Beschämend: Erlebnisse einer Rollstuhlfahrerin, die in Waren nur mal kurz aufs WC musste

3. September 2023

Die Stadt Waren hat bekanntlich ein besonderes Klohäuschen. Das blaue WC-Gebäude am Hafen ist wahrscheinlich eines der wenigen in ganz Deutschland mit eigener Anschrift – Müritzstraße 4. Naja, so kann man’s theoretisch wenigstens ins Navi eingeben. Doch deshalb haben es Menschen, die wegen eines dringendes Bedürfnisses schnell mal auf die Toilette wollen, nicht unbedingt leichter. Vor allem, wenn sie behindert sind und das Rollstuhl-WC benutzen wollen und müssen. Das geht nur mit einem besonderen Schlüssel, auch Euroschlüssel genannt, den erstens nicht alle besitzen, und zweitens nicht immer alle dabei haben. Eine Warenerin, die vor einer Woche mit ihrer Mama, die auf den Rollstuhl angewiesen ist, einen Hafenausflug gemacht hat, musste leidvoll erfahren, wie kompliziert, ja sogar erniedrigend es ist, wenn behinderte Menschen in Waren nur mal fix einem ganz normalen Bedürfnis nachgehen möchten.
Hier die Schilderung der WsM-Leserin und die Antwort der Stadt darauf:

„Ich hatte gestern meine Mutti aus der Pflegeeinrichtung aus der Westsiedlung als Überraschung an den Hafen geschoben, um mit ihr einen schönen Nachmittag zu verbringen. Dann musste Mutti aufs WC. Da sie im Rollstuhl sitzt, sind wir gleich zum öffentlichen WC-Haus. Leider war die Tür zum Behinderten-WC abgeschlossen. Keine Info zu finden, wo ich mich hätte melden können. Also wieder zurück und in vier Restaurants angefragt, ob wir aufs WC können – keines dieser Restaurants hat ein WC, das für Rollstuhlfahrer geeignet ist

Nach 35 Minuten habe ich erfahren, wer einen Schlüssel für das öffentliche Behinderten-WC hat – der Pächter von „Uns Müritzer“. Also wieder zurück mit Mutti im Rollstuhl. Dort fand ich den Pächter des Hauses, der nach meinem Eindruck stark alkoholisiert war. Ich erklärte meine Situation, und als Antwort kam, dass jeder Urlauber, der eine Behinderung hat, einen Schlüssel hätte für das Behinderten-WC. Ich sagte ihm, dass ich hier wohne und jetzt bitte den Schlüssel möchte. Am Tisch saßen noch zwei Männer, die ihm zugeredet haben, mir den Schlüssel zu geben. Der Pächter war aber wohl in Diskussionslaune. Meine Mutti hat so geweint, weil es ihr so unangenehm war, dass ich mit ihr geschlagenen 50 Minuten am Hafen hoch und runter bin, nur um auf die Toilette zu gehen.

Wie kann es sein, dass ein WC für Behinderte verschlossen ist und man sich dann noch von einem offenbar angetrunkenen Pächter blöd kommen lassen muss? Dass die Restaurants keine Behinderten WC haben, ist auch verständlich, wenn ja eine Öffentliche zugänglich sein müsste. Das sollte ein schöner Ausflug sein für meine Mutti, weil sie den Hafen so liebt. Aber leider war es ein sehr trauriger Abschluss eines Ausfluges. Was kann ich machen das sowas keinem anderen Behinderten passiert und wie gesagt, warum wird die Toilette abgeschlossen?“

Soweit die Schilderungen unserer Leserin (Name ist der Redaktion bekannt).

Wir haben natürlich bei der Stadt Waren nachgefragt. Ihr gehört die Toilette mit der eigenen Adresse nämlich. Nach Meinung der Verwaltung sind Behinderten-Toiletten grundsätzlich nicht frei zugänglich, sondern nur mit dem Euroschlüssel, den jeder Behinderte beantragen kann, um beispielsweise auch Fahrstühle oder eben auch spezielle Toiletten nutzen zu können – und zwar europaweit.
„Dieser spezielle Türöffner ermöglicht den Zugang lediglich einem eingeschränkten Personenkreis, der auf besondere Einrichtungen und Ausgestaltung angewiesen ist. Nötig ist eine gesonderte Sicherung, um die zum Teil sehr kostspieligen Anlagen vor Beschädigung durch Vandalismus zu schützen und die Sauberkeit/Hygiene zu gewährleisten. Insbesondere blinde und sehbehinderte Menschen müssen die verschiedenen Anlagenelemente ertasten und schätzen daher eine saubere Einrichtung sehr. Durch die eingeschränkte Zahl der Nutzer kann dies sicherlich besser erreicht werden als bei einem freien Zugang. Aus diesen Gründen sind diese barrierefreien Toiletten verschlossen“, heißt es aus der Warener Stadtverwaltung.

