Wie bereits von „Wir sind Müritzer“ berichtet, hat die KMG Kliniken AG angekündigt, den Krankenhaus-Standort in Wittstock/Dosse zu schließen. Die Aktiengesellschaft nennt es „Neustrukturierung“ und begründet den Schritt mit der Krankenhausreform, Wittstocks Bürgermeister Philipp Wacker spricht von einem gravierenden negativen Einschnitt mit weitreichenden Folgen für die Bevölkerung, die Infrastruktur und das gesamte medizinische Versorgungssystem der Region. Die beabsichtigte Schließung des Wittstocker Klinikums wird auch Auswirkungen auf unsere Region haben. Denn dort arbeiten zum einen zahlreiche Einwohner der Müritz-Region, zum anderen werden in Wittstock viele Patienten, vor allem aus der südlichen Müritz-Region, behandelt. Das Amt Röbel Müritz solidarisiert sich jetzt mit der Stadt Wittstock und will helfen, den Klinikstandort in Nordbrandenburg zu erhalten.
Wittstocks Bürgermeister Philipp Wacker will nicht aufgeben, kämpft an allen Forsten für das Klinikum und bekommt nun auch Unterstützung aus Röbel. „Nun hat sich die KMG auch gegenüber dem Brandenburgischen Gesundheitsministerium geäußert, kein Interesse am Fortführen des Krankenhauses in Wittstock zu haben. Die von der KMG angeführte Alternative eines kardiologischen Kassensitzes ist doch keine gleichwertige Alternative zu dem bestehenden Krankenhaus Fakt ist und das muss man ganz klar sagen: Mit der derzeitigen gesetzlichen Grundlage ist mit Stand heute der Status des Krankenhauses verloren und damit selbiges ab 2027 Geschichte. Aber diese Schließung wird Leben kosten, darin sind sich die im Rettungswesen Tätigen in den Gesprächen mit mir einig. Somit ist es meine ureigene Aufgabe als Bürgermeister, hier nicht klein beizugeben. Menschen machen Gesetze, Menschen ändern Gesetze“, so Wacker.
Derzeit werde der schwer zu lesende Referentenentwurf des Krankenhausreformanpassungsgesetz von anderer Stelle in seinem Auftrag geprüft.
„Wir sind mit der Schließung des Standortes nicht einverstanden, insbesondere der Verlust der Herzversorgung und der Notfallambulanz sind absolut inakzeptabel. Die Folgen sind für die Patienten lange Anfahrtswege zu anderen Kliniken und generell die Schwächung des ländlichen Raumes. Dem entgegen steht die Aussage des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dietmar Woidke, der im Jahr 2023 in der Wittstocker Stadthalle verkündet hat, dass ‚alle Krankenhausstandorte erhalten bleiben sollen‘. Da sich dies nun offenbar anders darstellt, fordern wir eine verbindliche Aussage der Landesregierung, wie diese mit der aktuellen Situation umzugehen gedenkt.“, so der Bürgermeister der 14 000-Einwohner-Stadt.
Laut einer Mitteilung der KMG Kliniken AG stelle das neue Krankenhausversorgungsgesetz neue Mindestanforderungen an ein Krankenhaus, die nun nach und nach umgesetzt werden müssten. Erfüllte ein Krankenhaus diese Voraussetzungen und Bedingungen nicht, dürfe es diese Leistungen ab dem 1. Januar 2027 nicht mehr erbringen.
Das KMG Klinikum Nordbrandenburg bestehe aus den drei Standorten Kyritz, Pritzwalk und Wittstock. Mit lediglich zwei Fachabteilungen aus dem Bereich der Inneren Medizin – der Kardiologie und der Gastroenterologie – erfülle der Standort Wittstock ab dem 1. Januar 2027 die erforderlichen strukturellen Voraussetzungen nicht mehr. Da diese Leistungen jedoch unverzichtbar für die gesundheitliche Versorgung der Menschen in der Region seien, sollen sie zukünftig – ab Ende 2026 – am Standort Pritzwalk des KMG Klinikums Nordbrandenburg erbracht werden, also rund 24 Kilometer entfernt. Der Standort Pritzwalk werde erweitert, die Klinik für Geriatrie an den Standort Kyritz verlegt werden.
