Knackpunkt. Vielleicht möchte man ja keine Bibliotheksleitung, die für die Interessen der Bibliothek kämpft. Vielleicht ist es ja bequemer ohne oder lediglich mit einem „Mitarbeiter mit Leitungskompetenzen“, dessen Stelle übrigens unter dem üblichen Tarif für Leitungspositionen im öffentlichen Dienst ausgeschrieben wurde?
Übrigens: Die letzte „Mitarbeiterin mit Leitungsaufgaben ging, so erinnere ich mich, ungefähr vor drei Jahren in Rente. Seitdem ist die Bibliothek „leitungslos“. Warum hat man die Stelle denn damals nicht ausgeschrieben? Eben, weil es so bequem ist, dass keiner sich für die Bibliothek stark macht?
Ich wünsche dem / der neuen Mitarbeiter/in miit Leitungsaufgaben jedenfalls für die Zukunft einen langen Atem, Durchsetzungsvermögen und starke Nerven!