Der Euroschlüssel werde vom Darmstädter Verein Club Behinderter und ihrer Freunde, Darmstadt und Umgebung e. V. (CBF) deutschland- und europaweit vertrieben. Berechtigt zum Kauf eines Euroschlüssels sind behinderte Personen, die in Ihrem Schwerbehindertenausweis
entweder – unabhängig vom Grad der Behinderung – eines der Merkzeichen aG, B, H, Bl eingetragen haben oder das Merkzeichen G und einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 70 eingetragen haben.

Was den Pächter des WC-Hauses angehe, habe der die Situation anders dargestellt und die Tochter der behinderten Frau als aufgebracht und beleidigend bezeichnet. Letztendlich habe er die Toilette aufgeschlossen.

Anmerkung: Unabhängig davon, wer jetzt wen beleidigt hat und ob es einen Euroschlüssel gibt: Für jeden behinderten Menschen, der auf diese Toiletten angewiesen ist, muss es mehr als beschämend sein, um einen Schlüssel zu betteln, wenn man eben mal dringend muss. Das, liebe Leute, ist diskriminierend, ja menschenverachtend. Dabei ist es egal, ob man diesen Schlüssel gar nicht besitzt, weil noch nicht beantragt. Oder ob man ihn einfach zu Hause vergessen hat. Kein Mensch sollte um die Benutzung einer Toilette betteln müssen – weder ein gesunder, noch ein behinderter.


9 Antworten zu “Beschämend: Erlebnisse einer Rollstuhlfahrerin, die in Waren nur mal kurz aufs WC musste”

  1. ABC sagt:

    DAS Ding schlägt ja dem Fass den Boden aus! Solch eine Schweinerei einem behinderten und hilfsbedürftigem Menschen anzutun, unmöglich. Manche Tiere haben mehr Mitgefühl als die Leute, die hier den Schlüssel verweigert und besoffen herumdiskutiert haben: Ein SCHÖNER TAG sollte das werden! Ich bin so fassungslos.
    Außerdem kann das so nicht ganz stimmen mit den Behinderten-WCs. Bin in Berlin schon öfter auf Behinderten- WCs gegangen, ganz normal. In Autobahn-Raststätten auch. Im früheren SKY-Markt in Waren war auch ein Behinderten-WC, normal zugänglich. Die sollen hier bloß keinen Schwachsinn erzählen von der Stadt. Immer schön die Leute abbügeln, wie Teflon. Wenn einer säuft, kann er von einem so edlen Klo auch nicht Pächter sein, das ist eine Zumutung. So jemand hat HILFSBEREIT zu sein! Wenn es solche besonderen Toiletten für z.B. Blinde gibt, dann müsste es in dem Falle auch eine Toilette geben für „nur“ gehunfähige Menschen. Für Hafenausbau, Steinmole, etc, sind Millionen über Millionen Euro da. Dann müsste das Geld eben mal für etwas Vernünftiges ausgegeben werden. Von so einem dämlichen Schlüssel aus Darmstadt habe ich noch nie etwas gehört und mein eigener Angehöriger war 1 1/2 Jahre lang auf den Rollstuhl angewiesen.
    Der versoffene Schlüsselinhaber kann sich freuen, dass die Frau nett war, die für ihre Mutter um den Schlüssel betteln musste.
    Wäre ich selbst in der Situation, könnte da auch schon mal eine volle Windel fliegen. Je verzweifelter man ist um sein geliebtes Elternteil … Ich höre jetzt auf. Der ganze Vorgang erscheint wie aus einem anderen Jahrhundert.

