Ein Medikament, eine Online-Apotheke – aber zwei Preise

2. Dezember 2023

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat erhebliche Preisunterschiede bei rezeptfreien Medikamenten in ein und denselben Online-Apotheken festgestellt. Demnach können Verbraucher bei Bestellungen, die über Preissuchmaschinen zustande kommen, signifikant sparen. Beim Direktkauf auf der Internetseite der jeweiligen Online-Apotheke sind die Produkte meistens deutlich teurer. Ob Schmerzmittel, Nasenspray, Hustensaft oder Vitaminpräparat, in der Stichprobe haben sich die Verbraucherschützer 20 gängige Erkältungsprodukte in 15 Online-Apotheken genauer angeschaut.

Fiebersaft bis zu 66 Prozent teurer

Der durchschnittliche Preisunterschied zwischen auf Vergleichsportalen gelisteten und direkt im Shop der Online-Apotheke angebotenen Medikamenten betrug 33 Prozent. Insgesamt kosteten die 20 Erkältungsprodukte der Stichprobe beim Direktkauf über 50 Euro mehr.

Mit 66 Prozent war der Preisaufschlag beim Fiebersaft Ibuflam von Zentiva besonders groß. Für das Produkt waren nach direkter Suche auf zurrose.de 7,19 Euro zu zahlen, beim Zugang über das Vergleichsportal Idealo hingegen nur 4,32 Euro. 60 Prozent mehr verlangte apodiscounter.de für Schmerztabletten von Ratiopharm, die via Google Shopping 2,99 Euro kosteten, auf der Website der Apotheke direkt aber 4,79 Euro. 11,58 Euro statt 7,75 Euro wollte die bodfeld-apotheke.com für Boxagrippal Erkältungstabletten im eigenen Online-Shop und damit 49 Prozent mehr als für das Angebot auf Bing Shopping.

Gestaffelter Preisnachlass für ausgewählte Medikamente

Anders als bei verschreibungspflichtigen Medikamenten dürfen Apotheken die Preise bei rezeptfreien Produkten selbst bestimmen. Viele Online-Apotheken buhlen mit Sonderpreisen und Rabatten um neue Kundschaft. „ Zwar waren 15 der 20 Artikel unserer Stichprobe auch nach einer direkten Suche in der jeweiligen Online-Apotheke mit einem Preisnachlass gekennzeichnet, allerdings fiel dieser geringer aus als auf den Preisvergleichsportalen“, berichtet Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Mit spezieller Software für ihre Online-Shops können Apotheken den Preis für ein und dasselbe Produkt variieren. Besonders preissensible Kunden, die Vergleichsportale nutzen, bekommen rezeptfreie Medikamente dann zum günstigeren Preis angezeigt. Wird das benötigte Produkt direkt in der Online-Apotheke aufgerufen, ist es in der Regel teurer. Ausschlaggebend für die Höhe des Preises ist der Zugangsweg.

„Transparent ist das für Verbraucher nicht. Wer vermutet schon, dass es im Shop einer Online-Apotheke verschiedene Preise für ein und dasselbe Produkt gibt“, ärgert sich die Verbraucherschützerin. „Die Suche nach günstigen Angeboten wird so noch aufwendiger.“

Vergleichsportale liefern keine vollständige Marktübersicht

So wie im Falle der überprüften Medikamente können Vergleichsportale laut Rehberg grundsätzlich helfen, Geld zu sparen. Eine vollständige Marktübersicht erhalte man über die Preissuchmaschinen jedoch nicht. „Möglicherweise ist das Erkältungsmittel in einer anderen, nicht gelisteten Online-Apotheke oder beim Apotheker um die Ecke noch preiswerter“, gibt Rehberg zu bedenken.

Hinweis: Die ausführlichen Ergebnisse der Stichprobe mit allen überprüften Medikamenten, Online-Shops und Vergleichsportalen sind veröffentlicht auf der Internetseite der Verbraucherzentrale Hamburg unter: www.vzhh.de/preise-online-apotheke


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