Automatensprenger schweigen vor Richter: Haftstrafen 

15. Mai 2023

Ihr Schweigen hat ihnen wenig genutzt: Nach gut einem halben Jahr Verhandlungen hat das Landgericht Rostock zwei Automaten-Sprenger zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Wie eine Sprecherin des Landgerichts WsM mitteilte, erhielt ein 26 Jahre alter Berliner siebeneinhalb Jahre Freiheitsstrafe, sein 22 Jahre alter Kumpel aus Potsdam, der zur Tatzeit noch Heranwachsender war, nach Jugendrecht viereinhalb Jahre Knast. „Wir haben keine Zweifel, dass sie die Taten verübt haben“, sagte der Richter in der Urteilsbegründung.  Die Männer, beide mit einer ganzen Reihe an einschlägigen Vorstrafen ausgestattet, wurden wegen schweren Bandendiebstahls und Herbeiführens von Sprengstoffexplosionen schuldig gesprochen.

Die beiden Verurteilten hatten im September und Oktober 2021 in Plate bei Schwerin, in der Rostocker Südstadt und in Ferdinandshof Geldautomaten aufgesprengt (WsM berichtete). Dafür wurden Gasgemische in die Automaten eingeleitet und entzündet. In Plate wurden so rund 180 000 Euro erbeutet, bei den anderen Fällen kamen sie nicht an Bargeld. Die Sachschäden sollen aber ähnlich hoch liegen. Das erbeutete Geld sollen die Männer zurückzahlen.

Mit den Taten wollten sich die Verurteilten ein zusätzliches Einkommen sichern, war sich die Kammer sicher. Der Älteste und vermutlich der Anführer war nur durch Zufall Ende 2021 in Bayern gefasst worden. Er flüchtete bei einer Verkehrskontrolle. Dabei wurde ein Beamter schwer verletzt. Der 26-Jährige wurde aber gestellt. Seinen 22 Jahre alten Komplizen und einen dritten Mann, der zu dem Trio gehören sollte, fasste die Polizei auch.

Dem 23-Jährigen Brandenburger konnte aber nur nachgewiesen werden, dass er einen Geldautomaten – wohl als Vorbereitung – ausgespäht hatte. Dabei hatte er versucht, das Gerät aufzuhebeln und es beschädigt. Dafür erhielt er wegen Sachbeschädigung – und diverser Vorstrafen – ein Jahr Freiheitsstrafe ohne Bewährung.   

Geldautomaten-Sprengungen werden in Deutschland immer häufiger, erste Banken schließen ihre SB-Filialen deshalb schon nachts.  2022 nahm das BKA insgesamt fast 500 Geldautomaten-Sprengungen auf, so viele wie noch nie – nach 392 Bankautomaten-Sprengungen im Jahr 2021.


2 Antworten zu “Automatensprenger schweigen vor Richter: Haftstrafen ”

  1. Kai Kippe sagt:

    Es ist schon erstaunlich zu was, bzw, wozu die deutschen Geldinstitute nicht in der Lage sind. Was im europäischen Ausland zur Normalität gehört, schafft man in Deutschland nicht oder kann es nicht. Bezahlen muss es wie immer der Verbraucher. Wie bei vielen anderen Sachverhalten auch. Nicht nur sehr traurig, sondern sehr erbärmlich.

  2. Linda Müller sagt:

    @Kai Kippe: Was können Geldinstitute dafür, wenn Automaten gesprengt werden? Sie sprechen in Rätseln. Was muss der Verbraucher zahlen? Was gehört im EU-Ausland zur Normalität? Da fehlt ein bisschen Inhalt.