Gewerkschaft kritisiert Gebäudereiniger-Branche

6. November 2023

Ein Problem lässt sich in der Gebäudereinigung nicht mehr wegwischen: Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte gibt es 62 Betriebe der Gebäudereiniger-Branche. „Wer da arbeitet, hat ein massives Problem – und zwar im Portemonnaie“, sagt Wolfgang Ehlert. Der Bezirksvorsitzende der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern übt heftige Kritik an den Arbeitgebern: „Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete – die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die den Landkreis sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige.“

Der Vorwurf der IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern: „Arbeitgeber in der Gebäudereinigung weigern sich seit Monaten, ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen“, so Wolfgang Ehlert. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit. Dabei sei die finanzielle Situation der meisten Reinigungskräfte dramatisch: „Bei ihnen herrscht ‚Inflations-Ebbe‘ im Portemonnaie. Hier geht es nämlich um Menschen, die die Inflation mit voller Wucht trifft. Wer in der Gebäudereinigung arbeitet, muss ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen. Denn Reinigungskräfte arbeiten immer noch für einen Niedriglohn“, sagt der Vorsitzende der IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern.

Betroffen davon seien viele: Im Kreis Mecklenburgische Seenplatte arbeiten rund 1.190 Menschen in der Reinigungsbranche, so die IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern. Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. „Sie halten Schulen, Büros und Arztpraxen sauber, wischen Flure, saugen Teppichböden und putzen Fenster. Die Frage ist nur: Wie lange noch?“, sagt Ehlert. In der Reinigungsbranche herrsche längst ein „eigenes Inflationsgesetz“: „Hohe Inflationsrate – hohe Kündigungsrate. Denn je größer das Loch, das die Inflation in die private Haushaltskasse reißt, desto größer ist der Druck, der Branche den Rücken zu kehren. Es könnten mehr und mehr bei der Bodenwischmaschine den Stecker ziehen – für immer“, so der IG BAU-Bezirksvorsitzende.

„Arbeitgeber spielen gefährliches Spiel“

Vollzeitkräfte und vor allem aber auch Mini-Jobber hätten überhaupt kein Problem, woanders unterzukommen: „Die Gastronomie sucht genauso wie der Einzelhandel händeringend Leute“, sagt Wolfgang Ehlert. Er warnt, die Arbeitgeber der Gebäudereinigung spielten „ein gefährliches Spiel“: „Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verpokern: Die Menschen, die für sie eine saubere Arbeit machen.“

Monat für Monat wachse der finanzielle Druck auf die Beschäftigten der Gebäudereinigung. Auch die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) für Oktober erwartete Inflationsrate von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat könne keine Gebäudereinigerin und kein Glasreiniger „einfach so wegstecken“. Bei Lebensmitteln seien die Preise „geradezu explodiert“. Die Sommerstatistik bezeichnet Ehlert als „erschreckend“: „Ein Preisschub von über 27 Prozent bei Nahrungsmitteln innerhalb von nur zwei Jahren – das schlägt eins zu eins durch. Denn wer in der Gebäudereinigung arbeitet, der hat kein Polster im Portemonnaie.“

An die heimischen Bundestagsabgeordneten appelliert die IG BAU Ostmecklenburg-Vorpommern, den „Warn-Notruf der Gebäudereinigung“ mit nach Berlin zu nehmen. „Denn dass es in einer ganzen Branche vor Inflationsausgleichsprämien-Verweigerern nur so wimmelt, ist zum Beispiel auch bei der Strompreisbremse ein wichtiger Punkt. Dann nämlich, wenn es darum geht, dass der Staat auch für das kommende Jahr den Fuß auf der Preisbremse behält. Denn sollte der gedeckelte Preis für Strom – wie geplant – Ende dieses Jahres auslaufen, dann würde dies gerade die Beschäftigten der Gebäudereinigung unvertretbar hart treffen. Solange sich Arbeitgeber in der Krise so verantwortungslos wie Unternehmer der Gebäudereinigung aus der Affäre ziehen, bleibt nur der Ruf nach staatlicher Hilfe“, sagt Wolfgang Ehlert.