  2. Anton Nümus sagt:

    Schlimm das hier nicht jemand hilfsbereites den Schlüssel verwart. Es kann ja immer mal passieren das ein Gehandicapter seinen Schlüssel in der anderen Hose gelassen hat oder ungeplant ausser Haus ging und länger unterwegs war. Da muss es eine Alternative geben. In diesem Fall den Pächter.
    Die im öffentlichen Raum vorhandenen Behinderten-WCs sind eigentlich immer verschlossen und durch den Euro-Schlüssel zugänglich und das ist auch gut so. Man erinnere sich als Nicht-Behinderter an die ganzen öffentlichen WCs. Da geht man doch lieber an die nächste Birke. Als Rolli-Fahrer oder sonstwie Eingeschränkter ist man auf funktionsfähige und vor allem saubere Einrichtungen angewiesen. Ein „Normalo“ kann über der Schüssel schweben, funktionierender Beine sei Dank.
    Aber ich verstehe nicht warum nicht gleich mit der Feststellung einer Behinderung direkt solch ein Schlüssel an den Schlüsselbund gesteckt wird. Die Behörde die die Dokumente ausstellt könnte auch direkt den Schlüssel mitliefern. Papier in Form eines Ausweises ist geduldig, Stahl in Form eines Schlüssels ist hilfreich.
    Vielleicht bei der nächsten Vergabe des Pachtvertrages etwas genauer hinsehen wem man dort die Schlüsselgewalt überträgt. Zur Not gibt es doch einen Hafenmeister im städtischen Hafen. Vielleicht sollte man die Bedürfnisanstalt oder die Zugehörigtkeit dort ansiedeln. Für die Reinigung sollte ja wohl eine Fachfirma zuständig sein. Zumindest für das Behinderten-WC mit seinem erhöhten Hygiene-Anforderungen.

  3. Werner sagt:

    Wenn sich besagte Dame mal richtig um behinderte Personen und ihre Belange gekümmert hätte, würde Sie, was allgemein bekannt, wissen das man zur Benutzung von Behindertentoiletten einen Euroschlüssel benötigt. Man kann nämlich auf Flughäfen, Bahnhöfen und anderen öffentlich zugänglichen Behinderten WC’s sehen, welche Konsequenzen das für sie Sauberkeit hat. Weil auch die Toiletten im Bedarfsfall häufig auch von anderen Personen blockiert sind, die nur mal schnell die Schlange am Klo abkürzen wollten, finde ich den Euroschlüssel super. Ich hoffe besagt Warenerin hat mal was gelernt und kümmert sich mal für die Zukunft um entsprechenden Schlüssel. Dann steht einem entspannten Nachmittag nicht mehr im Weg. Aber ständig Anderen die Schuld an der eigenen Unzuläglichkeit geben, ist ja auch einfacher.

  4. Traurige Leserin sagt:

    Ich kann die Wut und Empörung der Tochter völlig verstehen.
    Jemanden den Toilettengang zu verwehren ist einfach nur unfassbar. Über den Pächter möchte ich erst gar
    nicht reden, einfach nur unmenschlich! Aber leider ist es nicht das erste Problem mit dieser angeblich „öffentlichen Toilette“. Dieses Toilettenhaus ist schon seit Jahren fast permanent geschlossen. Ich habe jahrelang am Hafen gearbeitet und es kamen immer viele Urlauber zu uns, weil dort nie auf war! Auch sämtliche Beschwerden an die Stadt hat nichts daran geändert… Scheinbar bis heute nicht!

  5. Petra sagt:

    … dass sich Menschen heutzutage immer gleich ungebührlich und unpassend miteinander unterhalten, ist fast schon alltäglich. Mir scheint aber die wichtigste Frage unbeantwortet: hat die Verwaltung für das öffentliche WC eine klare Hinweistafel o.ä. angebracht, wo man notfalls einen Ersatzschlüssel bekommt ?
    Wie hätte sich ein Rollstuhlfaher ohne Begleitung in diesem Fall helfen können?

