Geldautomaten „spucken“ nachts bald kein Geld mehr aus

22. November 2023

Es vergeht derzeit fast keine Woche ohne Polizeimeldungen über Sprengungen von Geldautomaten. Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden immer wieder Automaten in die Luft gejagt, zuletzt in einem Einkaufscenter in Broderstorf  bei Rostock. Zahlreiche Banken in Deutschland haben deshalb zusätzlich zu den ohnehin schon hohen Sicherheitsmaßnahmen weitere Vorkehrungen getroffen. Unter anderem schließen viele Selbstbedienungscenter nachts inzwischen. Auch die Müritz-Sparkasse als größtes Geldinstitut der Region geht dazu über. Die Malchower Sparkassen-Kunden können bereits seit einiger Zeit von 22 bis 5 Uhr kein Geld mehr abholen. Auch in Waren ist das schon in Kürze geplant. Und noch mehr.

Wie die Vorstandsvorsitzende der Müritz-Sparkasse, Andrea Perlick, gestern Abend auf Nachfrage von „Wir sind Müritzer“ bestätigte, sollen Selbstbedienungscenter, die in bewohnten Häusern untergebracht sind, ab 1. Dezember ebenfalls von 22 bis 5 Uhr schließen. „Dabei geht es zum einen darum, Sprengungen von Automaten zu verhindern, aber wir möchten und müssen die Menschen, die in diesen Häusern wohnen auch schützten“, so Andrea Perlick. In Deutschland seien im vergangenen Jahr fast 500 Geldautomaten gesprengt worden. „Das ist leider die neue Art der Banküberfälle. Und darauf müssen wir reagieren. Wir haben zwar hohe Sicherheitsvorkehrungen, aber wir wollen sie weiter verstärken“, erklärte die Vorstandschefin der Müritz-Sparkasse.

Die nächtliche Schließung der Selbstbedienungscenter sei nur ein erster Schritt. Denn Auswertungen hätten gezeigt, dass in der Müritz-Region nach 22 Uhr kaum noch jemand Geld abhebt. „Auch nicht im Sommer, wenn viele Touristen in der Region sind“, so Andrea Perlick. Die nächtliche Schließung habe man so eingerichtet, dass Menschen, die zur Arbeit fahren, morgens noch die Chance haben, an Geld zu kommen, denn geöffnet werde bereits um 5 Uhr. 

Darüber hinaus möchte die Müritz-Sparkasse die Geldautomaten, die in bewohnten Häusern stehen, aus diesen Gebäuden heraus nehmen. Deshalb habe man bereits bei der Stadt angefragt, ob kleine Flächen angemietet werden können. „Dort würden wir dann Pavillons aus Stahlbeton aufstellen, wie sie bereits in vielen Städten Deutschlands genutzt werden. Die seien sprengsicher, und auch Vandalen hätten keine Chance mehr. Denn mit der Zerstörungswut einiger Mitbürger habe die Müritz-Sparkasse ebenfalls regelmäßig zu kämpfen. Da werden Sauf-Orgien in den Selbstbedienungscentern gefeiert, Wände beschmiert, Kameras zertrümmert, Automaten beschädigt und Heizungen mit Toiletten verwechselt, um nur einige unappetitliche Beispiele zu nennen.

Das Aufstellen der Pavillons hat nach Auskunft der Vorstandschefin aber nicht zur Folge, dass Filialen geschlossen werden. Derzeit beraten Sparkassen-Mitarbeiter in sieben Filialen – Malchow, Penzlin, Röbel, Rechlin und Waren (3). Daran wolle man auch gar nicht rütteln, im Gegenteil, die Sparkasse investiere in die Modernisierung ihrer Zweigstellen, wie derzeit in Röbel.


7 Antworten zu “Geldautomaten „spucken“ nachts bald kein Geld mehr aus”

  1. Peter Sohr sagt:

    Wichtig ist aber dennoch, das Geldeinzahlungen und Selbstbuchungen an Terminals weiterhin ermöglich werden.
    Es kann nicht sein, das so wie in jüngster Vergangenheit oft genug weder Buchungen noch Einzahlungen insbesondere in der Filiale Waren West technisch und praktisch unmöglich sind. Getoppt wird dann die Erkenntnis, das selbst bei geöffneter Filiale weder Bareinzahlungen am Terminal, noch direkt am Schalter mit einem Mitarbeiter möglich sind. Da fragt man sich dann ernsthaft, wozu noch üppige Kontoführungsgebühren verlangt werden, wenn weder vollumfänglich Leistungen, noch ein üblicher Service erbracht werden. Man nimmt ja schon faktisch den Mitarbeitern mit eigenständigen Buchungen und anderen selbst erbrachten Leistungen einen Großteil der Arbeit ab. Das reine blanke Vorhalten einer Filiale gerechtfertigt kaum die derzeitigen Kontoführungsgebühren. Nahezu Alternativlos bleibt bei fast vorhandener Monopolstellung dem Einzahler aber schon fast nichts Anderes übrig, als hier in den sauren Apfel zu beißen. Womöglich wird hier zunehmend auf eine schleichende Bargeldentwöhnung durch die Hintertür abgezielt.
    Das Stahlbeton-Pavillons nicht für einen Null-Tarif betrieben werden können, sollte klar sein. Der Sparkassenkunde wird es umgehend schon mit seinen Kontoführungsgebühren step-by-step begleichen.

  2. Wanders Jürgen sagt:

    Das Problem könnte man ganz einfach gelöst werden.
    man müßte die Banken in den Nachtstunden mehr durch unsere Polizei überwachen. Es kann ja nicht sein das Kriminelle immer mit Beute entkommen können.
    Das ist ja ein Armutszeugnis unserer Staatlichen Organe.

  3. Lentz sagt:

    Mehr als überfällig!

  4. Willy sagt:

    Die Banken müssen den Service für den Bürger nicht einschränken, wenn sie sich selbst besser schützen würden. Sie müssen es nur wollen. Von der Polizei in enger Zusammenarbeit mit den Banken entwickelten technischen Sicherheitsmechanismen würden schon reichen. dabei sind diese technischen Vorkehrungen mit wenig Aufwand umzusetzen. Allemal preiswerter als einen gesprengten Automaten zu ersetzen. Sie müssen es nur wollen. Statistisch gesehen werden in Deutschland 365 Automaten jedes Jahr gesprengt.

    #Wanders Jürgen#
    Sie Wisssen wohl dass das Polizeihauptrevier in Waren soviel Personal hat um die Automaten jede Nacht bewachen zu können?
    Selbst wenn wir Ihren Vorschlag mal in Betracht ziehen würden, wäre es nicht Verhältnismäßig, da es ein milderes Mittel gibt um Diebstähle verhindern. Wenn Sie verstehen was ich meine!
    Obwohl ich nicht genau weiß wieviele Beamte dort Dienst verrichten und wieviele Automaten Waren hat, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass dafür mind. 50% des Personalbestandes dafür drauf gehen würde.

  5. J. Jonas sagt:

    Es gibt keine schleichende Bargeldentwöhnung, sondern eine stetig geringer werdende Nutzung von Bargeld.

  6. Marcel sagt:

    In manch anderen Ländern sind die Automaten so gesichert das eine Farbpatrone bei Sprengung platzt und das Geld für die Täter unbrauchbar wird. Das ist in meinen Augen der einzige Weg um das langfristig unter Kontrolle zu bekommen. Ich weis nicht warum in Deutschland die Automaten so schlecht gesichert sind.