23 Antworten zu “Gewerkschaft kritisiert Gebäudereiniger-Branche”

  1. Melanie sagt:

    Leider nicht nur in MV so. Wie würde ich z.B. Weihnachtsgeld begrüßen,abgesehen von der Inflationspramie,wo ich bisher auch kein Cent gesehen habe. Die Gebäudereinigung wird mit den Füßen getreten.

  2. Schindler sagt:

    Die Größte Schuld gebe ich aber auch der IG Bau, bei Tarifverhandlungen immer nur den geringsten Lohn ausgehandelt.

  3. D.Nieswand sagt:

    Ich kann nur raten das sich die Reinigungskräfte sich stärker organisieren sollten. Zumbeispiel inder Gewerkschaft D.

  4. Ich finde es sehr einfach die „bösen verantwortungslosen“ Unternehmer zum Sündenbock zu machen. Sie als verantwortungsvolle Gewerkschaft sollten eigentlich wissen, das das Geld auch irgendwo her kommen soll. Die Gebäudereinigungsbranche hat schon länger einen Tariflohn der über dem Mindestlohn liegt. Also immer erst vernünftig Informieren bevor gemeckert wird. Die Probleme mit den Inflationskosten haben auch andere Branchen.

  5. Dirk 18 Hübner sagt:

    ist wirklich so ..es gibt nur Tarif 😔 von der Geschäftsführung oder Firma kein Cent mehr als Bonus sehr traurig.. auch nicht während der Corona Zeit… geschweige ein Dank…

  6. Mo sagt:

    Es ist nicht nur in dem Bundesland so und es können alle in der Branche ein Lied davon singen. Hauptsache die oberen zahlen sich die Summen aus genauso wie bei der Corona Prämie. Der kleine Mitarbeiter der die Arbeit macht geht immer unter.

  7. Bobe Siglinde sagt:

    In Niederbayern ebenso, kein Weihnachtsgeld, keine Inflationsprämie ! Die Gewerkschaft müsste, meiner Meinung nach, viel härter für die Reinigungsbranche kämpfen.

  8. Heike Härtel sagt:

    Dem kann ich mich nur anschliessen,Inflationsprämie,Weihnachtsgeld,Fehlanzeige,ich arbeite seid 15 Jahren in der Gebäudereinigung in einem Betrieb wo jeder diesePrämien erhält nur nicht die Reinigung,dabei würden doch die meisten im Dreck ersticken wenn wir von der Reinigung nicht wären,dasselbe war in den fast 3 Coronajahren,da flossen Prämien für jeden Mitarbeiter nur wir von der Reinigung wären wieder nicht bedacht

  9. Kaniski sagt:

    Ich habe seit 3 Jahren den Objektleiter Schein, jetzt den Gesellenbrief und bei Verhandlungen zwecks meinem Gehalt (Vorarbeiterin Nacht) hat man mir gesagt, das es doch viel sei und ob ich das mal in DM umgerechnet hätte. Ich war sprachlos und enttäuscht. Ich kann mein Gehalt auch in Reichsmark umrechnen, ich bin einfach nur noch sauer und enttäuscht 😞

  10. Dzeyk sagt:

    hallo Herr Gerhardt
    Sie sind sicherlich selbst Unternehmer, da ist es klar,das So so reagieren, aber zum 1. ist Reinigungskraft ein undankbare Beruf zum 2.,wenn Ihre Leute für Sie den Dreck nicht wegmachen,verdienen Sie auch nichts und was sind 13€ in der Stunde, das ist Brutto, legen Sie mal 2€ mehr drauf und für arbeitserledigungen ohne Beschwerde noch eine Prämie, dann werden Sie sehen, wie Ihre Arbeiten Ihnen es danken,nicht nur So wollen gut von Arbeit leben,ihre Mitarbeiter wollen es auch und nur durch die,geht es Ihnen gut,niemals vergessen