  6. Simon Simson sagt:

    Die Entwicklung, als Service das zu benennen, wenn sich der Mensch durch scharfes Vorausdenken selber hilft, hat Konsequenzen. Mag sein, Werner, dass die Dame, die ein akutes Problem hatte, zuvor etwas versäumte. Mag sein, dass die Tochter entnervt war. Vielleicht haben sich die Damen auch nur verheddert in „Berechtigt zum Kauf (bei einem Verein!!!) eines Euroschlüssels sind behinderte Personen, die in Ihrem Schwerbehindertenausweis entweder – unabhängig vom Grad der Behinderung – eines der Merkzeichen aG, B, H, Bl eingetragen haben oder das Merkzeichen G und einen Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 70 eingetragen haben. Haben auch Sie zwischendurch Luft holen müssen? Toller Service! Die Politiker labern vom sozialen Zusammenhalt und von Werten. Aber was haben wir für Werte? Meistens beschränken sich die Gemeinsamkeiten darauf, dass jeder möglichst viel auf seine Seite bringt. Das gilt auch für die Stadtverwaltung, Pächter von Toiletten, Darmstadter wie für alle Vereinsmeier. Unser einziger gemeinsamer Wert ist Kapital. Nur das ist ein Wert. Man kann es in Geldbeträgen lediglich quantitativ ausdrücken. Nur mit der Möglichkeit, Geld in Kapital umzuwandeln, haben die bedruckten Zettel vermeintlich auch einen Wert. Alles andere ist tückisches Gelaber, tückisch, weil mit dem selben Ziel. Deshalb wird es niemanden geben, der hilft. Automaten, die man selber bedienen muss, gibt es auch nur, wenn sie sich rechnen. Das trifft auch für die Toiletten zu. Gibt es einen Förderbescheid, wird das Geld in Kapital umgewandelt, ausgegeben. Da solche öffentlichen Einrichtungen sich kaum rechnen, darf danach alles zuschanden geritten werden. Schlüssel bei jemandem hinterlegen, der gutwillig ist? Wenn niemand daran verdient wird das nicht passieren. Kleiner Test: Wer es tun will, möge es hier kundtun. Übrigens: Ich wohne mehrere km davon entfernt. Das ist aber auch noch nicht ganz ehrlich. Selbst wenn es kürzer wäre, ohne was dafür zu bekommen, hätte ich auch keine Lust, nachts aus dem Bett geklingelt zu werden. Es wird wohl dabei bleiben, bis es wieder Fördergeld für ein neues Etablissement gibt. Bis dahin helfen Hundekotbeutel weiter. Die gibt es am Amtsbrink gratis und das auch nur aus einem Grund.

  7. ABC sagt:

    @Werner. Ihren Kommentar finde ich etwas abschätzig, ja fast abwatschend der Tochter gegenüber, die verzweifelt versuchte, ihrer Mutti zu helfen. Wie man lesen kann, holte sie ihre Mutti aus einer Pflegeeinrichtung ab, wo sich ja rundum um die Bewohner gekümmert wird und Behindertentoiletten selbstverständlich und ohne Schlüssel und Pin mit Tan und so Zeugs zugänglich sind. Jeder weiß doch wie lange es dauert, bis man vom Versorgungsamt überhaupt den Nachweis für den Behindertenstatus bekommt.
    Die Tochter hat sich sehr um die Mutti gekümmert, indem sie ihr grundsätzlich mit der Pflegeeinrichtung eine sehr gute und fachgerechte Pflegeversorgung verschaffte. Ich kann mir gut vorstellen, wie sich die Tochter abgehetzt und die Zeit für diesen Ausflug zusammengekratzt hat, damit die Mutti zusätzlich und individuell etwas Schönes hat. Schon den Rollstuhl so weit durch die Gegend zu schieben ist eine Leistung. Im Gegensatz zu Männern übernehmen Frauen in unserer Gesellschaft einen riesigen Anteil an Pflege-und Sorgearbeit. Sicher muss die Tochter auch arbeiten, hat Mann, Kinder, den Haushalt und Enkelkinder und vielleicht sogar eine weitere kranke Person zu versorgen. Dieser Frau Unzulänglichkeit zu unterstellen, ist ziemlich borniert und auch etwas niederträchtig. Hoffentlich kommt man Ihnen nicht einmal auf diese Art, dann hätten nämlich Sie mal was gelernt.

  8. Stefan sagt:

    Ich kenne den Pächter nicht, aber wenn jemand bereits eine halbe Stunde nach einem Toilettenschlüssel sucht, besonders wenn es für eine geliebte Person ist, welche zusehends mehr unter der Situation leidet, dann ist „aufgebracht“ die logische emotionale Reaktion und die holt man nicht mit unnötigen Hinweisen und Diskurs, wie hier einwandfrei durch Werner demonstriert, ab, sondern durch Emphatie.

    Gerade alternde Herren, welche bei jeder Gelegenheit an der Landstraße anhalten, um sich einen halben Schritt neben ihrem Wagen zu erleichtern, müssen sich hier als Moralapostel aufspielen.
    Wie schon mehrfach geschrieben, kann solch ein Schlüssel auch einfach vergessen werden.
    Und dann? Selbst Schuld?
    Denken Sie doch beim nächsten Freilandurinieren einfach, dass Ihnen das jetzt physisch nicht möglich wäre, oder jemand es verweigern würde – ein bisschen Mitgefühl schadet nicht und wer weiß, vielleicht sind auch Sie einmal in der Situation auf Hilfe und einen Schlüssel angewiesen zu sein.

