
Ein Team der Universitätsmedizin Rostock bietet auf dem Fusion-Festival in Lärz auch in diesem Jahr Drug-Checking für Festivalbesucher an. Auf dem Gelände werden anonyme Substanzanalysen durchgeführt, um gesundheitliche Risiken durch verunreinigte oder falsch deklarierte Drogen zu verringern. Ziel des Projekts ist es, die Risiken beim Konsum psychoaktiver Substanzen zu senken. Proben können anonym abgegeben werden. Bevor das Analyse-Ergebnis mitgeteilt wird, findet verpflichtend eine persönliche Drogenberatung statt. Enthalten die analysierten Substanzen besonders gefährliche oder unerwartete Inhaltsstoffe, werden die Festivalbesucher umgehend öffentlich gewarnt. Darüber hinaus fließen die Ergebnisse der Analysen in wissenschaftliche Auswertungen und Maßnahmen der öffentlichen Aufklärung ein. Die Untersuchung der Drogen gab es im vergangenen Jahr das erste Mal.
„Wir sehen in der Substanzanalyse eine wirksame Möglichkeit, gesundheitliche Schäden zu reduzieren und einen niedrigschwelligen Zugang zu Information und Beratung zu schaffen“, sagt die Chemikerin Dr. Anja Gummesson, die gemeinsam mit dem Notfallmediziner Dr. Gernot Rücker das Drug-Checking-Team leitet. Dr. Gummesson betont, dass die Anonymität und Freiwilligkeit des Angebots entscheidend seien, um Vertrauen aufzubauen und die Festivalbesucherinnen und -besucher mit dem Angebot zu erreichen.
Dr. Rücker hebt hervor, dass das Drug-Checking nicht nur der Prävention dient, sondern auch die Arbeit des medizinischen Personals auf dem Festivalgelände unterstützt. Die Erkenntnisse über Art und Zusammensetzung der zirkulierenden Substanzen ermöglichen im Ernstfall eine schnellere und gezieltere notfallmedizinische Versorgung. Er spricht von einem wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge bei Großveranstaltungen, der Leben retten könne.
Die „Fusion“ hat sich zu einem der größten und bekanntesten alternativen Musik- und Kulturfestivals in Europa entwickelt. Über 80.000 Besucher werden in der kommenden Woche erwartet.
Grundlage für das Drug Checking ist die im Mai 2024 in Kraft getretene Landesverordnung für die Durchführung von Modellvorhaben zu Substanzanalysen. „Dadurch wird in Mecklenburg-Vorpommern auch die Durchführung von mobilem Drug Checking wie jetzt auf der Fusion ermöglicht“, so MV-Sozialministerin Stefanie Drese.
Im vergangenen Jahr musste gewarnt werden
„Ich halte mobile Substanzanalysen mit Blick auf die zahlreichen Festivals, die in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden für besonders wichtig und wirkungsvoll, um die Schäden durch Drogenkonsum zu reduzieren“, betonte Drese. So könnten lebensbedrohliche Dosierungen und Verunreinigungen entdeckt werden. „Gleichzeitig klärt der innovative Ansatz Konsumentinnen und Konsumenten umfassend über Drogen und ihre gefährlichen Wirkungen auf und kann zum Überdenken des Konsumverhaltens führen“, verdeutlichte die Ministerin den Präventionsgedanken.
Drese hob hervor, dass mit der Universitätsmedizin Rostock (UMR) ein überaus kompetenter und erfahrener Träger für die Durchführung von Drug-Checking-Modellvorhaben in MV gewonnen werden konnte. Dazu gehöre neben der notwendigen technischen Ausstattung ein hoch spezialisiertes Forschungsteam um Dr. Anja Gummesson und Dr. Gernot Rücker, das auch bei der Fusion im Einsatz sein wird, so Drese.
Der Ablauf des Drug Checking auf der Fusion beinhalte zunächst die Erfassung anonymer Grunddaten. Die von den Konsumenten mitgebrachten synthetischen Drogen werden dann im mobilen Labor chemisch analysiert, fotodokumentiert und vernichtet. Danach schließt sich ein abschließendes Aufklärungsgespräch zum künftigen Konsumverhalten an. Menschen zu schützen, sie über Gefahren aufzuklären und Verhaltensänderungen herbeizuführen ist aus Sicht von Ministerin Drese der richtige Weg, dem veränderten Drogenkonsum zu begegnen.
Im vergangenen Jahr wurden während der Fusion 446 Proben auf ihren Wirkstoffgehalt getestet. „In 13 Fällen musste auf Grund der hohen Wirkstoffdosierung eine Warnung an die Festivalbesucher ausgesprochen werden – und hat möglicherweise Leben gerettet“, so Drese.
Bild: Dr. Anja Gummesson und Dr. Gernot Rücker sind die Verantwortlichen des Projekts Drug-Checking.
Foto: Universitätsmedizin Rostock








wer bezahlt dei Aktion?
Sollten doch wohl nicht Krankenkassenbeiträge oder Steuergelder sein!
@volker schillert:
Wenn ich Sie richtig verstehe, darf es nicht sein, dass die Allgemeinheit einspringt, wenn jemand freiwillig seine Gesundheit riskiert.
Gilt das dann auch beim Konsum von Alkohol, Nikotin, Koffein, ungesunder Ernährung, etc.?
Drug-Checking ohne verpflichtendes Beratungsgespräch gab es doch vor 10 Jahren schon auf der Fusion… Schön, dass es nun nicht nur Schweiz sondern das deutsche Recht wohl auch erlaubt?
Ich finde den erlaubten und auf dem Festival Gelände geschützten Drogenkonsum unverantwortlich.
Warum gibt es immer wieder für bestimmte private Veranstalter Sondergenehmigungen? Und die Polizei steht vor dem Gelände und kann nichts ausrichten. Tolles Beispiel für alle Heranwachsenden!
Drug-Checking zum Selbstschutz ohne verpflichtendes Beratungsgespräch gab es doch schon vor 10 Jahren auf der Fusion…
Schön, dass nun anscheinend nicht nur die Schweiz sonder auch deutsches Recht so etwas ermöglicht?
@Caro
Ich finde den erlaubten Alkoholkonsum unverantwortlich.
Aber woher beziehen sie denn die Information, dass der Drogenkonsum auf dem Fusion-Festival erlaubt oder geschützt ist?
Oder ist das eine von diesen gefühlten Wahrheiten?