Bekannten im Streit getötet – Prozess gestartet
Mit einer schlimmen Bluttat im Trinkermilieu von Neustrelitz muss sich das Landgericht Neubrandenburg derzeit befassen. Ein arbeitsloser Mann soll einen Bekannten, der ihn vorübergehend in seiner Wohnung aufgenommen hatte, getötet haben. Der Vorfall ereignete sich in der Nacht zum 4. Juni im Plattenbaugebiet Kiefernheide. Im Prozess wurde nun klar, dass die Polizei an jenem Tag insgesamt dreimal in das Wohngebiet gerufen wurde, zweimal schon vor dem Vorfall – ebenfalls wegen des Angeklagten. Dieser wollte zu Prozessbeginn am Landgericht aber nichts zur Aufklärung beitragen oder er kann sich wegen des Alkohols nicht mehr daran erinnern. Er schweigt bisher. Dem 39-Jährigen droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39-jährigen Silvio F. Totschlag und schwere Brandstiftung vor. Vertreten wird er von der Warener Anwältin Katja Schade. Der Angeklagte soll den Mieter der Wohnung, einen 60-jährigen Mann, gegen Mitternacht mit einem Messer in den Hals gestochen, dann ein Feuer gelegt haben und gegangen sein. Das Opfer verblutete, das Motiv sei bisher unklar. Klar war nur, dass beide Männer vorher Alkohol getrunken hatten.
Wenige Stunden vorher hatten Anwohner die Polizei gerufen, weil sich eine Trinkergruppe mit dem Angeklagten in der Nähe versammelt und sehr laut dort getrunken hatte. „Wir haben sie ermahnt“, sagte ein Polizist vor Gericht. Zwei Stunden später musste der Beamte erneut dorthin, dann aber zu dem Haus, da der Angeklagte eine schwangere Nachbarin auf das Gröbste beleidigt und sie mit dem Tod bedroht haben soll.
Bei einem Atemalkoholtest kam der 39-Jährige da auf 1,8 Promille. Nach der Ermahnung gingen die Beamten, der 60-Jährige lebte da noch.
Weitere zwei Stunden später brannte es in der Wohnung. Das Feuer war erloschen, als die Feuerwehr anrückte, aber es herrschte dichter Qualm. Feuerwehrleute lüfteten überall, fanden die Leiche und holten die Polizei.
Der Angeklagte wurde kurze Zeit später am Markt in Neustrelitz gefasst. Ermittlungen ergaben, dass der 39-Jährige aus der Küche der Wohnung ein Messer mit einer 20 Zentimeter langen Klinge geholt haben soll. Er habe dem Opfer in den Hals gestochen, wobei die Schlagader getroffen wurde. Der Attackierte kippte auf die Couch. Dort soll ihn der Angeklagte mit einer Decke zugedeckt und den Brand in der Küche gelegt haben. Dann sei er gegangen.
Der Prozess wird am 22. November fortgesetzt. Die Kammer um Richterin Daniela Lieschke will nun unter anderem noch die Vernehmung des Mannes bei der Polizei anhören. Ein Urteil wird bisher für den 8. Dezember erwartet.
Foto: Felix Gadewolz