Die Zusammenlegung von Kardiologie und die Gastroenterologie am Standort Pritzwalk bringe nach Meinung der KMG Kliniken AG sogar Vorteile. Bislang sei bei komplexen Fällen, die der Mitbehandlung durch einen anderen – zum Beispiel chirurgischen – Fachbereich bedürfen, eine Verlegung zwischen den Standorten Wittstock und Pritzwalk notwendig. Mit der Neustrukturierung verkürzten sich die Wege.
Die jetzigen Mitarbeiter des Wittstocker Klinikums sollen weiterbeschäftigt werden. Für die Beschäftigten und auch die Einwohner von Wittstock und Umgebung klingen diese Worte eher höhnisch.
„Das Krankenhaus Wittstock/Dosse ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesundheitsversorgung – besonders für ältere Menschen, Familien, Notfälle und chronisch Erkrankte. In einer Flächenregion wie unserer ist die nächste Klinik oft viele Kilometer entfernt. Eine Schließung bedeutet längere Wege, höhere Risiken – und im Ernstfall: verlorene Zeit, die Leben kosten kann. Die Reform darf nicht zur Ausdünnung der Versorgung im ländlichen Raum führen. Wir verstehen: Qualität ist wichtig. Aber Qualität darf nicht mit Zentralisierung gleichgesetzt werden. Vielmehr braucht es faire Investitionen, bessere Finanzierung und Unterstützung – auch für kleinere Krankenhäuser, die mit Herzblut für die Menschen da sind“, heißt es in einer Petition, die man hier findet und unterzeichnen kann: https://chng.it/Hfnxn8m2GJ
Offener Brief des Amtes Röbel
Im vergangenen Jahr wurden im Wittstocker KMG Klinikum 5200 Patienten ambulant und 4400 stationär behandelt. Über 40 Prozent der dort behandelten Patienten kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, vor allem aus dem südlichen Teil des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte
In einem offenen Brief schildert das Amt Röbel die Situation: „Dieser nordbrandenburgische Klinikstandort erfüllt über die Landesgrenzen hinweg eine zentrale Versorgungsfunktion. Er ist in unserer vergleichsweisen strukturschwachen und großflächigen Region ein unverzichtbarer Eckpfeiler der gesundheitlichen Daseinsvorsorge. Es gibt in unmittelbarer Nähe keine vergleichbaren medizinischen Angebote, die annähernd mit den derzeitigen Fahrtzeiten zu erreichen sind. Was dies für einen medizinischen Notfall, bei dem es oft um Minuten geht, bedeutet, ist bisher kaum Inhalt der thematischen Auseinandersetzung.
Unser Amtsbereich Röbel-Müritz umfasst eine Fläche von rund 570 Quadratkilometern — wir sind der Inbegriff des ländlichen Raumes. Auch unsere hier lebenden Bürger haben ein Recht auf eine verlässliche, erreichbare und vor allem schnelle medizinische Versorgung — sowohl im Akutfall, als auch bei planbaren Behandlungen. Und es ist unsere gemeinsame Pflicht dafür bestmöglich Sorge zu tragen. Das Klinikum in Wittstock stellt die medizinische Grundversorgung für viele Einwohner im Grenzraum zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sicher. Insbesondere bei internistischen Notfällen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfällen oder akuten Magen-Darm-Beschwerden ist eine schnelle Erreichbarkeit des Krankenhauses entscheidend für die Überlebenschancen und die Vermeidung schwerwiegender Folgeschäden.
Schon heute erfordert ein Notarzteinsatz in den entlegeneren Orten, wie z.B. Kieve, Melz oder Schwarz, erhebliche Fahrzeiten, bevor der Patient überhaupt ein Krankenhaus erreicht. Sollte das Krankenhaus in Wittstock geschlossen werden, verlängern sich diese Zeiten nochmals deutlich — mit potenziell lebensgefährlichen Folgen.
Die geplante Schließung zum Jahresende 2026 würde eine große Lücke in die ohnehin schon anspruchsvolle medizinische Versorgung in unserer Region reißen, die deutlich über das Stadtgebiet von Wittstock/Dosse hinaus geht. Es braucht jetzt entschlossenes ziviles und politisches Handeln, um diesen Standort zu sichern. Das gesundheitliche Wohl der Bürgerinnen und Bürger im Süden unseres Landkreises darf nicht unter Reformplänen leiden, die den Realitäten ländlicher Regionen, wie unserer, nicht gerecht werden.