  11. MarcoWitten sagt:

    Es erfüllt mich mit großem Bedauern zu sehen, wie die Gewerkschaft trotz ihrer niedrigen Lohnabschlüsse bei den Tarifverhandlungen lautstark auftritt. Es waren doch eben diese Gewerkschaftsvertreter, die den geringsten Lohn akzeptierten. Die gesamte Misere ist politisch bedingt und kann nicht den Arbeitgebern angelastet werden. Es scheint, dass diese Gewerkschaft mehr Wert auf laute Rhetorik legt, anstatt konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

  12. Ute Schulz sagt:

    Ich arbeite schon zwei Jahre in einer Reinigungsfirma ohne Weinachtsgeld,keine Inflatstinopräme ,aber arbeiten soll man immer,ohne Anerkennung.Da bei arbeiet man körperlich schwer,ich bin sehr traurig darüber und unzufrieden weil die Firma kein Coronageld und nichts extra an Geld gibt.

  13. Kathi sagt:

    Guten Tag.
    Beschämend ist es ,wie wir von a nach b geschickt werden um zu unseren EU-Rente noch etwas dazu zu verdienen.
    Man landet dann in einer(mehren)
    Reinigungsfirmen und wird dort richtig ausgenutzt.
    Wir haben nicht um sonst diese Rente,was der Arbeitgeber auch weiss, trotzdem sollen wir an vielen Stellen gleichzeitig Reinigen.
    Am Ende des Monats freut man sich es geschafft zu haben,schaut auf den Lohnzettel und dann zieht der Arbeitgeber noch 2 % davon ab,was soll das alles.
    Im Jahr sind es auch 240 Euro.
    Traurig ist diese Gesellschaft geworden,einfach nur traurig.

  14. Sebastian B sagt:

    Bin in einem der Betriebe, und ich habe einen kleinen Ausgleich bekommen. Fragen kostet nichts, machen die meisten nicht. Wie mein Arbeitgeber heute zu seinem Partner sagte: der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Der Tarif Lohn muss hoch und dafür kann nur die IG Bau was dagegen machen. wenn die Verträge unter Dach und Fach sind rumheulen kann jeder wenn es darauf ankommt dann muss man Eier zeigen sprich Verhandlung für höhere Tariflöhne aushandeln.

  15. Uwe Strobel sagt:

    Hallo zusammen. Ich arbeite seit 38 Jahren in der Gebäudereinigung und ja es ist Knochen Arbeit für wenig Geld. Vor 12 Jahren habe ich mir gedacht nicht mehr für eine Reinigungsfirma zu arbeiten sondern in einem Unternehmen das seine eigene Reinigungsabteilung hat aber nicht vom Umsatz des reinigens existiert sondern wie bei mir in der bayerischen Bauindustrie die ihr Geld durch die Ausbildung fort und Weiterbildung verdient. Bezahlt werde ich nach internen Tarif, als Vorarbeiter und das deutlich höher als der Reinigungs Tarif, zudem erhalte ich ein 13 monats Gehalt und im Frühjahr einen halben Lohn als Prämie. Keine Gebäudereinigungsfirma bietet das annähernd und lässt einen kaputt arbeiten mit geringster Wertschätzung und puren Stress ohne jedelichsten Respekt der Person gegenüber. Mein Tipp, bewerbt euch woanders als in reinen Reinigungs Firmen die einen regelrecht ausbeuten und nur malochen lassen bis zum umfallen.

