Drei Jahre und drei Monate Haft für Internetbetrug mit Hausbooten

10. Juni 2022

Fast genau ein Jahr nach den Hausboot-Betrügereien, die auch an der Müritz stattgefunden haben (WsM berichtete), ist das erste Urteil gefallen. Das Landgericht Neubrandenburg verhängte gestern 39 Monate Haft gegen einen 43-jährigen Mann. Er sei des gemeinschaftlichen gewerblichen Betruges schuldig, hieß es. Der Kölner ohne Berufsabschluss, aber zeitweise in einem Callcenter als Mann für „Dialogmarketing“ tätig, hatte bereits einiges auf dem Kerbholz. Das waren meist aber geringere Betrügereien wie vorgetäuschten Handy- oder Fritz-Box-Verkäufe, wo er auch nur Geld kassierte und dann untertauchte.

Er und sein Komplize waren 2021 zeitweise  in Portugal, wo beide erst nicht gefasst werden konnten. Bis Ende 2021 in Nordrhein-Westfalen die Handschellen bei dem 43-Jährigen klickten, als er in Köln am Flughafen angekommen war.

Nun wolle er sein Leben wirklich endlich ändern, sagte er vor Gericht und legte ein umfassendes Geständnis ab. Damit war klar, der 43-Jährige hat mit einem Kumpan, den er im Knast kennengelernt hatte, in 135 Fällen Leute hereingelegt, die ihren verdienten Urlaub machen wollten. Der 43-Jährige soll der „Laufbursche“ mit 30 Prozent Gewinnbeteiligung gewesen sein, sein 39 Jahre alter Bekannter – der IT-Fachmann – der Haupttäter mit 70 Prozent.

Von den 135 Betrugsfällen entfielen allein 67 Fälle mit einem Schaden von 44 000 Euro auf die bekannte falsche Hausboot-Internetseite, die auch einen Anlaufpunkt in Waren angab. Das alles kam innerhalb eines Monats zusammen. In Waren war aber niemand. Nur das Geld , also die Anzahlungen zwischen 220 und 1572 Euro,  wurden vorher einkassiert.

Kaum war die Polizei eingeschaltet und hatte die eine Betrugs-Internetseite abschalten lassen, gab es eine neue Seite. Bis Dezember 2021 sechs verschiedene Seiten. Dabei wurden Ferienwohnungen, aber auch Alm- und Berghütten angepriesen, obwohl die Männer gar nicht darüber verfügten.

Mit dem Urteil blieb das Landgericht knapp unter der Forderung des Anklägers, der drei Jahre und fünf Monate Haft gefordert hatte. Der Anwalt des Kölners wollte nur drei Jahre Haft. Das Landgericht hielt dem Mann vor allem zu Gute, dass das Verfahren durch das Geständnis stark abgekürzt wurde. Und er soll auch noch als Zeuge aussagen.

Dannm wenn  der IT-Fachmann und Komplize in Neubrandenburg vor Gericht kommt. Dieser war kürzlich von Zielfahndern in Belgien gefasst worden – auch durch das Geständnis.  Dort hatte der Mann seine „Geldquelle“ schon wieder angeworfen: Er hatte die Fake-Seite „mein ferienhausurlaub.de“ an den Start gebracht, mit einem neuen Komplizen.

Foto: Felix Gadewolz


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