Bewährungsstrafe nach Unfall mit drei Toten auf der A24

27. April 2024

Es war ein schrecklicher Unfall auf der A24 bei Wittenburg am 8. März 2019 – Drei Menschen kamen ums Leben – zwei von ihnen aus der Region Malchow. Gestern ist der Prozess gegen einen Lkw-Fahrer aus Polen zu Ende gegangen. Er wurde vom Amtsgericht Ludwigslust wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu zwei Jahren Haft, ausgesetzt auf drei Jahre Bewährung, verurteilt. Ein Strafmaß, das auch für die Nebenkläger in Ordnung geht. „Wenn man die Umstände betrachtet, ist das Urteil nicht zu beanstanden“, so die Warener Anwältin Katja Schade nach der Verkündung gegenüber „Wir sind Müritzer“. Sie hat eine Frau aus Malchow vertreten, die bei dem Unfall ihren einzigen Sohn und dessen Bekannte verloren und selbst sehr schwere Verletzungen erlitten hat.
Und das war passiert:

Der heute 43 Jahre alte polnische Lkw-Fahrer war auf der A 24 in Richtung Berlin unterwegs. Er transportierte Ferkel. In der Nähe von Wittenburg kam er von der Fahrbahn ab, prallte gegen die Leitplanken, verriss das Steuer, kippte um und blockierte beide Fahrspuren. Damit nahm das Unheil seinen Lauf. Das umgestürzte Fahrzeug war nahezu unbeleuchtet. Der Fahrer bliebt zwar unverletzt, doch in den liegenden Laster krachte ein anderer Lkw, dessen 64 Jahre alter Fahrer aus Stavenhagen starb.

Dann konnte ein 26 Jahre alter Mann aus der Region Malchow mit seinem Pkw nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr regelrecht unter einen der Lkw. Er und seine 36 Jahre alte Begleiterin hatten keine Chance. Die 53 Jahre alte Mutter des Fahrers, die hinten saß, kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.

Als Ursache für seine Kollision mit der Leitplanke hatte der polnische Fahrer zunächst von einer Windböe gesprochen. Beim Prozess gab er aber zu, Ecstasy genommen zu haben. Nicht, weil er drogenabhängig ist, sondern weil er dem Arbeitsdruck mit langen Fahrten standhalten wollte. „Ein normaler Sekundenschlaf kündigt sich meistens an. Wenn die Wirkung der Aufputschmittel aber , ist das anders. Dann kann es passieren, dass man schlagartig einnickt. Und genau das ist hier wohl passiert“, schildert Anwältin Katja Schade (Foto links). 

Ein einziger Fehler also im Leben des 43-jährigen Vaters von zwei Kinder mit verheerenden Auswirkungen. Während des Prozesses mit insgesamt vier Verhandlungstagen, der nach Angaben der Warener Anwältin emotional, aber sehr ruhig verlaufen ist, entschuldigte sich der Angeklagte mehrfach bei den Angehörigen. Er würde alles dafür tun, um das wieder rückgängig zu machen, soll er erklärt haben. Die Angehörigen des 64 Jahre alten Lkw-Fahrers, der bei dem Unfall gestorben ist, haben am Ende des Prozesses erklärt, dass sie kein Interesse daran haben, dass der polnische Fahrer ins Gefängnis muss.

Es war für das Gericht eine schwierige Entscheidung, zumal die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten gefordert hat. Damit wäre eine Bewährung nicht mehr möglich gewesen. Doch letztendlich kam es zum Bewährungs-Urteil, das der Angeklagte noch vor Ort akzeptierte. Ob die Staatsanwaltschaft ebenfalls mit dem Urteil Leben kann, ist noch nicht klar.

Fotos Unfall: Susan Ebel


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