  16. Bea sagt:

    Ich kann mich den vorhergehenden Kommentaren nur anschließen.
    Ich arbeite in der OP Reinigung in einem Krankenhaus.
    Dort ist keine einzige Reinigungskraft mehr direkt abgestellt, wir wurden alle an ein Europaweit agierendes „Sklavenunternehmen“ verhökert um Kosten einzusparen.
    Coronaprämie, Inflationsausgleich, Weihnachts- oder Urlaubsgeld??? Alles Fehlanzeige… Wir sollen nur schuften wie blöd und das immer mehr, da die Leute sich andere Jobs suchen.
    Das ganze ist nur noch traurig und von der Gewerkschaft bin ich zutiefst enttäuscht 😞

  17. anaanka 93 sagt:

    Die Lösung kann doch nur sein , Gewerkschaftsmitglied zu werden. Ohne Mitglieder sind den Gewerkschaften die Hände gebunden. Gewekschaftsbeiträge kann man steuerlich absetzen- Streik geht nur mit Gewerkschaft ( Streikgeld nur für Mitglieder). Nur Streiken hilft- freiwillig rückt kein Unternehmer etwas raus. So funktioniert Kapitalismus, haben wir doch in der Schule gelernt und wenn sich alle einig sind, kann der Chef selbst putzen gehen.

  18. Baumgarten sagt:

    Ohne uns Reinigungskräften würde alles den Bach runter gehen.. Sauberkeit ist das A u.O .. in jeder Firma, Unternehmen ect. um sich zu präsentieren.. gerade da sollte der Lohn steigen und nicht nur bei den Beamten, Pensionierte ect.. (oder Ausländer)..
    Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld als Bonus dazu.. Reinigung ist auch eine Wichtige Arbeit.. Wie im Baugewerbe, öffentlichen Dienst, Verkauf ect.. einfach nur traurig..

  19. Babs sagt:

    Auch wir arbeiten in einer Reinigungs Firma, was viele hier sagen stimmt leider, man bekommt weder Achtung noch Lob man darf nur funktionieren, und wehe man sagt mal nein dann wird gleich mit Abmahnung gedroht, wir als reinigungskräfte sollten mal auf die Straße gehen, weil wir arbeiten am Tag meistens 14-16 Stunden egal wie es einen dabei geht , und nach 5.stunden Schlaf darf man wieder auf der matte stehen. Es wird Zeit das unsere Gewerkschaften auch mal an uns denkt, und nicht nur an die sessel bubser denkt. Wenn es uns nicht gebe würde manch einer im Treck ersticken. Also liebe Gewerkschaft tut endlich mal was für uns

  20. Regimekritiker sagt:

    @anaanka 93, 👍👍👍

  21. A. sagt:

    dem kann ich mich nur anschließen….in unserer Firma gab es kein Corona Zuschlag,kein Inflationsausgleich nichts….mal abgesehen von Weihnachts- und Urlaubsfeld
    Überstunden werden als Objektleiter auch nicht gezahlt …man soll aber praktisch 7 Tage die Woche 24 Stunden erreichbar sein
    es ist generell ein Witz was in der Gebäudereinigung gezahlt wird…es ist ein Knochenjob ,aber das sehen sie wenigstens…leider

  22. Steffen sagt:

    Mal eine Frage an die Mitarbeiter der Gewerkschaft :

    Sorry aber die Forderung sind sowas von übertrieben 🙈 wo bitte soll das Geld für die Zahlung der Inflations-Ausgleichs-Prämie her kommen?

    Ein Unternehmen hat 400 Beschäftigt und müsste gemäß ihrer Forderung 1,2 Mio € auszahlen! Zeigen Sie mir nur ein Unternehmen welches die Zahlung leisten kann.

    Aber vielleicht wollen Sie ja erreichen das einige Firmen Insolvenz anmelden, da sind dann die Mitarbeiter die großen Gewinner!!!

  23. Regimekritiker sagt:

    @Steffen, dann mal Hosen runter. Wenn ich mir als Aussenstehender ein Bild von der Situation machen soll, muss ich wissen, wie hoch der Reingewinn p.a. ist. Ich brauche Fakten. Da die ganze Geschichte, Corona, Inflation, alle trifft, kann, zumindest, der Unternehmer die Mehrkosten an seine Kunden weitergeben. Das kann der Arbeiter nicht.