Es bleibt dabei: Fischverarbeitung bei Friedrichs in Waren endet

26. März 2022

In wenigen Tagen, am 31. März, geht an der Müritz ein Stück Tradition verloren. Wie „Wir sind Müritzer“ vom Hamburger Fisch-Feinkostunternehmen Gottfried Friedrichs KG erfuhr, haben auch die jüngsten politischen Entwicklungen nichts daran geändert, dass der Standort in Waren-West aufgegeben wird. Künftig werden die vielen Lachse und Forellen, die über Jahrzehnte an der Müritz verarbeitet und verpackt wurden – vorher hieß es Neptun Feinkost – in einem polnischen Werk verarbeitet (WsM berichtete).

Auch wenn die Fischerei Müritz-Plau ihr Angebot in Eldenburg immer weiter ausbaut – so soll das Fisch-Kaufhaus deutlich erweitert werden – dürften nicht alle der 120 Frauen und Männer von Friedrichs dort eine neue Arbeit finden. Das Problem ist, dass vor dem Fischverarbeiter aus Hamburg bereits die Fleischverarbeitung (Nölke) in Waren sowie das Müritz-Hotel in Klink geschlossen hatten, was einen Verlust von insgesamt mehr als 340 Arbeitsplätzen bedeutet. Zu großen Teilen waren Frauen dort tätig.

Die Schließung der Fischverarbeitung hatte Friedrichs bereits 2020 angekündigt. Von den damals 370 Mitarbeitern entfielen 170 auf das polnische Werk bei Stettin, 120 auf Waren und 80 auf Hamburg. Inwieweit die Produktionsverlagerung nach Polen dort neue Arbeitsplätze bedeutete, ist nicht bekannt. Besonders enttäuscht von den Plänen hatte sich damals Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) gezeigt. Der 63-Jährige und mit fast 24 Jahren Erfahrung auch dienstälteste Fachminister in Deutschland hatte sich 2004 vehement für die Ansiedlung der Hamburger in Waren  eingesetzt, was auch zehn Millionen Euro an Förderung bedeutete.

Doch alle Kritik half nichts. Etwa zwei Millionen Euro vereinbarten Friedrichs und der Betriebsrat mit Hilfe der Gewerkschaft NGG noch für einen Sozialplan, so dass die größten Härten etwas abgefedert wurden. Das Argument, dass wegen der hohen Kosten das gesamte Unternehmen ansonsten gefährdet war, konnte niemand widerlegen.  So liegt der Lohn in Polen in der Branche etwa bei 40 Prozent des deutschen Niveaus, die Energiekosten sollen nur bei zwei Drittel der Kosten von Deutschland liegen. Und außerdem wurde in Polen auch die Mehrwertsteuer stark gesenkt, was sich bei Lebensmittel- und Kraftstoffpreisen bemerkbar macht.


5 Antworten zu “Es bleibt dabei: Fischverarbeitung bei Friedrichs in Waren endet”

  1. Priem sagt:

    Das ist wieder mal ein gutes Beispiel. Erst Fördergelder mitnehmen und dann dicht machen. Am besten dann den Fisch verpackt wieder teuer in Deutschland verkaufen.
    Die Firma sollte die Födergelder zurückzahlen müssen. Dafür werden unsere Steuergelder und solibeiträge verschleudert.

  2. XY sagt:

    Vertraglich sichern das erhaltene Förderung (Steuergelder) bei Umsiedlung sofort zurück gezahlt werden müssen.

  3. harry0606 sagt:

    https://www.gottfried-friedrichs.de/

    Anschliessend wird das Zeug mit billigem Polen-Diesel natürlich CO2 neutral nach D gebracht und teurer verkauft.

  4. Rudi sagt:

    „Vertraglich sichern das erhaltene Förderung (Steuergelder) bei Umsiedlung sofort zurück gezahlt werden müssen.“

    Das gibt es ja schon, aber der Fördergeldempfänger (Firma) muss nur eine gewisse Zeit überdauern und dann muss das Fördergeld nicht mehr zurückgezahlt werden.
    Wäre ja auch unsinnig bis in die Unendlichkeit die Fördergelder, bei Schließung des Betriebes, wieder zurückzahlen zu müssen.

    Aber ja, im Einzelfall kann man da schon mal über das Verhalten einiger Unternehmen streiten.

  5. Birgit Krüger sagt:

    Immer wieder die gleiche Masche. Erst die Fördergelder kassieren und dann alles dicht machen und ins Nachbarland ziehen wo alles günstiger produziert wird. So ist es mit den Werften auch. Die Leute die hier im Osten für weniger Lohn als im Westen gearbeitet haben interessiert sich niemand. Ich wette es wurde wie immer nur der Mindestlohn gezahlt. Wir werden doch hier schon seit über 30 Jahren beschissen. Die Wessis kassieren die grossen Gehälter und wir arbeiten unter dem Lonhdamping. Es ist einfach widerlich. Hier wird sich nie etwas ändern und der Mindeslohn von 12 Euro ist ein Hohn.