Ein satirischer Silvester-Artikel
Seit Wochen grübeln wir Abend für Abend, ohne aber wirklich zu einem Ergebnis zu kommen. Das Thema ist einfach zu komplex, Zusammenhänge nur schwer zu erkennen, wahrscheinlich sind sogar fiese Geheimdienste und hochmoderne Abhörtechniken im Spiel.
Es geht um den gemeinen Regenwurm. Und es geht um den Warener Stadtvertreter Toralf Schnur. Tja, werden sich jetzt viele Leser fragen, was hat denn der Herr Schnur mit dem Regenwurm zu tun. Und genau das ist die Frage, die uns seit Wochen beschäftigt. Und das kam so.
Der FDP-Politiker, der ja schon zwei Jahre hintereinander schwere Wahlschlappen wegstecken musste, ist nämlich ein König. Nicht, was seine Wählerstimmen angeht. Nein, der 39-Jährige ist unangefochtener Anfragen-König in Waren. Eine Krone gibt’s dafür allerdings nicht, höchstens ein Augenrollen mehr, was den Liberalen aber eher vergnügt als stört.
Pro Stadtvertreter-Sitzung erfreut er die Verwaltung mit durchschnittlich zehn Anfragen, fein untergliedert in a, b, c, d, e, f, usw. und auch zwischendurch zeigt er sich ganz wissbegierig. Wir wollten es den ohnehin schon geplagten Behörden-Mitarbeitern nicht zumuten, alle Anfragen des FDP-Mannes durchzuzählen, aber wir gehen einfach mal davon aus, dass die Zahl seiner Auskunftsbegehren im guten dreistelligen Bereich liegt.
Wohl gemerkt: Alles legitim. Nur passen diese Massen-Anfragen nicht so recht zu den sonstigen Forderungen des „Königs“. Denn der will seit Jahren, dass die Verwaltung noch mehr Personal einspart. Und da beißt sich die Katze, nein der Regenwurm, doch glatt in den Schwanz. Denn um die vielen, vielen Fragen des Herrn Stadtvertreter zu beantworten, ist schon fast eine Neuanstellung nötig.
Doch was hat das wiederum mit dem gemeinen Regenwurm zu tun? Dieses kriechende Lebewesen ist bekanntlich zahnlos, was man von Herrn Schnur nun wirklich nicht behaupten kann. Der Regenwurm hat keine Gliedmaßen, der FDP-Mann schon. Der Regenwurm kann das 60-fache seines Gewichtes stemmen, was wir Herrn Schnur auch bei noch so viel Phantasie nicht zutrauen. Der Regenwurm ist tüchtig, Herr Schnur…. Und der Regenwurm fällt in einen monatelangen Winterschlaf, was sich wahrscheinlich viele Stadtvertreter und Verwaltungsmitarbeiter auch von Herrn Schnur wünschen. Bislang aber vergebens.
Und dennoch, es gibt einen Zusammenhang, zwischen Herrn Schnur, dem Regenwurm und den vielen, vielen Anfragen. Denn da „krabbelte“ im Oktober eine Anfrage auf die Stadt zu, die es wirklich in sich hatte, von Bürgermeister Norbert Möller wahrscheinlich sofort als absolut dringend eingestuft und unter konsequenter Geheimhaltung und dem verschlüsselten Codewort „Würmchen“ bevorzugt beantwortet wurde.
Um die Stadt Waren weiter voranzubringen, sie für die Zukunft stark zu machen sowie ihren Einwohnern ein angenehmes Leben zu ermöglichen, wollte der streitbare Stadtvertreter nämlich wissen, ob man lebende Tiere, wie zum Beispiel Regenwürmer, von städtischen Grundstücken entnehmen darf. Was für eine Frage! Warum ist da vor ihm noch niemand ‚drauf gekommen? Schließlich geht’s hier um ein hochbrisantes Thema.
Und natürlich hatte auch diese Anfrage wieder a und b. Denn mit einer einfachen Antwort gibt sich der Mann von der FDP – ja, die Partei existiert noch – nicht zufrieden. Vielmehr möchte der als leidenschaftlicher Berufsangler bekannte Hobby-Politiker gleich noch wissen, auf welcher Rechtsgrundlage man lebende Tiere von städtischen Grundstücken entnehmen darf und welche Bußgelder drohen, falls es verboten ist und vor allem, wer das alles kontrolliert. Peng!
Genau, Herr Schnur, wir brauchen dringend weitere Mitarbeiter des Ordnungsamtes, die in geheimer Mission, ausgestattet mit Funk, Handys, Nachtsichtgeräten und NSA-Abhörtechnik Nacht für Nacht und Tag für Tag auf der Suche nach Regenwurmdieben sind! Man stelle sich nur vor, da brennt einer mit so einem Regenwurm durch!
Der Bürgermeister hat das Anliegen des Herrn Schnur – wie alle anderen auch – natürlich sehr ernst genommen und unter anderem geantwortet: „Was nicht verboten ist, ist erlaubt.“ Mit einer Einschränkung: Städtische Grünanlagen sollten Regenwurm-Freunde nicht unbedingt umpflügen!
Und die Moral von der Geschicht: Der Regenwurm ist krumm und manche Anfragen des Toralf Schnur einfach nur… (Reime fanden wir schon immer blöd!)
Ich bin dafür alle Regenwürmer mit GPS auszustatten und durchzunummerieren, um sie lokalisierbar zu machen und deren Anzahl zu kontrollieren. Mit Einverständnis der Regenwürmer könnten diese dann auch entweder per W-LAN oder Bluetooth fernsteuerbar gemacht werden, um das furchtbar aussehende Gebuddel zu unterbinden, welches die Vorgärten und Rasen zerschandelt. Das erspart Zank zwischen Grundstückseigentümern auf denen sich die Regenwürmer befinden und den potentiellen „Bedarfsträger“ wie Angler oder Gourmets. Selbstverständlich dürfen nur eine gewisse Anzahl von Regenwürmern „geerntet“ werden. Der Mehrbedarf sollte rigoros besteuert werden.
Selbstverständlich müssen alle Regenwürmer nach Länge, Farbe, Gewicht und Geschmack klassifiziert werden. Des Wachstums wegen alle 7 Tage. Das schafft Arbeitsplätze in der Verwaltung und bringt damit klasse Einnahmen in die Stadtkasse.
Da wäre nur das Problem mit den Maulwürfen. Wie könnte man diesen Buddelflinks beibringen, klassifizierte Regenwürmer zu begehren. Bei ungenehmigten Verspeisen eines Regenwurmes sollte eine treffende Bestrafung nicht ausbleiben. Auch da hätte ich schon eine Idee.
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Wir verneigen uns vor den städtischen Regenwürmern und stimmen mit den Gedanken des vorstehenden Kommentator’s voll und ganz überein. Die bedeutungsvollen Themen und Diskusionsbeiträge des FDP – Ratsherrn kommen in schöner Regelmäßigkeit und in ganzer Fülle über uns. Endlos, gnadenlos und wie an der Schnur gezogen. Waren wäre ärmer ohne diesen selbstgekrönten König der Regenwürmer. Wir verneigen uns!
HP.S.