  9. Jolefant sagt:

    sehr geehrtes redaktionsteam!

    zunächst einmal fündig ist wichtig und gut, dass Sie dieses wichtige Thema aufgegriffen haben. ich selber gehöre zum Mütze Kreis des Euro schlüssel verwenden darf und kann. genau, wie von der Verwaltung aufgelistet, unterstütze ich auch das Argument, dass diesen Schlüssel nicht ohne Prüfung jeder bekommen sollte.

    Menschen mit körperlicher beeinträchtigung, die im Rollstuhl sitzen müssen. zum Beispiel auch auf dem Klo sitzen können. im Zweifel, wenn diese verunreinigt ist, nicht sich grob darüber haben. blinde Menschen müssen alles abpassen. daher ist es grundsätzlich richtig den nutzerkreis klein zu halten.

    was mit zwar barrierefrei gebauten Toiletten, die danach aber jeder nutzen kann, passieren kann, sehen wir zu genüge, z.b bei den automatisch reinigenden Berliner Toiletten. diese benutzt man als Betroffene nur äusserst ungern. da zwar der toilettensitz automatisch gereinigt, wird aber nichts anderes mehr in der Toilette.

    gleichwohl aber einige Fragen auf die man neu durchdenken müsste, auch wenn ich die geschilderte Situation, da der Schlüssel am Ende beschafft werden konnte, nicht als komplette Schweinerei bezeichnen würde. da habe ich schon deutlich schlimmere Geschichten auch medial gelesen.

    1. wie bereits von Vorrednern angemerkt, ist die Notwendigste Pflicht eine Kennzeichnung mit genauer Wegbeschreibung, wo im Notfall ein solcher Schlüssel zu erhalten ist.
    2. der euroschlüssel ist eine hervorragende Möglichkeit der letzten 30 bis 40 Jahre für einen speziell betroffenen nutzerkreis Räumlichkeiten zugänglich zu machen. jedoch zeigt die Eltern der Gesellschaft und nicht. jeder davon hat eine schwerbehinderung, dass hier ein nachsteuerungsbedarf besteht. alte betagte Leute fallen mitunter zu oft nicht in die Voraussetzungen an einen euroschlüssel zu kommen, obwohl die Notwendigkeit offensichtlich da ist. dies beschreibt auch ihr Artikel und ist eine Frage, der man sich zuwenden sollte.
    3. Dinge mit einem euroschlüssel zu öffnen ist nicht für alle Menschen mit Behinderung, die optimale voraus ganzlage, da es durchaus ein gewisses motorisches Geschick erfordert, ob man den Schlüssel und wo er rein zu stecken ist, immer erst einmal finden muss. oft muss man die schweren Türen dann auch von Hand öffnen. dies ist bei weitem nicht allen betroffenen selbstbestimmt möglich. hier könnte perspektivisch einmal überlegt werden. z.b mit einer App, derartige Dinge auch zu digitalisieren und so mehrere zugangswege zu öffnen. das auch das geprüft und nicht automatisch für jeden zugänglich sein muss. zeigen die blinden hörbüchereien, die es mittlerweile auch für Android und Apple gibt. gleichwohl sollten diese Systeme sich aber nicht gegenseitig ablösen, sondern auf die nächsten 1-3. Jahrzehnte gedacht sich zunächst einmal ergänzen.
    4. die Stadt sollte den Pächter eindeutig sensibilisieren, um ihn auf die speziellen Bedürfnisse Betroffene r besser vorzubereiten, es kann so viele Gründe geben, warum man den Schlüssel gerade nicht griffbereit hat, dass die Aussage an jeder Betroffene hat den immer schon schlichtweg von null reflektionsvermögen zeigt. hier hätte ich von Gemeinde Statement noch etwas mehr erwartet. gleichwohl muss sich natürlich niemand beleidigen lassen, wobei man hier die Messlatte auch nicht zu niedrig hängen darf. denn wenn ich als betroffener 40 Minuten nach einem Schlüssel suchen müsste, wäre ich auch kräftemässig und nervlich am Ende.

    zuletzt noch einen Hinweis an sie: auch an der barrierefreiheit ihrer kommentarfunktion besteht dringender Nachholbedarf. es ist nicht zeitgemäss, dass man nur optisch ein Kennwort eingeben muss und sich als sehbehindert oder blinde Person erst jemanden suchen muss, der dieses vorliest. welche der Tat wenn auch zu Recht Kritik an zu wenig barrierefreiheit übt sollte auch im eigenen Haus damit anfangen. ich wurde mich freuen, wenn ihre kommentarfunktionen absehbarer Zeit deutlich barriereärmer wird.

    beste Grüße

    jolefant