Einen Tag nach Bekanntwerden der drohenden Schließung hat sich auch der Amtsausschuss des Amtes Röbel-Müritz darüber beraten. Das Votum und der Auftrag aller Beteiligten waren klar: volle Unterstützung der handelnden Akteure und ein klares Bekenntnis zum Erhalt des Krankenhauses — so auch der seitdem wiederholt an die Verwaltung herangetragene Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger.
Dem stetigen und vertrauensvollen Austausch mit den Verantwortlichen in Wittstock folgte ein persönliches Treffen mit regionalen Pressevertretern im Röbeler Rathaus — sozusagen der mediale Schulterschluss. Aber das allein reicht nicht aus. Viele Gespräche mit politischen Mandatsträgern sind bereits geführt, weitere werden Stück für Stück folgen, um dem Thema die notwendige Aufmerksamkeit entgegenzubringen, die es benötigt, um auch bei den politischen und wirtschaftlichen Entscheidern in Brandenburg Gehör zu finden.
Das Amt Röbel-Müritz steht genau hierfür ein. Wir werden diesen Prozess begleiten, befördern und als verlässlicher Partner der Stadt Wittstock/Dosse unser Möglichstes tun, um die medizinische Versorgung für uns und unsere brandenburgischen Nachbarn zu sichern.
Wir werden aktiv auf mögliche Fürsprecher zugehen, unseren Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit geben, sich unterstützend einbringen zu können und werden Sorge dafür tragen, dass alternative Lösungen zur Sicherung des Klinikbetriebes ergebnisoffen diskutiert werden.“
Schön.
Herr Dr.Götz Frömming hat in zwei Veröffentlichungen zu der Klinikschliessung in Wottatock dargelegt, dass diese, selbst im Rahme dieser SPD/CDU- initiierten „Krankenhausreform “ festgelegte Standortdefinition und beschriebener Vorraussetzungen für Klinikstandorte, die Schließung UNNÖTIG wäre.
Es geht offensichtlich um Profitabilität für die KGM.
Wieso greifen die beiden Bürgermeister, von der CDU, für Wittstock und der parteilose SPD-ler für Röbel diese begründet vorgetragenen Punkte nicht auf?
Hier zwingt sich doch eine Zusamnenarbeit ALLER auf. Auch der und gerade nix den gewählten Vertretern der jeweils grössten Wählergruppe!!!
Oder wird hier etwa schon im Wahlkampfmodus gehandelt und „Brandmauern“ zementiert?
Brandmauern gegen 35-40% BÜRGER.
Es geht um LEBEN UND TOD.
Fa darf derartiges keine Rolle spielen.
Was sagen Sie zu dem Vortrag von Dr. Frömming?
Ich habe, mit Blick auf die KATASTROPHALE Gesundheitsversorgung im LK MSE und im Land MV ein Bürgersymposium vorgeschlagen und das an alle mir zuständigen erscheinende Mandatsträgerträger, Amtsperiode, Projektleiter usw versandt. Das ist diesen Herrschaften nicht eine Antwort oder Reaktion wert.
Jetzt, grosser Aktionismus, wegen Wittstock. In Waren sind die Leistungen des Müritklunikums zusammengestrichen worden. Wie ist 3s dort um den Bestand bestellt? Anfahrtswege von gut über 100km sind üblich. Wartezeiten überlang. 7 Monate dauert es, in der Orthopädie des Bonhoefferklinikums in Altentreptow. In der endokrinologischen Sprechstunde in NB, am Bonhoefferklinikum, bekommt man nur als Notfall noch Termine. Bei niedergelassenen Ärzten kann es auch bis zu einem halben Jahr und länger dauern. usw usw.
Das ist das Werk der CDU/SPD-Gesundheitspolitik.
Die Mandatsträger aus dem LK MSE haben hier mit gestimmt. Kann man im Bundestagsarchuv nachlesen.
Alles wird in Grosszentren zusammengefasst. In der Fläche blutet die Versorgung aus.
Der ÖPNV ist für diese Situation völlig untersimensioniert und unflexibel.
Man könnte den Verdacht haben, die Menschen sollen in urbane Zentren konzentriert werden.
Das Ziel der für jeden erreichbaren Gesundheitsversorgubg der Agenda 2030 ließe sich nur so umsetzen
Frau Merkel hat diese Agenda zum Staatsprogramm gemacht.